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- Wednesday, May 7, 2025
- ☁️ 12 °C
- Altitude: 116 m
HungaryBudapest47°30’52” N 19°3’2” E
Zum Zwischenstop Gulasch mit Unicum

Ein Experiment kann gut oder schlecht ausgehen. Bei bestimmten Experimenten sollte man die Finger jedoch von vornherein weglassen. Zum Beispiel mit der Deutschen Bahn zu reisen. Doch sobald die Gleise Tschechichen Boden berühren geht es vorwärts. Auf und davon auf einen Ausflug nach Tansilvanien. Romänien ist jedoch auch nicht gerade nebenan. Und weil ich noch nie da war halte ich mit dem Zug ein paar Tage in Budapest.
Derweil hat sich die Welt gedreht es ist bald eine Stunde zeitiger und damit bei Ankunft stockdunkel. Ich laufe vom Bahnhof durch die Häusergassen von Pest in Richtung Zentrum. Manche Lokale haben im Keller noch geöffnet auf der Straße ist jedoch nicht mehr viel los. Hätte ich es anders erwartet? Deutsche Innenstädte sind auch nicht gerade belebt. Meine Unterkunft ist schnell gefunden und meine Bewohnerin holt mich erstmal auf den Boden der Tatsachen zurück. Hier heißt es nicht mehr Deutsche Bahn aber von der Organisation und Pünktlichkeit ist es das Gleiche! Und - mir wird erklärt das Zentrum sei viel weitläufiger als in Deutschen Städten. Wo wenn nicht hier sollen denn die Leute leben? Es kann nicht überall was los sein. Ich bin beeindruckt. Besonders auch von dem Stadthaus in dem sie mit 50 anderen Familien lebt. Ein riesiger Innenhof der sich von außen gar nicht erahnen lässt verteilt die Wohnungen hübsch auf 5 Etagen. Viel Wohnraum ganz ohne Wolkenkratzer.
Der erste ganze Tag in Pest ist vollgepackt. Ich beginne wieder einmal so zeitig dass die Innenstadt rund um das Parlament noch wie ausgestorben scheint. Ich schlendere durch die Gassen und schaue zu wie die Stadt erwacht. Das Frühstück fällt in der Regel herzhaft aus anstatt süß. Und wenn es daheim an einer Kaffeemaschine mangelt wird auf der Straße alle hundert Meter in Minibars Abhilfe geschaffen. Trotz das Kaffee auch hier extrem teuer geworden ist geht eben nichts ohne morgendliche Rituale.
Ein Ritual für mich ist vielmehr wenn ich schon mal da bin dann auch ins Parlament eines Landes zu schauen. Das in Budapest ähnelt einem barocken Schloß. Ein riesiges, innen und außen reich verziertes Gebäude von dem über die Hälfte nur Repräsentation ist und gar nicht parlamentarisch genutzt wird. Im eigentlichen Plenarsaal wiederum fällt kein Apfel zur Erde. Einer der Gründe ist ein ausgeklügeltes Fernwärmesystem dass in dem Haus bereits im 19 Jahrhundert installiert wurde um nicht überall einen Ofen unterhalten zu müssen. Einen Großteil des Hauses nutzt man ausschließlich für Staatsempfänge und um die Krone zu schützen. Wenn sie denn gerade einmal da ist. Ich kenne keine Krone mit so wechselvoller Geschichte wie die Ungarische Krone. Eigentlich weiß niemand genau wo sie denn her kam und wie alt sie ist. Dann wurde sie bislang regelmäßig geraubt und wiederbeschafft oder im zweiten Weltkrieg sogar freiwillig außer Landes gebracht um sie vor den Sowjets zu schützen. Die Türken haben Budapest auch fast 150 Jahre eingenommen und selbst dass hat sie überstanden. Sprich, eigentlich ist Ungarn unverwüstlich.
Ein regelrechtes Zentrum voller Steh-auf-Männchen ist das jüdische Viertel. Die Juden waren schon immer geschäftige Handelsleute und kamen bereits früh nach Budapest auf den Handelswegen nach Norden und in den Westen Europas. Mit dem zweiten Weltkrieg brach ein Dunkles Kapitel über die Ghettos von Budapest herein und all der Erfindergeist schien verloren. Doch auch diesmal sind sie wieder auferstanden. Die Synagoge in Budapest zählt heute zu den Großen und Prächtigen. Und ein besonderes Prädikat verdient bis heute der hier produzierte Unicum. Das schaue ich mir vielleicht morgen an. Für heute führt der Bummel noch in die Markthalle. Ich habe Hunger! Was liegt schließlich näher als bei Mutti auf der Herdplatte noch eine frische ungarische Gulaschsuppe zu ergattern.Read more