• Das Aufziehen der Turmuhr gört zu den täglichen Pflichten
    Putztag in der KircheDas ehemalige Musikzimmer der Gemeinde. Hier traf man sich am liebsten.Blick über Bassen bis an den OrtsrandBassen ist bekannt als HeilbadWaldbaden im Bärlauch - wenn schon kein echter Bär da ist.Auf dem Weg nach Medias quer durch die Weinberge.Das Stadttor von Medias und der Weg zur Kirchenburg

    Restaurierung der Bassener Kirchenburg

    May 16 in Romania ⋅ ☁️ 8 °C

    Am Abend zuvor kam ich noch bei strahlendem Sonnenschein in Bassen auf der Kirchenburg an. Heute Morgen regnet es und dass soll zwei Tage auch so bleiben. Da trifft es sich gut dass ich bei einer Pension Unterschlupf finde die gerade eine Gruppe deutscher Freiwilliger beherbergt. Allesamt ehemalige Bassener die für ihre alte Heimat noch etwas übrig haben und sich einmal im Jahr treffen um für eine Woche die Kirche zu reparieren und zu erhalten.

    Beim beisammen sein am Abend erfahre ich viel über die reiche Geschichte des Ortes. Kaum zu glauben aber wahr. So ist dies trotz des nahegelegenen Dreckschlotes von Koppisch hier ein Heilbad und Kurort. Die Salzbäder wurden reichlich bei Rheuma und Frauenleiden verwendet. Es ist sehr salzhaltiges und iodreiches Wasser. Gerne wurden auch Fango und Schlammbäder angeboten. Von dem alten Charme ist heute jedoch nur noch ein Kurhotel übrig geblieben. Die evangelische Gemeinde hat ihre Kirchenburg in der Dorfmitte während die orthodoxe Kirche weit draußen am Ortsrand gebaut hat. Auch das zeigt wer zuerst da war meint eine der Kollegen. Ich kann mir vorstellen wie stolz sie auf ihre Kirche sind wo sie mir aus dem Nachbarort auch Bilder zeigen wie die Kirchen verfallen wenn sich niemand darum kümmert.

    „Wenn wir gewusst hätten dass die EU die Grenzen öffnet wären wir nicht gegangen und heute keine Minderheit in Rumänien.“ So fragt die Gemeinde fast immer wenn sie da sind „ für wen leutet ihr eigentlich noch die Glocken?“. Die Zeit dreht sich und es kommt niemand neues mehr nach, so dass viele Kirchenburgen über die Jahrzente auch weiterhin dem Verfall preisgegeben sind. Mit Neunzehn Mitgliedern steht Bassen regelrecht gut da. Der Durchschnitt der evangelischen Gemeindemitglieder liege bei 1-5.

    Ich schaue noch ein wenig beim Frühjahrsputz zu, darf die Glocke mit aufziehen und verabschiede mich bald darauf auf den Weg nach Medias. Die Römer nannten es das Land des Weines wegen dem bis heute guten Taverna. Auf Empfehlung komme ich im evangelischen Gemeindehaus unter und bekomme am Abend eine Führung durch die Magarethenkirche. Ihr Altar zählt zu den größten und schönsten in Siebenbürgen. Wie ich erfahre ist es alte Wiener Malschule und die wohl älteste noch erhaltene Zeichnung von Wien in ganz Europa. Ihre Besonderheit besteht auch darin dass die Sachsen mit der Reformation nicht ganz so streng umgingen wie in Deutschland. Viele katholische Wandgemälde und selbst türkische Wandteppiche blieben erhalten. Sie gelten heute als unverkäuflich nachdem ein paar Reiche Türken bereits Millionenbeträge geboten hatten. So alte Teppiche gebe es selbst in der Türkei nicht mehr.

    Der Regen verleitet nicht gerade zum großen Stadtbummel. Die Burg rings um die Kirche ist aber dennoch viel größer als in Bassen. Sie beherbergt heute auch eine deutsche Schule die auf die Zeit der Freimaurer zurück geht. Wer hier aufgenommen wird kann immer noch Deutsch auf Niveau der Muttersprache. So ganz aussterben wird das siebenbürgische Sächsisch also nicht.
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