Uydu
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  • Gün 105

    Erfindungen aus Uruguay hautnah

    23 Mayıs 2023, Uruguay ⋅ 🌩️ 19 °C

    Man könnte meinen der Herr Justus von Liebig war ein rechtschaffener deutscher Bürger der freilich viel forschte und nachdem in Gießen heute sogar die Universität benannt ist. Dass er aber ganz anderen Ortes ein Imperium aufbaute das später Weltruhm erlangte - das gehört in Deutschland eher zu den dunklen Kapiteln die niemand gern erzählt.
    Das Örtchen Fray Bentos ist heute von einer riesigen Cellulose-Fabrik abhängig. Der Grund dafür liegt weit in der Geschichte zurück 1863 und hat mit Cellulose rein gar nichts zu tun. Aber mit den Arbeitern die sich aus mehr als 60 Nationen hier am Rio Uruguay bereits angesiedelt hatten. Die kamen alle nach Fray Bentos denn es war der Dreh- und Angelpunkt für Fleisch.

    Uruguay hat doch einige Erfindungen in die Welt getragen deren Ursprung heute wohl kaum einer kennt. In den 1920er Jahren entwickelte der Uruguayische Apotheker Rómulo Mangini eine bitter schmeckende chininhaltige Getränkemischung. Um sie marktfähig zu machen schloss er sich mit Farmern zusammen und gründete die los Toros Agua Tonica Cooperation.
    Bereits die Jesuiten hatten hier mit dem schwül warmen Wetter stark zu kämpfen und entwickelten hier in Uruguay als erste in Südamerika eine ausgereifte Fertigung von Pökelfleisch im 18. Jahrhundert.
    Und dann gab es Träumer. Das könnte ich selbst nicht besser sein. Die rede ist aber vom deutschen Chemiker Justus von Liebig der zur Mitte des 19. Jahrhunderts einen Fleischextrakt entwickelte und der bis heute noch der Albtraum eines jeden Seglers sein wird. Corned Beef. 1863-1971 wurde hier weltweit das erste verarbeitete Rindfleisch produziert. Zusätzlich kommen Brühwürfel mit Fleischextrakt, Babynahrung, Backpulver, Kondensmilch, Trockenei aber auch Medizin wie Bluteiweiß-Albumin oder Düngemittel aus der Fabrik. Alles was als Rind rein geht wird zu 100% verarbeitet. Abfälle gibt es ausschließlich bei der verbrannten Asche zur Kohleverstromung. Liebig legte von Anfang an deutsche Gründlichkeit und Qualität an oberste Stelle in der Produktion. Die Tiere wurden nach dem Transport einige Tage gut versorgt und konnten ihren Adrenalinspiegel abbauen. Vor dem Schlachthaus mussten sie durch ein Becken schwimmen um frei von Parasiten zu sein. Im Schlachthaus selbst arbeiteten Saisonabhängig 4500 Angestellte in drei Schichten und zerlegten täglich 2.500 Rinder. (>200 pro Stunde, das ist das fünffache der heutigen Produktion in Uruguay. Damals wurde aber auch noch mehr Fleisch gegessen als heute) Durch den internationalen Zustrom an Arbeitern und Ideen geriet die Fabrik auch zur ersten elektrifizierten Fabrik im Land. Tags versorgte sie das fünfstöckige Kühlhaus mit Strom für die Ammoniak-Kältepumpen und nachts bekam Fray Bentos Strom und Licht aus der Fabrik als in Deutschland noch Jahrzehntelang Gaslaternen brannten. Als der erste Weltkrieg kam entwickelte man in der Fabrik auch Holzkohletabletten die es ermöglichten ganz ohne Rauchzeichen heißes Essen zuzubereiten. Man distanzierte sich aber auch von Anfang an von seinen deutschen Wurzeln und wollte nunmehr im englischen Markt Omnipräsent sein. Das führte dazu dass die OXO-Brühwürfel um die ganze Welt gingen. Scott hatte sie auf seiner Antarktisexpedition schon genauso im Gepäck wie Stanley auf der Livingston-Rettungsmission in Zentral-Afrika, Alock und Brown auf dem weltweit ersten Transatlantikflug und die ersten Astronauten nahmen es sogar mit ins All.

    Heute ist die Fabrik eine Ruine die dem Wettbewerb auf dem Weltmarkt nicht mehr standhalten konnte. Vor sieben Jahren in 2016 wurde sie das einzige materielle UNESCO-Weltkulturerbe aus der Zeit der Industrialisierung zum Thema ‚Fleisch‘.
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