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  • Day 2

    Cardiff - Drehkreuz und Angelpunkt

    September 14, 2023 in Wales ⋅ ☁️ 19 °C

    Wer weiß denn ohne auf die Karte zu sehen wo dieses Cardiff überhaupt liegt? Diejenigen haben in Geschichte gut aufgepasst. Die Briten sind groß im Geschichten erzählen. Sie darzustellen wird dann außerhalb von Film und Fernsehen schon schwieriger. Ich war vor einigen Jahren in Montreal als ich bei einem Couchsurfer eine BBC Serie mit anschaute die gerade die Geschichte eines riesigen Kohlegrubenunglücks nachstellte. Das spielte auch in Wales - und Cardiff ist die Hauptstadt. Vielen am ehesten noch bekannt als der größte Kohlehafen Britanniens. Aber wer weiß denn schon dass Scot von diesem Hafen aus seine Antarktisexpedition antrat? Das geschäftige Treiben und die Gunst der Kohlebarone gaben hier sehr viel Zuspruch. Und wieder fügt sich ein kleines Puzzle in dem großen Ganzen.

    Heute zeigt sich Cardiff von einer kulturell vielfältigen Musik und Kunstszene. Das Zentrum ist schnell erkundet denn Shoppingmalls und Bürohochhäuser ziehen mich wenig an. Cardiff Castle und die alte Markthalle trumpfen da schon eher zum bummeln und stöbern. Vom Bute Park laufe ich einen Umweg über das neue Regierungsviertel. Das ist schon wieder so neu dass das Parlament mittlerweile weitergezogen ist denn an der Waterfront ist es nunmal noch mehr hippster. Das Rathaus und die Nationalgalerie haben dafür umso mehr Platz für Lager und Verwaltung. Besonders der Saal mit naturnaher Kunstwerke walisischer Maler hat es mir angetan. Die Bilder stammen aus der Gegenwart und bilden zum Teil in Fotoqualität walisische Regionen ab die die Maler als die schönsten von Wales empfinden. Für mich ist das ein Reiseführer der ganz besonderen Art.

    Ich habe noch ein wenig Schwierigkeiten mich an den englischen Lebensstil anzupassen. Cafes schließen allesamt spätestens um 17 Uhr. Der Kuchen fällt damit heute aus. Dafür bleibt mehr Zeit die alte Kohlebörse und das Hafenviertel von Cardiff zu besuchen. Eine riesige Bucht aus Docks und Wasser die durch Kreideklippen vor dem offenen Meer geschützt sind. Ein wenig kommt hier die englische Mentalität zum tragen. Der Riesenradbesitzer zum Beispiel wartet seit Stunden vergebens auf Kundschaft. Er rührt sich dennoch nicht von seinem Stuhl denn es könnte ja in den nächsten 10 Sekunden etwas anderes passieren.
    Ich würde einschlafen dabei, er nicht. Appropo - in der Kunstgalerie sitzt in jedem Raum ein Sicherheitsmann. Während ich auf leisen Sohlen gehe und nicht einmal die Dielen knarren erwische ich tatsächlich einen beim Mittagsschlaf. Ein bisschen was wahres haben die englischen Gangsterfilme also doch wenn die Wachleute immer nichts gesehen haben wollen. Breites Grinsen macht sich bei mir breit und hält noch lange vor. Während andere Städte getrost umfahren werden können ist Cardiff historisch und kulturell auf jeden Fall den Zwischenstopp wert. Besonders da auf den ersten Blick viel Zeit zum Angeln bleibt während in der Stadt scheinbar schon längst Nebensaison herrscht.
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