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  • Day 24

    Valdivia - der Kampf um das Monopol

    March 3, 2023 in Chile ⋅ ⛅ 22 °C

    Eine beschaulich kleine Studentenstadt an der Pazifikküste. Versteckt in ein, zwei Fjorden - wer hätte da gedacht dass es seit jeher Machtkämpfe um die Vorherrschaft gibt?

    Ich befinde mich hier im Land der Mapuche. Die besiedeln von BioBio-Region bis nach Patagonien eigentlich alles. Mit den spanischen Invasoren wurde hier in der Fjordlandschaft ein Handelsstützpunkt errichtet. Und es dauerte nicht lang dass die Mapuche unzufrieden waren, ihn überrannten und zerstörten. Für mehr als 50 Jahre verfiel alles und war unbewohnt sich selbst überlassen bevor die Spanier einen zweiten Versuch wagten. Diesmal wurde die Verteidigung des Seeweges gleich mit vier Festungen gesichert obwohl Piraten in dieser Region bis heute eher fraglich sind. Die Mapuche haben auch nie wieder Aufstand gewagt. Denn neben den Spaniern kamen eine Reihe deutscher Kolonialisten und die brachten das Bier mit.

    Heute ist Valdivia eine junge Studentenstadt. Mit dem Ruf nach mehr Entscheidungsfreiheit und mehr Unabhängigkeit von Puerto Montt wurde neben der Region Los Lagos hier noch die Region Los Rios einberufen.
    Neben ein paar kleineren Sachen die es hier zu organisieren gilt gehe ich auf einem ersten Stadtrundgang zum Fischmarkt. Hier gibt es leckere Ceviche (frischer roher Fisch mit Gemüse und ganz viel Zwiebel in der Schale auf die Hand) der Fang vom Morgen umfasst viele Muscheln, ein wenig Seelachs und viel Tintenfisch. Die Fischer bereiten den Fang vollumfänglich vor, nehmen ihn aus und filetieren ihn vor den Augen der Kundschaft. Der Verwurf wird hier zum Paradies für Seelöwen. Die kämpfen gleich hinter den Ständen um die besten Plätze. Da hindert auch ein mehrer Meter hohes Gitter nicht wenn der Fisch ruft. Wer sich satt gefressen hat der schwimmt dann auf die Sonnenterasse und aalt sich. Aber Fisch ist definitiv interessanter an diesem Nachmittag.

    Am nächsten Tag mache ich einen Ausflug entlang der Fjorde von Valdivia. Mit dem Bus geht es durch unzählige Sumpflandschaften. Der Ort Niebla macht seinem Namen alle Ehre und so setze ich kurzerhand mit der Fähre über nach Corral. Das Boot gerade groß genug für 20 Leute schaukelt zwischen den Wellen als hätten wir hohe See da heißt es gut festhalten. Zudem pfeift vom Meer ein starker, kalter Wind und treibt die Nebelschwaden über die Insel. Als käme man aus dem Nebel am anderen Ende in eine neue Welt scheint am anderen Ufer tatsächlich unverblümt die Sonne als wäre nichts gewesen.
    Das Fort bildet einen Verbund aus vier Festungen die hier um die Fjordmündung mit mehr als 80 Kanonen feuern konnten. Und obwohl es weder zu Zeiten der Spanier noch später in Chile je zum Einsatz kam wurde es selbst zu Pinochet-Zeiten in Gefechtsbereitschaft gehalten. Erst dann wurde es ein Museum das langsam in sich verfällt. Als ich hörte dass man hier in Corall kostenlos Fahrräder ausleihen konnte war ich natürlich der letzte der dabei nein sagen würde. Mit dem Rad ist man halt doch effizienter unterwegs. Der Weg führt mich vorbei an hunderten kleiner Fischerboote die auf ihren Kapitän warten und seelenruhig dahin schaukeln bis zu einer zweiten Festung und weiter bis auf einen Aussichtspunkt über die Region. Erst am späten Nachmittag lichtet sich der Nebel über Niebla das ja nur einen Kilometer entfernt liegt. Für mich ist es bis dahin schon ziemlich schweißtreibend. Ich bin froh dass die Sonne nicht mehr so hoch steht südlich vom Wendekreis. Mit der Fähre gehts zurück und der Bus wirft mich nachher an einer riesigen Brauerei raus.

    Hier gründete Armin Kunstmann aus Deutschland eine der zwei größten Brauereien in Chile und führt sie als Familienunternehmen seit über dreißig Jahren zum Ruhm. Sagen wir mal die Führung war interessant und das Bier schmeckt sehr experimentell. Deutsches Reinheitsgebot hin oder her. Der Größenmaßstab ist jedoch schon sehr beeindruckend. Mit Elektrobussen geht es quer über das Gelände. Seit einigen Jahren versucht man auch seinen eigenen Hopfen zu züchten. Bislang ist die Ausbeute jedoch zu gering und die Pflanzen wachsen wegen des Seeklimas viel zu langsam bis der Südsommer vorüber ist. Im Museum steht ein VW Bulli der zum Bierfest hier regelmäßig den Karren mit den Fässern ziehtund, das finden einige sicher besonders attraktiv, ein Lastenfahrrad mit eigenem Zapfhahn.

    Es ist Freitag Abend. Die Zeit in der scheinbar alles was trinken kann ganz schnell in die Kneipe muss. Der Busfahrer auch. Und so ist es mir schon öfter vorgekommen dass wie heute Abend die ganzen SUV und Pickups auf ser Straße vom Jäger zum gejagten werden. Natürlich lasse ich mir das selbst auch nicht zwei mal sagen. Hier gibt es so viele Bars und Kneipen die im Keller ihr eigenes Bier brauen dass probieren zur Pflicht wird. Auch wenn ich gerade erst eine Brauereiverkostung hinter mir habe. Morgen früh muss es ja vielleicht nicht ganz so zeitig losgehen…
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