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  • Day 100

    Himmelfahrt zum Strand

    May 18, 2023 in Uruguay ⋅ 🌬 18 °C

    Zweiter Tag in Montevideo. Ich hatte selbst hier in der Hauptstadt das 6-Bett-Zimmer im Hostel gänzlich für mich allein. Das Frühstück ist schon wieder spät. Ich mutiere hier noch zum Spätaufsteher und werde trotzdem immer der Erste bleiben der hier irgendwo wach ist. Es hat aber auch einen anderen Grund. Großstadt eben, der Abend ging etwas länger…
    So bin ich doch gestern fast einem Trittbrettfahrer erlegen. Am Nachmittag wollte ich mich mit einem Couchsurfer aus Montevideo treffen. Solche Hangouts hatte ich ja einige in Buenos Aires und stets mit guter Erfahrung. Treffpunkt McDonald. Ich habe mir das Bild vom Gegenüber eingeprägt und bin schnur gerade los weil wie immer spät dran. Pünktlich wie vereinbart war ich um 17.05 Uhr am McDonald und ein Gesicht von den fünf Leuten dort vor Ort kam mir auf den ersten Blick bekannt vor. Ich also ‚hallo’ gesagt und ich bin auch sofort herzlich begrüßt worden. Wir redeten kurz über Musik und ich erzählte von meiner Reise. Anders als im Profil angegeben wendete sich die Diskussion jedoch bald hin zum Essen und ich wollte doch eigentlich zum Sonnenuntergang am Leuchtturm. Als sich in den nächsten Minuten herausstellte dass ich hier angebettelt werde um einem Straßenmusiker ein McDonalds Frühstück am späten Nachmittag zu kaufen war ich vorsichtig distanziert und verabschiedete mich. Später erhielt ich Nachricht dass ich wohl dem falschen Gesicht begegnet bin und mein Couchsurfer vergebens auf mich gewartet hatte. Ich genoss den Sonnenuntergang und wir verabredeten uns auf einen zweiten Versuch Abends um zehn nach der Uni. Es entwickelte sich noch ein herrlicher Abend der eben bis nach Mitternacht andauerte.

    So lässt sich Himmelfahrt natürlich auch beginnen. Der obligatorische Wandertag zu Himmelfahrt brachte mich anschließend in den Yachthafen von Montevideo und zurück. Bereits am Mittag hatte ich nach 2 Tagen genug von der Stadt. Leider hat sie wirklich viel von ihrem Glanz verloren und bleibt derzeit zurecht nur das hässliche Entlein hinter dem aufstrebenden Buenos Aires.

    Das Geld ist in andere Städte wie zum Beispiel Punta del Este abgewandert. Hier spiegeln sich selbst im Winter die Yachten und Hochhäuser der schönen und Reichen im Hafenwasser. Nicht nur Uruguay, gefühlt hat hier jeder Reiche von Buenos Aires bis Rio de Janeiro ein Urlaubs- und Sommerhäuschen. Die 8.000 tatsächlichen Einwohner lassen den Ort eigentlich noch lebendig erscheinen. Spätestens wenn man aber durch verwaiste Straßen voller glitzernder Boutiquen läuft die wegen Nebensaison allesamt geschlossen haben und wenn sogar das erstbeste Hostel am Ort geschlossen hat weiß man dass gerade kein Sommer ist. Trotz 25 Grad im Schatten.

    Aus dem Strand greift eine bröckelnde Hand nach dem Licht. Frei interpretiert als wäre der glamouröse Schwan in seinem letzten Atemzug. Das ganze soll Kunst sein und benötigt dringend eine Restauration.
    So wie ich den Tag begonnen habe beende ich ihn auch bei einem Spaziergang durch den Yachthafen. Diesmal hier in Punta del Este. Die Seelöwen tummeln sich am Fischmarkt. Wenn die sich hier wohl fühlen denke ich, ist es sicher keine schlechte Idee anstatt dem mitgebrachten Essen heute frischen Fisch auf den Tisch zu zaubern. Das widerspricht zwar fast schon der Tradition zu Männertag. Aber wie Großvater immer schon sagte: Es wird gegessen was auf den Tisch kommt sonst wird das Wetter schlecht.
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