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  • Day 6

    Willkommen bei den Tudors

    September 18, 2023 in Wales ⋅ 🌬 16 °C

    Das Land ist voll von Dichtern und Schreibern. Der wohl berühmteste war Dylan Thomas - jedoch habe ich noch nie von ihm gehört. Aber immerhin hat sich ihm zu Ehren ein Gewisser Robert Allen Zimmermann den Künstlernamen Bob Dylan gegeben. Seine Geburtsstadt Swansea war nun nicht der Renner, und sein letzter Wirkort Laugharne? Ein Ort der kurzen Wege zwischen dem Meer, der Dichterstube in einem Fahrradschuppen und dem örtlichen Pub. Thomas war wie so viele Schreiber dem Alkohol verfallen und zum Ende hoch verschuldet trotz dass er am Stammtisch die allerbesten Inspirationen für seine Werke erhielt und trotz dass er vor allem in den USA bis heute hoch verehrt wird. Gut dass ich das hier für uns alle aus Spaß und Freude schreibe und nicht zum Geld verdienen ;)

    Der Platzregen verhagelt mir die weitere Erkundung. Das Gute jedoch, wenn es hier regnet scheint gleich nebenan die Sonne. In Pembrokeshire liegt eine der schönsten Steilküsten Britanniens. Der grüne Golfrasen schmiegt sich bis an die Klippen und wird von Sturm zu Sturm vom Meer verschluckt. Wo die Küstenerosion knabbert nisten in den Höhlen seltene Seevögel wie Alpenkrähen und Dreizehenmöven. Die Sonne malt ihre Farben dabei über den Regenbogen. Die ganze Landschaft kann getrost als filmreife Kulisse für das Fernsehen herhalten. Bestimmt sind heute auch etliche Smartphonekameras im Einsatz. Zwischendrin sogar ein paar professionelle. Denn gleich hinter der Küste erstrecken sich die künstlich angelegten Bosherston Lakes landeinwärts. Es scheint als wären sie schon ewig mit der Landschaft verwoben und sind doch keine 150 Jahre alt. Ich treffe auf einen Naturfotograf. Sein aufmerksames Auge beobachtet bereits seit längerem einen Fischotter als ich dazu stoße. Der Otter taucht planscht und spielt indes ungestört. Die senigsten Spaziergänger bekommen davon wieder etwas mit. Hier ist die Welt in Ordnung.

    Die Grafschaft von Pembroke ist nach ihrem wichtigsten Schloss benannt. Die Tudors hatten hier ihren Stammsitz als eines der einflussreichsten Geschlechter in der Geschichte Englands. Leider bietet die Stadt ringsum von diesem hohen Stand nur sehr wenig. Aber warum braucht es auch größeren Prunk als diese herrliche Natur ringsum? Bis zu einem großen Maß stehen die englischen Gärtner der chinesischen Landschaftsgestaltung in nichts nach. Stets fließt die Energie und die Harmonie steht noch im Mittelpunkt. Das zeigt sich heute besonders zu meiner zweiten Küstenwanderung rings um St David. Die kleinste Stadt, oder besser das größte Dorf mit Stadtrecht in Großbritannien.
    Dabei war das Dorf nie größer. Es hatte ob seiner Lage nur immer schon Gönner für eine Kathedrale und damit Stadtrecht. Während einem Sturm sei der heilige David an der Küste geboren. Daran erinnert heute deine schöne Kapelle auf der Steilklippe. Und jeder der vor der Küste durch die gefährlichen Gezeitenströme in Not gerät hat mit der hier ansässigen Küstenwache einen Schutzengel mehr vor Ort.

    Zum Ausklang des Tages geht es in den Pub. Das Bier hat Geschmack, aber es macht auch schnell müde. Der Pub ist derweil immer eine gute Adresse - zum Schreiben, zum Dart spielen, für das Dorfgespräch und nicht zu letzt als Zufluchtsort bei schlechtem Wetter. Draußen zieht ein Sturm auf!
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