• Hochzeit, Filmstars und Betrügereien

    July 8, 2023 in Bolivia ⋅ ☀️ 14 °C

    Leider war es das vorerst schon wieder mit der Stadtbesichtigung in LaPaz. Ich folge der Einladung meines Freundes zum See. Der Weg zum Titikakasee gestaltet sich durchaus abenteuerlich. Ich folge der Wegbeschreibung zum Busbahnhof. Das sind etwa sieben Kilometer Seilbahnfahrt über den Dächern von La Paz und El Alto. Wer La Paz dann noch nicht gesehen hat der muss die anderen sechs Seilbahnen auch noch fahren. Ich laufe noch drei Blocks zum besagten Busbahnhof um mein Collectivo nach Huatajata zu finden. Keine Chance. Zuerst wird mir wie immer gesagt ich soll bis ganz nach hinten laufen, dort findet sich bestimmt ein Kleinbus. Nach der Ernüchterung geht das Verhandeln los. „Du steuerst doch diesen und jenen Ort am See an. Kann ich da mitfahren? Mein Stop liegt auf halbem Weg?“ Mehrfach bekomme ich ein Nein, ich solle weiter hinten schauen. Erst als endlich irgendjemand ein Quantum weiter denkt, sieht er dass da gar kein Bus steht. Er fragt nach und meint dass die Busse nur Montag bis Freitag im Terminal halten, sonst 1-2 Blöcke außerhalb. Also da hin laufen und in dem Gewusel aus 1001 Kleinbus den Richtigen finden.
    Das klappte sogar, wie auch immer. Nun konnte die Weiterfahrt beginnen. Bis zur Maut Station. Unser Kleinbus mit 15 Leuten und einem Rucksack völlig überladen wollte sich natürlich nicht in der Autoschlange hinten einreihen und fuhr über das Feld neben der Schnellstraße bis ganz nach vorne. Das blieb aber auch der Straßenpolizei nicht verborgen. Die fischte uns sogleich raus. Papiere des Fahrers, Passagierliste, zum Schluss musste der Fahrer ob der Schikane noch seinen Feuerlöscher vorzeigen und ein wenig Kleingeld mitnehmen. Bestechung hilft scheinbar immer.
    Fermin erwartete mich bereits. Durch die Sucherei und das Hickhack mit der Polizei war ich mittlerweile 90 Minuten in Verzug. Wir gingenninndie Ausstellung und blätterten ein wenig in den alten Zeiten. Fotoalben, Bücher und natürlich Schilfbootmodelle. Bevor er am Nachmittag noch eine Besuchergruppe erwartete gingen wir Mittagessen. Zum See gehörig gab es Fisch. Wie üblich mit Pommes und Reis. Gemüse hab ich sogar auch gefunden. Aber der Fisch war das Highlight.

    Es ging zurück und ich schaute mir die Ausstellung weiter an. Sie besteht nicht nur aus einem Nachbau der RA II. Das leben und Handwerk der hier lebenden Uru-Indianer wird ebenso veranschaulicht. Von der Webkunst bis hin zur wirklich handfertigen Herstellung von Schuhen aus Autoreifen. Das ist doch mal fortschrittliches Recycling! Nun ja, leider schon wieder museumsreif. Außerdem gibt es hier noch eine interessante Ausstellung zu Archäologie zwischen Salar Coipasa bis zum Titicacasee sowie dazugehöriger Atlantis-Forschung. Allen Gegnern zum Trotz - solange wissenschaftliche Indizien zusammengetragen werden und man noch immer auf Artefakte stößt die wir mit unserer heutigen Lehrmeinung nicht erklären können hat jeder Fakt das Recht auf Wahrheit bis er bewiesenermaßen widerlegt ist. Anders geht das in der Steinzeitforschung auch nicht zu da wir erklären können wie es womöglich war aber wir können nicht in die Vergangenheit reisen um nachzusehen.
    Während wir auf der Bank sitzen und über die Projekte im Verein sprechen kommt Fermins angekündigter Besuch. Wovon ich an diesem Nachmittag jedoch überrascht bin, dass es ein Filmteam ist. Meinen Rucksack und die dreckigen Wandersachen verstecke ich lieber hinter der Kamera. Fermin kommt nicht umhin den zwei Spaßvögeln aus Kolumbien die Tradition von Schilfbooten und dem Bau näher zu bringen. Ich unterhalte mich indessen mit dem Regisseur und bin ganz froh dass ich diesmal nicht mit ins Kolumbianische Fernsehen komme. Entspricht glaube ich nicht ganz meinem Format.
    Zum Abendessen drehen sie im Dorf die Musik auf. Hier, wo sonst nur aller zehn Jahre etwas los ist wird genau heute ein Fest gefeiert. Wie sich später herausstellt wird geheiratet. Da wir jedoch nicht eingeladen sind bleiben wir auch nicht lang. Die Feier findet im Freien bei um die 0 Grad statt.
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