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  • Day 11

    Die Evakuierung

    March 30, 2023 in Antarctica ⋅ 🌬 1 °C

    Ein neuer Tag auf der Plancius. Über Nacht haben uns seit Tagen die ersten Wellen durchgeschaukelt als wir die Gerlach Strait auf dem Weg zu den Shetland Inseln passiert haben. Entsprechend viele hungrige Mäuler fehlen zum Frühstück und wenn man das Buffet nicht aufisst kommt entsprechend schlechtes Wetter auf. Bereits während wir frühstücken gehen wir für heute schon zu Plan B über. Das warme Bad auf dem aktiven Vulkan ‚Deception Island‘ muss auf ein anderes Mal warten. Wir fahren gleich durch zu Halfmoon Island um noch einen Landgang mit Seeelefanten zu genießen bevor wir am Nachmittag in die Drake Passage einbiegen wollen.

    Die See ist rau. So wie der erste Tag auf Peterman Island begann, so endet es heute. Bis dreißig Knoten Wind lässt uns der Kapitän von Bord. Also nichts wie raus! Die Shetland Inseln überzeugen nämlich weniger durch Eis und Gletscher als viel mehr durch ihre raue Gestalt und arktisches Klima mit Moosen, Flechten, Vulkanen und natürlich Seelöwen.
    Erst sind sie neugierig und den Ersten die anlanden fällt es schwer die 25m Sicherheitsabstand einzuhalten. Die Tiere sind schnell! Das ist nicht umsonst. Doch sie verlieren auch schnell wieder die Neugier und widmen sich erneut ihrem Spieltrieb. Dieser Ort ist bekannt für jede Menge Seelöwen. Es tut gut nach drei Tagen wieder etwas anderes zu zählen als Pinguine. So gerne ich Schnee und Eis mag, genauso gerne sehne ich mich nach der Wüste wieder nach etwas Grün in der Landschaft.
    Am Ufer ist ein Rettungsboot gestrandet. Bereits bei der Landung heute früh hätte es genauso gut passieren können dass es nicht das einzige geblieben wäre. Während der Wind mich auf einen Pass hinauf treibt kommt mir Valerie bereits entgegen. Die Crew hat Anweisung vom Kapitän uns so schnell wie möglich von der Insel zu evakuieren. Der Wind hat mittlerweile 40 Knoten erreicht. Wir dürften schon längst nicht mehr hier sein. Aber was wäre schönes Wetter auch für ein hässlicher Abschluss in einem Seegebiet das als eines der rauesten der Welt gilt. =)

    Der Evakuierungsplan sieht vor dass alle schnellstmöglich zurück an Bord kommen und keiner dabei ins Wasser fällt. Die Crew hilft uns von Stein zu Stein bis ins Boot. Dass die Gummistiefel nicht mehr ausreichen verdanken wir dem Wellengang der mittlerweile 0,8-1m hat. Im Schlauchboot bekommt jeder eine ordentliche Dusche. Das Bordmanöver gelingt auf den dritten Versuch. Wir müssen teils reichlich auf Kopf und Hände aufpassen um nirgendwo eingequetscht zu werden. Zum krönenden Abschluss heißt es dann die Gummistiefel auszugießen.

    Was soll ich sagen. Mission erfolgreich abgeschlossen. Alle haben überlebt. Fast alle Herausforderungen und vor allem unsere „Abschlussprüfung“ für die Antarktis heute Morgen wurden erfolgreich bestanden. Besonders unser Geburtstagskind ist happy darüber. Claudio unser Expeditionsführer feiert heute seinen zigsten zwanzigsten Geburtstag. Auf uns wartet somit noch ein feierlicher Abschluss heute Abend bevor morgen wieder alle zum Frühstück fehlen werden.
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