• Große schwarze Löcher

    September 3 in China ⋅ 🌬 30 °C

    China ist bekannt dafür dass alles irgendwie geht. Große Probleme bereitet einem als Ausländer das stets veraltete Kartenmaterial. Mittlerweile marode Autobahnen stehen dort noch in der Planung und Dörfer sind wie weiße Flecken auf der Landkarte. Drei Straßen, keinerlei Infrastruktur eingezeichnet und dann leben da mal eben 60.000 Menschen. Sich allein nach der Altstadt zu orientieren oder gar dem Busbahnhof. Ganz schwer!

    Ich schaue aus dem Fenster im achten Stock. Der Morgen ist noch Wolkenverhangen. Aber von hier oben kann ich die Altstadt immerhin erahnen. Beim morgendlichen Bummel gibt es Teigtaschen und Sesamkekse zum Frühstück. Hmmm.

    Da ich gestern mein Ziel nur so halb erreicht habe geht es mit dem Taxi weiter anstatt mühsam auf einen Bus zu warten. Ich muss ja heute Abend auch noch die Rückfahrt nach Guiyang einplanen. Doch zuvor geht es unter Tage. Die Berge im Nordwesten der Provinz sind von sehr viel Karstgestein geprägt. Für meinen Freund Tim ist das als Fossiliensammler natürlich ein Eldorado. Doch neben der Steine ist es auch wegen seiner Höhlen sehr bekannt. Schon zu Beginn der Reise habe ich mir in Huangguoshu eine kleine Tropfsteinhöhle angeschaut. Für so etwas bin ich immer zu haben. Das Paradies für Höhlenfreunde liegt ungefähr 2 Busstunden von Guiyang entfernt in der Nähe von Zhijin.

    Hier haben Felsbrüche riesige Hallen hinterlassen in die getrost ein Zeppelin passen würde. Je nach Bruchstruktur und Menge an Oberflächenwasser rinnt das carbonatreiche Wasser stetig in das Höhleninnere und lässt kleine Wunder wachsen.

    Am Höhleneingang begrüßen mich zwei Löwen. Danach könnte ich den Tropfsteinen förmlich beim Wachsen zusehen. An jeder Säule gibt es etwas zu entdecken oder es schaut aus wie eine bestimmte Figur. Da die Steine überall nur dort wachsen wo sich Risse gebildet haben gibt es kleine, dünne Säulen ebenso wie riesige über zweihundert Meter lange Wandvorhänge und massive Glocken. Selbst abgebrochene alte Knochen auf denen junge Steine wie Pilze einfach neu wachsen. Was sind schon 1.000 oder 10.000 Jahre für so einen Tropfstein? Ganz so viel Zeit habe ich leider nicht. Dennoch dauert es vier Stunden bis ich wieder Tageslicht erblicke.

    Am Ende bleibt sogar noch etwas Zeit in einen nahegelegenen Canyon zu klettern. Weit wird man als Besucher eh nicht gelassen bevor ich eher zufällig als denn bewusst vor genau dem einen Bus ausgespuckt werde der am Abend nach der Schließzeit noch zurück nach Guiyang fährt.

    Wieder einmal habe ich die Zeit voll ausgenutzt. Ich denke in viele kulturelle wie auch natürliche Wissenslücken über die Provinz Guizhou konnte ich ein wenig Licht bringen. Leider heißt es nun schon wieder Tasche packen. China ist so vielfältig dass man es glaube ich ohnehin nur in Teilen erschließen kann anstatt alles auf einmal. Dabei fallen mir sofort ein zwei weiße Flecken auf der Landkarte ein mit denen Ich das Tagebuch beim nächsten Mal füllen kann.
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