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  • Day 121

    Aufstand in Salta

    June 8, 2023 in Argentina ⋅ ☀️ 24 °C

    Im Morgenfernsehen wird schon davon berichtet, als ich dann auf die Straße trete ist es Realität. Das Wohnviertel rund ums Zentrum hier ist heute im Ausnahmezustand. Es scheint die Sozialverbände haben zu einer Kundgebung mit Demo aufgerufen. Die Forderungen sind wie überall. Abkehr von der Inflation, Bürgergeld für alle. Dabei dachte ich dass ich die sozialistischen Tendenzen in Paraguay vorerst hinter mir lassen konnte.

    Der Nachmittag vergeht ohne dass wir drei Zimmerbewohner uns auf einen gemeinsamen Plan einigen können. Schlussendlich geht es 1035 Stufen hinauf auf den San Bernardo Hügel. Dem lieben Christus ein Stück näher und die Stadt zu Füßen. Wir genießen den herrlichen Ausblick und ein Eis. Dann trennen sich die Wege wieder. Einer fährt gen Süden weiter und zwei warten auf Auskunft ihrer Tourveranstalter wann es wie weiter geht. Das kann heute nämlich keiner sagen. Während der Süden frei ist haben die Leute im Norden Straßenblockaden errichtet. Das sorgt für Unruhe. Wie ich jetzt erfahre demonstrierten am Morgen vor allem die Lehrer in der Stadt für mehr Geld.
    Die Provinz Salta hat vor vier Tagen jedoch außerdem ein Gesetz verabschiedet das es den Leuten nur noch nach Voranmeldung erlaubt die öffentliche Straße für eigene Zwecke zu nutzen. Ich vermute mal dass es dabei nicht nur um Straßenverkauf und Werbung entlang der Straße geht. Die Leute sind so aufgebracht dass sie sich in ihrer Meinungsfreiheit beschränkt sehen und für ihr Recht nach der Verfassung kämpfen wollen. Darum Straßenblockaden besonders dort wo es weh tut. An den Ausfallstraßen der Stadt und an den Zufahrtsstraßen in die Minengebiete der Provinz. Dort lagert der neue Schatz von Argentinien in Form von Lithium für die Batterien dieser Welt. Deshalb gibt es leider auch Probleme mit der Organisation der nächsten Tage. Ich lasse mich mal überraschen. Alles was es wieder einmal kostet ist Zeit.

    Zurück in der Unterkunft gibt es noch einen Lichtblick für mich. Ich treffe auf zwei Radfahrer die von Patagonien den weiten Weg bis hierher und weiter nach Lima auf sich nehmen. Das sin die ersten seit 10.000km. Es fühlt sich irgendwie toll an. Allein das fremde Fahrrad verbreitet sofort seinen Charme von Geborgenheit in diesen unruhigen Tagen.
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