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- Day 139
- Monday, June 26, 2023 at 3:00 PM
- 🌬 30 °C
- Altitude: 421 m
BoliviaSanta Cruz de la Sierra17°47’4” S 63°10’56” W
Nichts als guter Kaffee
June 26, 2023 in Bolivia ⋅ 🌬 30 °C
Bolivien hat viele Gesichter. Das Hochland der Quechua habe ich mir in den letzten Tagen ausgiebig angeschaut. Über die Hälfte der 11 Millionen Bolivianos lebt jedoch in La Paz, in Cochabamba oder in Santa Cruz. Bolivien selbst hat schließlich auch den Beinamen ‚estado plurinacional‘. Das trifft vor allem auf den Zusammenschluss der indigenen Gruppen.
Für den nächsten Zwischenstop wähle ich aus mehreren Gründen Santa Cruz de la Sierra. Ca. 500km Straße trennen die Stadt vom Hochland. Mich erwarten hier ein vollkommen anderer Menschenschlag, ich bin zurück im Tiefland auf plötzlich nur noch 500m. Ob mir das nach so viel Höhensonne bekommt? Als ich aus dem Bus steige geht gerade die Sonne auf. Doch es ist jetzt schon schwül heiß. Östlich der Stadt beginnt der Regenwald. Das erste Mal seit Wochen sehe ich Wolken am Himmel. Später stellt sich mir sogar die Frage ob es nicht sogar noch regnen würde heute. Ich weiß bei der Gelegenheit gerade echt nicht wann ich das letzte Mal im Regen stand. So schön das tolle Wetter ist. Das wirkt auf mich von einem Augenblick auf den Nächsten sehr befremdlich.
Es ist Montag da müssen die Bolivianos die Woche ruhig angehen. Also treffe ich auf dem Weg ins Zentrum auch niemanden auf der Straße. Als ich da bin gibt es auf dem Markt immerhin den ersten Kaffee. Der war mir zuvor wärmstens empfohlen worden. Stadtangestellte stehen in weißem Anzug und mit Schaffnermütze den ganzen Tag irgendwo um den Markt herum und verkaufen Kaffee aus Thermoskannen mit lecker Kondensmilch. Das kann tatsächlich das Frühstück ersetzen.
Die Innenstadt verspricht auf den ersten Blick mehr als sie am Ende hergibt. Ein endloses erscheinendes Wirrwarr aus Quadraten dass einzig durch einen inneren, mittleren und äußeren Stadtring durchbrochen wird. Die Häuser sind anders als im Rest von Bolivien auch außerhalb des Zentrum verputzt. Die Geschäfte zeugen davon dass hier der Kapitalismus Einzug gehalten hat. Juweliere, Goldschmiede, selbst Victorinox-Messer bekommt man hier im Original. Die leckeren Mittagessenmärkte sind indes gänzlich verschwunden. Der Bankangestellte von Welt geht heute zu Starbucks oder er kauft sich ein Eis. Dem Aussehen manch älterer Männer nach sind jedoch auch die Schokoladenreserven im Schreibtisch nicht unerheblich.
Wenn die Stadt schon nicht viel hergibt hatte ich mir fest vorgenommen endlich mal wieder eine Schmetterlingsfarm zu besuchen. Da die Mittagssonne drückt nehme ich extra ein Uber-Taxi. Das ist hier sehr erschwinglich und der Fahrer erzählt mir vorab von seinen Erlebnissen auf der Schmetterlingsfarm. Das Tor steht weit offen und es parkt nur ein Auto auf dem Platz. Cool, dann habe ich das ja ganz für mich alleine! Was ich jedoch alleine ernte ist die Enttäuschung dass es das Auto des Wachmannes ist der mir erzählt dass ich am Mittwoch wiederkommen muss. Heute und morgen ist alles geschlossen. Unzufrieden ziehe ich meiner Wege. Es wird Zeit das ‚Beste aus dem Tag zu machen’. Endlich mal eine Herausforderung die ich in jeder Situation problemlos lösen kann.
Ich bin kein Großstadtmensch und wenn ich schon außerhalb der Stadt und sogar jenseits des Flusses bin kann ich die Umgebung erkunden. Immerhin gibt es hier die Garküchen noch und es ist noch Mittagszeit. Da fühlt sich mit Graupeneintopf doch gleich besser an. Auf dem Rückweg in die Stadt entscheide ich mich zu laufen. Ich habe ja Zeit. Es dauert nicht lang da haben sogar die LKW Fahrer schon Mitleid und laden mich auf eine Fahrt ein. Aber was will ich so schnell wieder zurück in der Stadt mit der ich nicht warm werde? Stattdessen gehe ich zum Fluss. Kilometerweiter Sandstrand erwarten mich weil der Fluss gerade wenig Wasser führt. Hier lässt sich die Mittagsglut aushalten. Ein paar Hirten treiben ihre Kühe an den Fluss und ganz in der Ferne ragen drei Hochhäuser über den Regenwald. Wenn ich so hier sitze ist es schwer zu glauben dass neben mir eine Millionenmetropole liegt aus der heraus es schon mal eine Stunde dauern kann bis man entlang der Straße sonst wieder auf Rinder, Felder und Wiesen blicken kann.
Am Abend organisiere und plane ich ein wenig für die nächsten Tage. Dazu gibt es noch einmal einen leckeren Kaffee mit Kondensmilch. Diesmal in groß damit er den ganzen Abend reicht und noch möglichst etwas in Erinnerung bleibt. Ansonsten hält mich hier nichts.Read more










