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- Saturday, May 17, 2025
- ☁️ 11 °C
- Altitude: 314 m
RomaniaMediasch46°9’53” N 24°21’5” E
Der Turm ruft - Schätze aus Altbestand

Gestern Abend als ich ankam suchte ich nach dem Gästehaus und rannte in ein älteres Ehepaar aus dem Eichsfeld. Sie arbeiteten in einem Turm und entstaubten gerade alte Kirchenschriften. Über den Abend kamen wir ins Gespräch. Dass dieser Turm voller Bücher überhaupt noch existiert verdanken sie einer Nacht- und Nebelaktion des Gymnasiums dass die Bücher vor der Verbrennung durch die Kommunisten rettete. Dann verstaubten sie in Ruß und Taubendreck. Bald siebzig Jahre wusste das Pfarramt dass hier Bücher lagen, doch es wurde nicht publik gemacht. Bis die Siebenbürgische Gemeinde nach dem Schlüssel fragte und ware Schätze aushob. So wie die Siebenbürgischen Perserteppiche in der Kirche, so lagen hier zum Teil Schriften aus dem neunten Jahrhundert! Das heißt als der Ort Medias gegründet wurde brachten sie die Siedler mit und da waren die Bücher bereits 300 Jahre alt! In Oxford wäre zu damaliger Zeit noch nicht einmal an eine Bibliothek zu denken gewesen.
Ich erfahre dass die Siebenbürger sich selbst von Anfang an als ein sehr freies Volk gesehen haben. Selbst der Papst sprach ihnen in einer goldenen Pulle das Recht zu ihre Pfarrer selbst zu bestimmen, die Kirchengelder selbst zu verwalten und das Zölibat wurde hier abgeschafft. In Rom fragte man sich was der Papst getrunken hätte. Doch dieser meinte wohl auch schon. „Es ist das letzte Bollwerk um das Christentum nach Osten vor den Asiaten zu schützen. Da müsse man Zugeständnisse machen wenn sie sich dort ansiedelten und das Land nur recht verteidigten.“ in Hermannstadt entstand darauf hin auch die erste bürgerliche Verfassung. Und bisslang wohl auch die einfachste seither. „Bürger ist, wer hier wohnt und ordentlich seine Steuern zahlt“ Punkt.
Unterdessen ruft mich mein Gastvater für diesen Abend an. Er wirkt leicht besorgt denn er ist derzeit für einen Job in Deutschland und versucht von da aus zu organisieren dass ich gut versorgt bin. Seine Frau hat meine SMS nicht gelesen und nun müsse sie heute Abend noch zur Wahlvorbereitung für die Präsidentschaftswahl am nächsten Tag. Doch er macht möglich was in seiner Macht steht. Sein Freund Remis holt mich an der Kirche ab. Zuerst mal ein Palincka. Die Frauen bekommen davon wie gesagt nichts mit denn die sind ja alle bei der Wahlvorbereitung. Sein zweiter Freund Konstantin, von gestern noch leicht angetrunken, zerhaut gleich erstmal ein Glas. Dann zeigt er mir sein Haus und es gibt einen Cognac. Er erweist sich jedoch ebenso als nützlich um für drei Meter meinen Rucksack zu tragen. Und dann ziehen wir noch ein Haus weiter und ich bin endlich da! Jetzt gibt es zu dem Alkohol endlich auch etwas zu Essen. Fragt man einen Mann hier, ob er Schnaps mag,
wird jeder sofort mit dem aufrichtigsten Lächeln im Gesicht stolz antworten dass er ihn so sehr mag, dass er gelernt hat ihn selbst herzustellen. Bis die Gastmama von der Wahlvorbereitung wiederkehrt leisten mir die Nachbarn rege Gesellschaft und einen geselligen Abend.Read more