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- Day 18
- Sunday, August 31, 2025
- ☁️ 24 °C
- Altitude: 2,360 m
China江口县27°54’56” N 108°41’33” E
Fanjingshan

Das ich gestern für drei gegessen habe merke ich am Morgen kaum. Ich habe schon wieder Hunger. Und die Chinesen frühstücken ja nicht wirklich. Wie kann man das beim Wandern nur durchhalten? Ich habe mir für den Tag jede Menge Kleinigkeiten eingepackt. Obst, Reiswaffeln mit Zucker und Wasser. Jede Menge Wasser. Denn es geht auf den höchsten Berg der Provinz Guizhou. Oben auf über 2500m möchte ich für einen Tag einmal der tropischen Hitze entfliehen.
Wie so oft ist der Weg dort hin in China eine Mentale Herausforderung. Es gibt nach oben keine einzige schräge Wegstrecke. Nur Stufen… Der Weg heißt auch „die 10.000 Sprossen Leiter“. Ich habe nicht vor sie zu zählen doch ich glaube mal dem Zahlenwerk des Nationalparks. Da sind es 8.800 Stufen. Und die geht es ja nicht nur hoch sondern auch wieder runter. Gleich zu Beginn treffe ich auf zwei sportliche Chinesen die den Ehrgeiz haben meinem Tempo mitzuhalten. Gegenseitig spornen wir uns an dass es nicht nach jeder Stufe eine Atempause gibt. Und so fliegen wir die ersten 6.600 Stufen in gut zweieinhalb Stunden hoch. Immer wieder höre och hinter mir Wehklagen von Leuten die schon nach den ersten zwanzig Minuten völlig fertig und außer Atem sind. Bestimmt deswegen sind für den Weg normal auch 4-5 Stunden angesetzt. Bis dahin bin ich echt dankbar dass ich auch immer wieder Mal in einer Wolke oder in leichtem Nieselregen laufe. Bei Donne geht man kaputt!
Weiter oben wäre es umgekehrt natürlich schöner. Auch wenn die Eolken sich hier und da lichten reicht der Blick selten bis ins Tal. Mystisch wehen die Wolken am Gipfel um Felsformationen. Die Erdgeschichte hat hier Meeressedimente angehoben ohne sie zu falten. Dadurch ist eine einzigartige Schichtformation entstanden die ausschaut wie Schiefer, nur nicht porös. Warum aus dem Bergrücken nun gerade hier oben noch drei Felsnadeln aufragen erfahre ich leider nicht. Sie setzen dem Berg aber ein nettes i-Tüpfelchen auf und ergeben zusammen die letzten 2.200 Stufen.
Für die Buddhisten und die Taoisten ist der Fanjingshan heilig. Sie haben oben auf die Felsnadeln kleine Tempel gebaut die heute ein regelrechter Pilgerort sind. Aufgrund der engen Stufen ist es definitiv nicht empfehlenswert hier an einem chinesischen Feiertag aufzusteigen. Doch heute ist letzter Ferientag. Das ist alles überschaubar und zugleich viel erhabener als mit all den Ameisen um einen herum.
Auf dem Rückweg staut es sich ein wenig. Einer mit Höhenangst geht voran. Um den selben Weg gehen zu können wie ich aufgestiegen bin muss ich jedoch vor 15 Uhr wieder am Tor sein. Dann wird der Abstieg geschlossen und die Leute werden am Abend mit einer Seilbahn wieder vom Berg geholt. Hätte mich auch gewundert dass ein Chinese diese Strapaze zwei Mal auf sich nimmt. Trotz leichter Verspätung muss ich zum Glück wenig Überzeugungsarbeit leisten. Ich bin da hoch gekommen ich will da jetzt wieder runter! Die Ehre gebietet dass och natürlich nicht der letzte sein will der am Abend aus dem Park spaziert. Doch der Weg dauert eben seine Zeit. Und diesmal laufen zwar auch noch ein paar andere vor mir aber niemand der mich gegenseitig anspornt.
Der Monsun hat alles daran gesetzt dass ich im Nebel möglichst keinen Sonnenschutz brauche. Trotzdem ist der Tag ein tolles Erlebnis, halt zur falschen Jahreszeit. Doch man lebt bekanntlich nur einmal.
Dass ich in dieser Woche mein Soll an Treppenstufen bereits rein habe werde ich auch noch Tage später merken. Am Abend kehre ich wieder bei dem gleichen Restaurant ein wie gestern. Diesmal eine andere Auswahl. Besser! Der Besitzer freut sich und spendiert gleich erstmal Zigaretten und Schnaps. Er meint bei der Menge die ich gestern und heute jeweils bestellt habe bekommt man locker 2-3 Leute satt. Ja, Nee - dafür ist das zu lecker und nach so einem Tag gerade ausreichend.Read more
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- Day 17
- Saturday, August 30, 2025
- ☁️ 30 °C
- Altitude: 250 m
China碧江区27°44’41” N 109°11’44” E
Bus fahren in China - eine kleine Odysee

Reisfelder im Nebel klappt nicht, denn in der Nacht hat es geschüttet. Dafür Reisfelder in der Morgensonne. Sie strahlen in einem Neongrün dass es fast schon künstlich wirkt. So wie sonst alles in Xijiang. So lange man nicht hinter die Kulissen schaut. Handwerker gehen ihrer Arbeit nach, die Feuerwehr ist stolz dass der Krankenwagen mal wieder Blaulicht fahren darf. Die Müllabfuhr kommt durch die Straßen und die paar Besucher am Morgen fallen in dem echten Dorfleben im Gegensatz zu gestern Abend gar nicht auf.
Alles in Allem hat mir die Kulisse gefallen. Das Dorf Langde war jedoch um Welten authentischer. Und nun geht es wieder los. Raus aus dem Dorf und auf eigene Faust weg hier. Die Taxis sind teurer als Schlepperbanden. Doch wie komme ich in den Bus wenn es keinen Busbahnhof gibt? Und dummerweise gibt es im Chinesischen auch niemanden der das wort „Bus“ versteht. Dort fällt es unter die Kategorie große Maschine mit Rädern.
Nachdem ich elf Uhr die Auskunft bekomme dass um 13 Uhr der nächste Bus in meine Richtung fährt erhalte ich beim Ticketkauf gleich darauf die Option zwischen 12 Uhr und 13 Uhr eine Abfahrt zu kaufen. Warum auch nicht gleich. Ich bekomme eine ausführliche Beschreibung wie die drei Busse um 12 Uhr aussehen und welche Nummer die haben. Ein Ticket habe ich, und irgendwie fahren alle drei Busse vollgepackt an mir vorbei. Das geht wohl noch fünfzig anderen Chinesen so womit kurzfristig ein vierter Bus gechartert wird. Auf zum Bahnhof!
Eine Stunde später bin ich zurück in Kaili und bekomme gerade noch ein Ticket für den Zug nach Tongren. Ich habe den Hinweis erhalten dass man wiederum mit dem Bus die letzten 50km zu meinem Ziel in Angriff nehmen kann. Doch die Navi-App leitet mich zielgerichtet in eine Baustelle. Es dauert eine halbe Stunde bis ich nebenan in einem Hochhaus den versteckten Tongren Tourist Bus Terminal finde. Das bezahlen mit App wird wieder einmal zur Geduldsprobe. Es Lebe das Bargeld! Der Bus soll 30 Minuten später starten. Ich bin da, und außer mir noch vier andere. Der Bus auch. Los geht es trotzdem noch nicht.
Was die staatliche Eisenbahn hinbekommt, davon sind die Busse weiter entfernt als vor 15 Jahren. Im Busbahnhof geht es wenig geordnet zu. Die Ticketkontrolle dauert 30 Minuten weil sich irgend jemand ständig zwischen den Passagieren und den abgerissenen Tickets verzählt. Und dem Busfahrer ist eigentlich sowieso alles egal. Mir mittlerweile auch…Hauptsache ich komme an.
Zum Abendbrot gönne ich mir in weißer Voraussicht eine extra große Portion. In den letzten Tagen ist mir das Frühstück wenig bekommen. Anstatt gebratenem Klebreis mit Erdnüssen gibt es heute Schweinebraten mit Lauch, Zwiebel und Reis. Dazu als Kompott Wackelpudding mit Yoghurt und Bratensoße drüber. Da habe ich mich wohl bei der Menüauswahl vertippt.Read more
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- Day 16
- Friday, August 29, 2025
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 843 m
China雷山县26°30’54” N 108°11’10” E
Langde und Xijiang

Das authentische Leben der Miao nachzuvollziehen heißt nicht dass der Tourismus den China sich unter einer „scenic area“ vorstellt schlecht ist. Solange man damit klar kommt dass selbst wenn die Leute noch in ihren Häusern leben und Reis anbauen die Tradition außerhalb von Feierlichkeiten einem striktem Konsum gewichen ist. Es wäre Illusion zu glauben dass die Häuser in diesem tropischen Dampfkessel noch weitgehend aus Holz gebaut wären. Und es wäre illusorisch zu glauben die Leute gehen in ihrer Ausgehtracht immer noch jeden Tag ins Reisfeld.
Aber hey! Schön schaut es allemal aus. Am Morgen schaffe ich es auf eine erneute Wanderung in die Berge. Bauern sehe ich heute kaum. Wenn die Arbeit auf dem Feld zu heiß wird steht für sie zum Mittag meist Kultur auf dem Programm wenn die neuen Besucher im Dorf ankommen und durch die Verkaufsstände gelotst werden. Am Ende wartet eine schöne Aufführung mit Tracht und Tanz. Die Miao sind weiterhin stolz auf ihre Kultur und lassen sich nur ungern auf den Han-Tourismus ein. Doch ganz ohne diese wichtige Einnahmequelle geht es auch nicht.
Ein Miao Dorf dass sich gänzlich dem Tourismus verschrieben hat besuche ich am Nachmittag. Die Taxifahrer verlangen einmal mehr horrende Preise. Immerhin finde ich dann einen Bus. Doch ais dem werde ich nach einigen Gesprächen wieder heraus gezogen „Wo zur Hölle ich eigentlich hin will?“ Das Leben kann so garstig sein wenn man das Touristenkarrusell nicht mitspielen möchte. Schlussendlich finde ich noch zwei Mitstreiter und wir nehmen uns einen privaten Fahrer für ein Viertel des Preises pro Person.
In Xijiang erwartet mich einmal mehr der durchorganisierte chinesische Größenwahn. Zunächst denke ich wirklich es ist einer dieser Pflichtbesuche weil jeder Reiseführer erzählt wie schön es da ist. Doch abgesehen von den Menschenmassen an den Aussichtsplattformen zieht mich die Kulisse schnell in ihren Bann. In einem weiten Talkessel schmiegt sich das „Dorf der eintausend Haushalte“ an die Berghänge. Die Quartiere sind so dicht gebaut dass selbst am Tag nur dunkle Gassen hindurchführen wenn man die Hauptstraße verlässt. Je tiefer ich in die Gassen gelange desto mehr Treppen führen nach oben. Touristen findet ich dort keine mehr. Dafür einen weiten Blick über die Reisfelder die bis in das Dorf hinein reichen. Einige als Miao verkleidete Touristen wandeln mit ihren Fotographen hindurch. Das Dorf bietet wahrlich eine sehr schöne Kulisse. Bei Tag und auch bei NachtRead more
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- Day 15
- Thursday, August 28, 2025
- ☀️ 31 °C
- Altitude: 781 m
China雷山县26°28’43” N 108°3’6” E
Zwei Dörfer voller Katzen

Über die Provinz Guizhou sagt man im Volksmund gerne: Da wo du keine drei flachen Acker Land am Stück findest, wo es keine drei Tage ohne Regen geht und wo kein Mensch mehr als drei Längen Silber besitzt, da beginnt das Land der „Miao“. Etwas wahres ist dran. Tief eingeschnittene Bergketten so weit das Auge reicht sind mit dichtem Regenwald oder Reisterassen überwuchert. Und die Bauern hier vor Ort gehören wahrlich nicht zu den Reichsten im Land. Dafür blüht nicht nur Blumen sondern auch die Gesichter der Miao auf. Und ob der der Höhe um 1000m ist es nicht mehr so heiß wie in den flachen Ebenen Ostchinas.
Im Dorf ist es morgens noch still. Die Bewohner machen sich auf den Weg auf die Reisfelder doch der Normalchinese im Urlaub ist ein Langschläfer. Ich laufe von der Unterkunft gerade weg auf den gegenüberliegenden Berghang hinauf. Die Reisfelder liegen zum Teil noch im Morgennebel. Am Wegesrand kann ich unzählige Pflanzen bestimmen. Dabei habe ich nicht erwartet dass ich sogar auf wilde Orchideen treffe.
Als die Sonne bereits hoch am Himmel steht verlasse ich die Berge und wandere weiter durch das Tal an einem Fluss entlang. Die Straße ist durch Sturzfluten in Mitleidenschaft gezogen und hat auch schon bessere Zeiten erlebt. Egal, wo das Geld fehlt schraubt man ein par Pylonen in den verbliebenen Asphalt, Achtung Baustelle, und das bleibt dann so bis der Fluss diesen Teil der Straße auch weg spült. So lange ist der Rest ja noch gut. An einem Pavillon halte ich inne und tue es einem alten Mann gleich der dort seine Siesta hält. Das Rauschen des Flusses hört sich an wie Urlaub.
Bis plötzlich etwas plätschert. Steine rollen. Ich bin wach. Es hat doch gar nicht geregnet? Als ich nachschaue sitzen drei Frauen im Wasser und Köchern den Fluss. Ob sie Muscheln oder etwas anderes suchen bekomme ich leider nicht heraus. Ein wenig flussabwärts angeln die Männer. Die Büffel nehmen ein Bad im kühlen Nass und die Kinder haben ein bunt abgegrenztes Planschbecken im Fluss. Es ist mir ein Rätsel wie viele Wasserratten es in China gibt und doch sind das alles Nichtschwimmer.
Am Abend kommt das angesagte Unwetter über mich herein. Doch mittlerweile sitze ich im trockenen und beobachte einen Regenbogen. Ich habe die Unterkunft gewechselt und wohne eine Nacht auf der Farm einer Familie anstatt im Hotel. Es ist eine kleine Familie. Zehn Leute, davon sieben arbeitsfähig. Zusammen bewirtschaften sie sieben Hektar Land und halten ein paar Tiere. Der Vater ist der erste und einzige den ich hier im ganzen Dorf mit Bart sehe doch es steht ihm gut. Leider habe ich auf chinesisch nicht all zu viel zu erzählen. Seine Gastfreundlichkeit und die Einladung zum Abendessen weiß ich jedoch zu schätzen.Read more
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- Day 14
- Wednesday, August 27, 2025
- ☁️ 31 °C
- Altitude: 765 m
China雷山县26°28’29” N 108°3’28” E
Chinesische Minderheiten

Ich schaffe es mit dem letzten Sonnenstrahl nach Kaili doch als der Rucksack endlich in der Unterkunft ist wurden die letzten Bordsteine bereits hochgeklappt. Verdächtig viele verwaiste Straßenstände deuten jedoch auf ein gehobeneres Touristenviertel hin. Wie kann ich auch wieder einmal nur auf die Idee kommen nicht schon um 18 Uhr Abend zu essen und danach wäre Feierabend?
Aus einem entfernten Winkel höre ich Musik und einen Moderator. Frei nach Rumpelstilzchen tanzen Frauen im Kostüm und wahrscheinlich die Kinder des Viertels um ein Lagerfeuer. Ein kleiner Einstand auf das was kommt. Mein Zimmernachbar ist indes sehr gesprächig. Er hat vor drei Jahren seine Schule beendet und möchte gerne sein Englisch üben damit er nicht alles vergisst. Da sage ich nicht nein.
Soviel ich verstehe ist das was wir unter „China“ kennen flächenmäßig der kleinere Teil des Landes. Dort lebt die Volksgruppe der Han. Der weitaus größere Teil wird durch ca. 45 weitere Volksgruppen besiedelt. Doch in den Augen der Han sind diese 90 Millionen Menschen in der Minderheit und werden auch so geführt. Sie unterscheiden sich durch ihre Kleidung, Feste, Gebräuche ebenso wie im Dialekt oder im Kunsthandwerk.
Bei einem Bummel durch die Gassen möchte ich von den ethnischen Minderheiten gerne mehr erfahren. Doch der Besuch des Museums fällt von offizieller Seite bis auf unbestimmte Zeit wegen Renovierung aus. Was bleibt mir als ein quälend langer weg ins Gebirge um selbst mehr heraus zu finden.
Meine Unbeholfenheit soll an diesem Nachmittag noch Blüten tragen. Artig kaufe ich mir ein Touristenticket für das Dorf Langde, gehe dann jedoch erstmal noch entlang der Agenturen und Unterhändler an der Kreuzung entlang an der ich rausgeworfen wurde bevor ich die zwei Kilometer zum Dorf laufen will. Ein Plakat mit einem Chinesischen Theaterstück lacht mich an und der Preis ist moderat. Fragen kostet zumindest überhaupt nix. Außer Zeit und Geduld bei der Übersetzung. Denn jetzt wird alles noch einmal aufgerollt. Mit dem Ticket für die Vorführung komme ich quasi kostenlos in das Dorf und darf im Tal den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Und zur Theateraufführung komme ich damit auch noch…für umgerechnet nicht einmal zehn Euro mehr.
Damit bleibt nun leider echt wenig Zeit Langde selbst zu erkunden. Ein fremdes Dorf und jede Menge Trachten. Das führe ich wohl morgen fort. Denn dann geht es schon ins Theater. Wer ein wenig Vorliebe für Musicals hat und seine Ohrstöpsel nicht vergisst ist im chinesischen Theater sehr gut aufgehoben! Die Shows sind in der Regel pompös angelegt und häufig mit Synchrontänzen bestückt. Man versteht die Handlung eigentlich immer auch ohne Chinesisch-Kenntnisse.
So etwas habe ich noch nicht gesehen, geschweige denn hier erwartet.
Die Aufführung findet in 4D statt. Im Zentrum die Bühne hebt und senkt sich und während die Aufführung läuft dreht sich die Leinwand und die Besuchertribühne um den Schauspielort herum so dass die umliegenden Berge und Kulissen hinter der Besuchertribüne mot einbezogen werden können.
An diesem Abend kann ich es nicht oft genug erwähnen wie hilfsbereit die Menschen sind. Drei Mädels auf dem Moped halten an weil ein Ausländer im Dunkeln nach der Aufführung schnellen Schrittes irgendwo hinläuft und hofft dass er ein Taxi findet. Nachdem das eigene Telefon nichts anzeigt daddeln die drei um die Wette wer zuerst einen Fahrer organisiert und etwa zwanzig Minuten später fahre ich tatsächlich in Richtung Unterkunft. Die Zeit, die uns selbst immer so kostbar erscheint dass man sie lieber für sich selbst nutzen möchte anstatt für andere. Genau die nimmt man sich hier um einander zu helfen. Die Menschen hier mögen von China eine Minderheit sein. Wenn sie nicht sogar in der ganzen Welt in der Minderheit sind.Read more
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- Day 13
- Tuesday, August 26, 2025
- ☁️ 31 °C
- Altitude: 506 m
China荔波县25°17’7” N 107°44’29” E
Daqikong

Verrückt wie schnell die Zeit vergeht. Für die Erste aus unserer Gruppe heißt es heute schon wieder Abschied zu nehmen und zurück nach Deutschland zu reisen. Die Studienzeiten in denen wir sechs Monate kreuz und quer durch das Land reisen konnten sind lange her.
Wir wollen den Tag noch einmal nutzen und einen kleinen Abstecher in die Daqikong-Schlucht zu einem großen Tor machen. Während die Menschenmassen wieder in den Park zu den schönen Wasserfällen strömen biegt kaum einer rechts ab. Vielleicht liegt es auch daran dass die Schlucht noch im Schatten der Morgensonne liegt. Ideal für unseren Tim Zikaden und Schmetterlinge für ein Foto zu jagen. Und ich entdecke die ein oder andere Pflanze die ich noch nicht kannte. Der Weg ist nicht weit bis die Schlucht immer tiefer geht und am Ende ein riesiger ausgewaschener Felsbogen steht. Dann nehmen die anderen bereits wieder den Rückweg per Boot um schnell zum Bahnhof oder Flughafen zu kommen. In Deutschland sehen wir uns bald wieder!
Ich habe indes noch zwei Stunden bis zur Weiterreise. Die nutze ich um nach dem Mittag noch einmal in die Schlucht zu gehen weil jetzt die Sonne senkrecht hinein scheint. Auf dem Rückweg habe ich Zeit für einen letzten Abstecher zu einer Brücke die die kleine Qikong-Schlucht von gestern früher überhaupt zugänglich gemacht hat da sie ein altes Dorf mit der Straße verbindet. Ich würde sagen weniger als ein Prozent der Besucher nutzt diesen Zwischenstop und verweilt ein bisschen. Schade eigentlich. Doch irgendwie typisch für Chinesen. Für sie ist Geschichte ein Kreis und keine Zeitlinie. Etwas Altes hat selten Wert und Neues kann nur entstehen wenn man Altem nicht nachtrauert. So sind Influencer Fotos fürs Internet und Wasserkanonen für die Kinder heute wichtigere Unterhaltung als ein bisschen Innehalten in einer Zeit als die Architektur sich noch dem Naturidyll fügen musste. Zumindest wer länger als einen Tag hier ist - links und rechts der Wege gibt es viel zu entdecken!Read more
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- Day 12
- Monday, August 25, 2025
- ☁️ 32 °C
- Altitude: 632 m
China荔波县25°14’39” N 107°41’54” E
Xiaqikong

Nach der Hochzeit ist es an der Zeit die grüne Wiese von Zunyi zu verlassen. Das Wetter hat in den letzten Tagen in schwül warm umgeschlagen. Daher bin ich nicht böse langes Baumwollhemd und Anzug wieder gegen ein luftiges T-Shirt einzutauschen.
Die Flitterwochen der beiden Glücklichen beschränken sich im Moment auf zwei Tage Ausflug die wir zusammen in Libo verbringen möchten. Dann muss jeder wieder seiner Wege gehen. Emma gibt noch ein paar Nachhilfestunden bevor sie alle nach Deutschland zurück reisen. Beim Ausstieg erwarten uns schwül warme 30 Grad und ein kleines abziehendes Hitzegewitter. Allein schon ohne Buchung ein Hotelzimmer zu finden ist schweißtreibend.
Rings um Libo gibt es viel Karstlanschaft. Die Schlucht von Xiaoqikong zählt seit 1997 als Weltkulturerbe auch wenn sie in keinem europäischen Reiseführer auftaucht. Weniger Ausländer - außer uns genau 1 weiteres Weißgesicht - bedeutet automatisch umso mehr einheimische Besucher während der großen Ferien. Zum Frühstück schnell zwei Teigtaschen und gleich um Acht wenn die ersten Busse fahren geht es in den Park. Ein guter Start in den Tag sieht für mich eigentlich anders aus. Doch das war schon in Wuhan nie anders. Die meisten Wasserfälle sind am Morgen noch nicht überlaufen bevor die Tagesausflügler kommen. Doch die Herausforderung bleibt dennoch die Gruppe zusammen zu halten.
Zum Mittag ähnelt die Schlucht mit all den Tagesbesuchern einem reinen Freizeitpark. Wir beschließen dass Paul erstmal eine Abkühlung im Fluss nehmen darf. Nebenan gibt es eine kleine Aufführung der Yaoshan, einem lokalen Volksstamm. Da die Temperaturen unerträglich bleiben und eine Bootsfahrt mindestens mit einer Stunde Anstehen verbunden wäre entschließen wir uns für einen Besuch in der Glockenhöhle. Es ist und bleibt eine asiatische Eigenart dass Höhlen immer so bunt wie möglich anstatt majestätisch ausgeleuchtet werden. Die meisten Tropsteine sind dünn und lang. Die Glocke dagegen lässt ihre wahre Größe auf einem Bild nur erahnen. Tim, der hobbymäßig Fossilien präpariert, hat ein Auge auf auf kleine Seesterne geworfen. Sie offenbaren sich hier auf den Steinplatten die man als Fußweg benutzt. Und er ist immer wieder spät dran wenn er eine Zikade, eine Spinne oder eine Libelle entdeckt. Trotz der vielen Menschen ein sehr abwechslungsreicher erster Tag.Read more
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- Day 10
- Saturday, August 23, 2025
- ☀️ 27 °C
- Altitude: 844 m
ChinaZunyi27°43’30” N 107°2’9” E
Die chinesische Hochzeit

Das Taxi spuckt mich früh am Morgen wieder im Kayyuan Mingdu Century Hotel aus. Zum Frühstück gab es bislang nur trockene Kekse. Keine Zeit. Jetzt müssen wir erstmal den Bräutigam herrichten. Ich treffe mit mit Tim, Paul und seinem chinesischen Trauzeuge auf dem Zimmer. Gut dass ich schon früh gelernt habe Krawatten und Fliegen zu binden. Bald kommt der Anruf dass wir hinter dem Zeitplan liegen. Eigentlich haben alle die Ruhe hier weg, doch wenn es ernst wird können es alle nicht erwarten.
Fertig umgekleidet geht es in Richtung der Suite die wir gestern hergerichtet haben. Dort wartet die Braut. Und mit ihr alle verwandten Tanten und Onkel. Ein Auflauf den es allein schon für das Fotoshooting zu trennen gilt. Jeder will mit der Braut aufs Foto. Um hinein zu gelangen muss der Bräutigam sich den zutritt erkaufen. Außerdem wird er mit einigen Aufgaben und Spielen auf die Probe gestellt ob er als Ehemann würdig ist. Mit einer symbolischen Tasse Tee hält er bei den Eltern um die Hand ihrer Tochter an.
Das witzige ist, in China folgt immer erst das Fotoshooting und dann die Feier. Hinterher ähnelt ja alles immer einem Schlachtfeld. Nachdem die Eltern die Braut sozusagen symbolisch freigegeben haben finden sich alle im großen Festsaal ein. Die Braut bekommt ihr zweites Make-up und ein weißes Kleid. Die Gäste indes werden am Empfang in das Buch der Familie eingetragen, samt dem Geldbetrag dem sie dem Brautpaar schenken. Meist wird dieses Geld dann gleich wieder genutzt um überhaupt für alle den Saal und das Essen zu bezahlen.
Bis hier war es traditionell. Gemäß den modernen Hochzeitsgepflogenheiten folgt eine ‚perfekt‘ inszenierte Show. Ein dunkler Saal und in der Mitte die strahlende Braut. Für den Saal eine völlig überdimensionierte Soundanlage, und ein stundenlang schreiendes Kind auf meinem Arm. Irgendwo muss Paul ja hin. Das er heute die Ringe bringt wird schnell noch im Drehbuch durchgestrichen und selbst die Kindergärtnerin bei der Paul ab un an zu Besuch ist wendet sich bald von ihm ab. Auch diese Stunde überstehen wir gut und danach ist die Welt ja wieder eine ganz neue.
Glücklich verheiratet eröffnet das Brautpaar das Essen und geht von Tisch zu Tisch um mit den Gästen anzustoßen. Auch die Trauzeugen haben dabei alle Hände voll zu tun. Nachdem die Anspannung abfällt packt jeder noch die Rester vom Essen für später ein. Dann folgen erstmal wohlverdiente Stunden der Ruhe im Hotel bevor die Älteren bis zum bitteren Ende Mahjong spielen und die Familie sich ein letztes Mal gemeinsam zu Tisch trifft bevor es sie wieder von Shanghai bis Bangkok oder München in alle Himmelsrichtungen verstreut.Read more
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- Day 9
- Friday, August 22, 2025 at 7:57 AM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 924 m
ChinaZunyi27°40’7” N 106°59’29” E
Hochzeitsprobe

Der Tag wird erst am Nachmittag spannend und lässt mir ausreichend Zeit am frühen Morgen zu einem Bummel in einen entfernten Park zu machen. Wie immer wird es am Vormittag ab zehn zu schwül auch nur irgend etwas zu unternehmen. Da bin ich zum Glück bereits wieder zurück.
Zum Mittag treffen wir uns alle auf eine Schüssel Nudeln. Ab jetzt wird der Zeitplan etwas straffer. Die Wohnung der Oma muss mit all den Bastelsachen der letzten Tage dekoriert werden. Dann geht die Dekovorbereitung im Hotel weiter. Auf uns wartet eine Suite im 15. Stock des Kayyuan Mingdu *****Hotels auf die Hauptfarbe Rot dekoriert zu werden. Immerhin sind wir in China. Drei Freundinnen von Emma helfen uns dass wir nach drei Stunden eine ansehnliche Hochzeitssuite für das morgendliche Fotoshooting daraus gemacht haben.
Um die Hochzeitshalle, dem Festsaal in dem nachher 250 Gäste und Tim auf seine Emma warten, kümmert sich ein angeheuertes Organisations-Team. Das ist nicht minder imposant. Nebenan wird gleich noch für eine Verlobungsfeier und eine weitere Hochzeit mit ca. 750 Gästen dekoriert. Es hält sich also alles noch im Rahmen bei unserer Hochzeit. Die Zeit vergeht. Um nicht vom Fleisch zu fallen wird für uns ein Pilz-Hotpot organisiert. Das ist typisch für die Mittelgebirgsregion in der Zunyi liegt und gleichzeitig bleibt es eine besondere Delikatesse die nicht alle Tage auf den Tisch kommt.
Zum Abend versammeln sich alle wieder im Hotel. Jetzt steht die Generalprobe an. Es gibt win festes Drehbuch und einen ‚Regisseur‘. Der Erklärt uns im Schnelldurchlauf wann der Bräutigam die Bühne betritt, wann die Trauzeugen die Braut einlassen und in welchem Tempo Tim auf Emma zulaufen darf. Schrittlänge, die Art wie gewunken wird. wie umarmt und wie geküsst wird damit das Make-up nicht verwischt. Alles ist durchgeplant. Einmal durchspielen, Fragen stellen, das muss reichen. Während wir noch reden und versuchen das nachzuvollziehen macht sich der Regisseur zum Ende aus dem Staub. Typisch chinesischer Anstand. Wenn das mal gut geht.Read more
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- Day 8
- Thursday, August 21, 2025
- 🌧 29 °C
- Altitude: 827 m
ChinaZunyi27°41’31” N 106°54’58” E
Die Konferenz

Der Tag beginnt mit einem Spaziergang im Park. Wegen des kühlen Wetters und starkem Regen am Vortag haben viele Leute ihre Lautsprecher und Musikinstrumente eingepackt um im Park an jeder Ecke zu singen oder zu spielen. Kreuz und quer, aber so dass man den anderen nicht stört. Außer vielleicht jene wie mich die erst nach Mitternacht zur Ruhe gekommen sind und nun nach einer halben Stunde vergeblich mit Ohrenstöpseln doch endlich aufstehen und nachschauen.
Wer sein Tai Chi verbessern möchte sucht sich entweder einen abgeschiedenen Platz oder aber er geht im Park aufs Wasser. Dort kann man sich anstatt eines Stand-up Paddels einen Großen Bambusstock ausleihen und damit Gleichgewichtsübungen auf dem Wasser machen. Unsereiner würde regelmäßig ins Wasser rollen doch die Leute können es besser und flößen den Bambus elegant über den See.
Im Rahmen der Hochzeitsvorbereitung treffen wir heute Emmas Vater und ihre väterlichen Tanten. Allein die Taxifahrt in den anderen Stadtteil dauert gute dreißig Minuten und offenbart einmal mehr wo die 7 Millionen Menschen hier alles Platz finden. Aufgetischt wird vom Pfannkuchen mit knuspriger Ente über Kürbis bis zur Tintenfisch Suppe alles was man mit Stäbchen löffeln kann. Dazu Tee und chinesischer Rotwein. Dank dem Essen dauert es mehr als zwei Gläser bis man merkt dass das Wein ist. Emmas Vater setzt deshalb von Anfang an auf Reisschnaps. Doch außer einer Tante sonst trinkt in der Familie niemand etwas Hartes mit. Mit dem Wein stoßen wir an. Auf die zukünftige Braut und auf die Familie. Ganbei!
Für einen abschließenden Tee entführt uns eine der Tanten in ihr Apartment im zwanzigsten Stock. Doch so voll wie wir alle im Moment sind wirkt ein Spaziergang wunder. Und als die anderen Familienmitglieder eintrudeln wollen sie ungestört Mahjong spielen. Das trifft sich gut.
Emma zeigt uns die Altstadt. Das ist in jeder Stadt in China der Teil in dem es keine Häuser höher als sechs Stockwerke gibt. Ein bis dato mir unbekannter Fakt von Zunyi offenbart sich mitten in der Fußgängerzone. Hier steht ein Pavillon unter strenger Bewachung in dem 1935 die Kommunistische Partei ihre wegweisendste Klausur abhielt. Ein Jahr zuvor brachen die Kommunisten zu ihrem Langen Marsch auf. Einer 9500km andauernden Herkulesaufgabe zu Fuß die Kontrolle nach sowjetischem Vorbild an sich zu bringen. Überraschend fielen sie in die Stadt ein, füllten ihre Vorräte auf und pausierten ein wenig. Im Januar 1935 zog sich der obere Kader zu seiner Klausur zurück warum die Rote Armee zuletzt so viele Rückschläge im Kampf gegen das Kulturelle Erbe der Kaiser erlitten hatte. Über 50 Jahre blieb dieser Teil des Disputs unter Verschluss. Selbst das Datum der Konferenz war geschönt. Zu den wichtigsten Ergebnissen auf die man heute um so stolzer ist gehörte dass man sich innerhalb der Partei von den russischen Bolschewiken abgrenzte und Mao Zedong als neues Mitglied des ständigen Politbüros die leitende Assistenz über das Militär erhielt. Ab hier waren die Tage der Kaiser gezählt bis er zehn Jahre später zum konkurrenzlosen Leiter der KP ernannt wurde. All das fand nicht im Zentrum der Macht in Peking statt sondern eigentlich hier auf der „grünen Wiese“.
Über den Dächern der Stadt geht der Tag auf einem Berg zu Ende. Und lässt die Pagoden der Stadt in neuem Licht erstrahlen.Read more
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- Day 7
- Wednesday, August 20, 2025
- ☁️ 27 °C
- Altitude: 888 m
ChinaZunyi27°40’52” N 107°0’45” E
Männer im Kinderparadies

Heute heißt es für uns Männer vor allem auf klein Paul aufzupassen. Die Frauen gehen allein schon geplante 7 Stunden auf Brautkleidschau und Make-up Anprobe. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Die Chinesische Art von Kinderwagen ist ein Rollator mit unbequemem Holzsitz. Damit lässt soch Paul auf keine längeren Spaziergänge ein. Er hat ein Laufrad. Doch das wird besser geschoben. Auf dem Spielplatz holt man sich einen Sonnenbrand oder die Rutsche ist gerade nass. Unser Aktionsradius ist an diesem Tag sehr eingeschränkt.
Das Geheimnis der Chinesen auf so engem Raum zu leben sind ihre Hochhäuser. Wie Spargel stechen sie dünn und teils sogar elegant empor. Ca. 300 Menschen leben in jedem einzelnen Hochhaus. Dazu kleine, hübsch angelegte Parks, Springbrunnen, ein Gärtner und ein Wachmann. Fertig ist die schöne heile Welt fernab der Straße. So erkunden wir die erste Zeit die einzelnen Spielplätze zwischen den Wolkenkratzern. Doch irgendwann wird es Mittag zu warm und wir machen es den Chinesen gleich. Bloß raus aus der Sonne. Auf dem Spielplatz hat Paul seine Ohren vergessen. Zu Hause finden es die kleinen Finger super die Klimaanlage immer wieder auf Schockfrosten zu stellen. Ich kann mich schon mal für die nächste Erkältung bereit machen.
Das bringt mich auf die Idee ein Eis zu spendieren. In China allgemein gar nicht so einfach. Zwar gibt es Milch, doch wie man die gefroren verarbeitet ist hier weitgehend unbekannt. Im Stadtviertel gibt es genau einen Laden der zumindest Softeis mit Erdbeersoße anbietet. Bei über dreißig Grad ist fast alles Recht. Danach geht es mit Paul ins Kinderparadies. Während er seine Rutsche hat und froh ist wenn ihn die anderen nicht all zu sehr stören, richten sich verstörte Blicke auf uns. Zwei Männer? Dann noch Ausländer? Und mehr Spaß an den bunten Plastikbällen als manches Kind? Letztendlich gelingt es den Chinesen immer über alles zu tuscheln um nach einiger Zeit wieder das Interesse zu verlieren und sich abzuwenden.
Am Ende des Tages hat Emma drei Kleider und drei Masken über ihr Gesicht ergehen lassen. Die Trauzeugin Steffi immerhin eine. Dann noch ihre Cousine eine und die Schwiegermama hat auch noch ein neues Kleid für die Hochzeit.
Und wir Jungs? Haben uns mit Cookies on Eis zufrieden gegeben. Und mit Kinderparadies. Egal, Hauptsache Spaß und so wenig wie möglich Heimweh für den kleinen Paul. Denn dabei sein darf man hier genau so wenig vor der Hochzeit wie in Deutschland.Read more
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- Day 6
- Tuesday, August 19, 2025
- ☁️ 29 °C
- Altitude: 872 m
ChinaZunyi27°40’59” N 107°1’1” E
Zunyi

Man nehme die Metropolregion Leipzig/Halle und stelle sich auf jedem Quadratkilometer 7 Mal so viele Einwohner vor. Auf der Landkarte wirkt es wie ein Dorf mit recht wenigen Straßen. In echt wechseln sich auf der Taxifahrt Wolkenkratzer und grüne Hügel ab. Riesige Parks wurden angelegt und Bäume säumen jede einzelne Straße. Mein erster Eindruck? Hier lässt es sich leben wie auf einer grünen Wiese.
Zum Mittag treffe ich die Tim, Emma und Paul auf der Straße für einen Stadtbummel wieder. Über den Tag wirkt die Stadt wie ausgestorben. Nur wenige Menschen verirren sich ins Freie. Die Shopping Mall ist dank Klimaanlage hingegen gut gefüllt. Besonders der Kinderspielplatz wird zum Paradies für den kleinen Paul. Und während die einen alle Hände voll zu tun haben gönne ich mir ein Eis mit Steffi. Sie ist als Studienfreundin und Trauzeugin ebenfalls mit dabei.
Daneben gilt es erste Hochzeitsvorbereitungen zu treffen. Heute ist Bastelstunde und wir bauen kleine Papierdrachen als Lampions. Mütterlicherseits kommt noch eine Tante und hilft mit während der kleine Paul am Abend immer noch nicht ausgelastet seine zerstörerischen Fähigkeiten preisgibt. Die Basteldrachen können wir gerade noch vor ihm retten. Das bedeutet schonmal Glück für Braut und Bräutigam.Read more
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- Day 5
- Monday, August 18, 2025
- ☁️ 27 °C
- Altitude: 1,265 m
China谷脚镇26°28’50” N 106°49’41” E
Das Fossile Erbe Chinas

Der Grund warum ich dieses Mal nach China Reise sind einmal mehr Freunde. Sie sind vor Ort die besten Reiseleiter, kennen die besten Restaurants und eröffnen die tollsten Geschichten. Aus meiner Studienzeit in Wuhan sind jetzt gleich zwei Freunde Schuld dass ich heute hier bin. Oder umgekehrt heute kommen Tim und Emma endlich auch aus Deutschland hier an. Wir haben zusammen gelacht, zusammen studiert und bereiten jetzt gemeinsam die Hochzeit der beiden vor.
Für mich heißt das früh raus aus der Stadt und in der Lobby eines Hotels stundenlang warten bis wenigstens einer der beiden seinen Jetlag hinter sich lässt. Bestimmt hat sie auch ihr kleiner Sohn Paul in der Nacht ordentlich auf Trab gehalten. Für die Tage bei der Schwiegermama gibt es ein kleines Rahmenprogramm aber manche Tage auch ein straffes Zeitlimit. Nicht immer wird sich das wie Urlaub anfühlen, jedoch spannend alle Mal.
Ein entfernter Verwandter von Emma ist Fossilienhändler in Guiyang. Er hat uns heute eingeladen seine Ausstellung zu besuchen. Zum Einen ist es ein riesiges Hobby von Tim. Zum Anderen hat die Region im Südosten Chinas unendlich viel zu bieten. Einst war es ein sehr karsthaltiger Küstenstreifen vom Festland und später wurde die Region mit dem Himalaya ein bisschen empor gehoben. Dadurch haben sich unzählige Fossilien und Tropfsteinhöhlen in der Provinz gebildet.
Der Händler berichtet über seine Funde ein wenig. Seit die Regierung die Ausfuhr unter Strafe gestellt hat fällt seine Hauptaufgabe auf Präparate und Leihgaben für Museen. Leider heißt das dass vieles in Szene gesetzt ist anstatt so wie es gefunden wurde. Und vieles wurde auch einfach wegpräpariert. Aber es ist dennoch sehr schön anzuschauen und heute unbezahlbar. Als vor dreißig Jahren begonnen wurde Hochgeschwindigkeitstrassen durch die Berge zu ziehen hat hingegen kaum jemand danach gefragt. Der Abraum der Tunnel wurde vor dem Tunnel aufgeschüttet und liegen gelassen. Wer wollte durfte sich bedienen.
Für den Ortswechsel zu Emmas Familie geht es wieder mit dem Zug. Gerade so, dass ich noch ein Ticket für die Erste Klasse bekomme. Das kostet ca. 4 Euro mehr. Dafür ist mein Sitz breiter und ich bekomme ein Getränk und was zu Knabbern. Der Taxifahrer freut sich weil er auch drei Brocken Englisch kann. Das Land ist halt immer für eine Überraschung gut. Immer da wo man es am wenigsten erwartet.Read more
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- Day 4
- Sunday, August 17, 2025
- ☁️ 28 °C
- Altitude: 918 m
ChinaAnshun25°59’30” N 105°39’52” E
Huangguoshu

Die Welt zu entdecken ist mit zunehmendem Alter gar nicht so einfach. Die Klimaanlagen halten mich nun schon den dritten Tag in Folge auf Sparflamme. Dazu hat der Wecker nicht geklingelt weil er das Sonntags in Deutschland nie macht. So ein Mist. Raus aus den Federn alles stehen und liegen lassen und ab zum Bahnhof. Zweiter Versuch, diesmal mit dem Zug nach Anshun und vielleicht geht es von da weiter zu Chinas größtem Wasserfall.
Vom Ticketkauf bis zum Einsteigen muss ich nur vier mal meinen Pass vorzeigen. Ich bin überrascht dass bei der Staatsbahn die Computer immer noch im WindowsXP Layout laufen und alles per Hand eingegeben bzw kontrolliert wird. Überall muss zB. meine Passnummer per Hand eingetragen werden damit das System grünes Licht gibt. Doch dann geht es endlich raus aus der Stadt. Die Wolken ziehen an mir vorbei als wären sie zum Greifen nah und aus Zuckerwatte. Vielleicht denke ich auch nur der Zug würde mit sonst etwas für einer Geschwindigkeit reisen weil die Häuserfronten sich stetig gegeneinander verschieben. Nach 30 Minuten spuckt mich der Zug 100 Tunnel und 120km weiter in Anshun wieder aus. Für gerade einmal 6 Euro. Altbewährt und im Gegensatz daheim dennoch unerreicht.
Mir wurde durchaus mehrfach klar gemacht dass China in den letzten Jahren erneut einen enormen Wandel durchlebt hat. Ein Teil davon war die Rückabwicklung von Englisch als Hilfssprache. Gefühlt bin ich der einzige „Amerikaner“ den die Chinesen diese Woche gesehen haben. Am Schalter für Ausländer bin ich beim Ticketkauf stets einem freundlichen Verkäufer gegenüber der sich freut dass es endlich mal Arbeit gibt. Ansonsten übe ich mich in Geduld, Folge der Ameisenschlange und schaue mir an was es zu sehen gibt. Ein Bus bringt mich 6 km in eine Schlucht hinunter wo ein paar schön angelegte Wege an japanische Gärten erinnern. Nach einem Kilometer und 90 Minuten später kommt ein Mc Donalds in Tempelform. Schöne neue Welt. Gut dass ich zuvor auf der Straße noch schnell Nudeln gegessen habe. Dann kann es gleich auf die zweite Hälfte des Weges gehen. Zu einer Tropfsteinhöhle von der ich im Nachhinein doch sehr beeindruckt bin und im Entenmarsch zu den Silbernen Wasserfällen. Drängeln bringt nichts aber es lohnt sich. Die Kaskade an Wasserfällen ist als ‚der’ größte Wasserfall in ganz China bekannt und sie haben in einigen Filmen bereits als Kulisse gedient. Ich glaube wir werden das nie überprüfen wollen. Orginalfilm auf Chinesisch mit Hanzi Untertitel…Der Regenbogen und der warme Wassernebel sind eine willkommene Abwechslung.
Am Abend wollen die vielen Ameisen wieder zurück in ihr Nest. Kurzfristig ein Zugticket zu bekommen ist gar nicht so einfach. Die Schalterbeamtin hat erneut mit meinem Pass und ihrem alten System zu kämpfen um mir im übernächsten Zug zumindest einen Stehplatz anzubieten. Doch für die kurze Fahrt nehme ich das gern in Kauf.Read more
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- Day 3
- Saturday, August 16, 2025
- ☁️ 25 °C
- Altitude: 1,265 m
China观山湖区26°38’30” N 106°38’5” E
Guiyang park

In 2010 fand ich am Drei Schluchtendamm einen Warnhinweis mit der englischen Übersetzung „care fell into the water“ [Deutsch: die Vorsicht ist ins Wasser gefallen] Seitdem ist das bekanntlich Programm und ich versuche mit so wenig Planung wie geht so weit und vielfältig wie möglich zu reisen. Es gehört eben jedoch auch dazu dass nicht immer alles glatt läuft.
Erst für Montag war ein Stadtbummel geplant wenn die anderen ehemaligen Studies angereist sind. Und der Plan bis dahin war dass ich zu ein paar großen Wasserfällen auswärts fahre. Nach dem Regen gestern dürften die sich lohnen. Ohne ausreichende Sprachkenntnisse mache ich mich auf den Weg. Die Metro bringt mich eine halbe Stunde entfernt in die Nordstadt. Von dort fahren Direktbusse, schreibt zumindest die ofizielle Quelle von „ToptravelChina“. Als ich ankomme sehe ich auch eine Touristenlinie gerade abfahren. Es sollte für heute die einzige bleiben. Alles Fake! Vom Straßenverkäufer bis zum Wachmann der Metro frage ich alle die Tagein Tagaus ein Auge auf die vermeintliche Haltestelle haben. Keiner weiß weder wie die Straße heißt noch welche Hausnummern hier in der Nähe sind geschweige dass hier Busse fahren.
Also kurzum, ob ich hier richtig bin weiß ich nach einer Stunde immer noch nicht als mich ein Student in recht gutem Englisch erlöst. Er googelt ein wenig auf chinesisch (hier heißt das „Baidu“/ Baidu konnte früher aber schon mal besser Englisch) Bald sind wir sicher dass ich fernab jeglicher Touristenströme bin und heute so spät dort ankäme dass ich entweder nicht zurück komme oder vor Ort nichts entdecken kann. Also fällt der Plan aus. Und ich muss unbedingt dahinter kommen wie das ging, wen ich wo vor Ort fragen kann dass ich auch Hilfe erhalte. Übersetzungsapps sind außerhalb von Peking und Shanghai scheinbar genauso hilfreich wie wenn ein Ostfriese in Baden-Würtemberg Wein für seinen Fisch kaufen möchte. Es passt nicht zusammen und der gegenüber weiß nichts damit anzufangen.
Doch wenn ich schon da bin stecke ich den Kopf nicht in den Sand und habe schnell einen Stadtpark ausgekundschaftet der größer ist wie die gesamte Innenstadt von Chemnitz. Auf das Grün muss ich also nicht verzichten. Und auch nicht auf Möchtegern-Sänger die irgendwo heimlich proben, auf Kinder die auf den Plätzen Spielen oder Chinesen die sich womöglich für ein Fotoshooting bei Tiktok aufgestylt haben. Alles was das moderne Leben in China zulässt. Wem das zu viel ist der kann sich an hunderten Fitnessgeräten austoben. Belegt sind nur jene die ein Solarpanel haben und damit Rückmeldung an die Fitnessuhr oder das Smartphone geben.
Allgemein habe ich den Eindruck dass wir uns in Europa gar keine Vorstellung machen können welchen Stellenwert uneingeschränkter Smartphone-Konsum annehmen kann. Zurück zu den wichtigen Dingen…
Ich lerne die Chinesischen Schriftzeichen für Kuchen. Sehr wichtig! Zum überteuren Service gehört aber zumindest auch die obligatorische Flasche Mückenspray. Doch die zwirbelt auf dem angehenden Sonnenbrand am Nachmittag so richtig aggressiv.
Es wird Zeit aufzubrechen und auf dem Weg zurück noch den Sonnenuntergang von einem kleinen Idyllischen Schrein in den Bergen zu genießen. Dort kann ich mir zum ersten Mal auch einen Überblick über das Ausmaß der Stadt machen. Und auf wie wenig Platz sich eigentlich 8 Millionen Menschen zurecht finden können. Morgen ist ein neuer Tag. Und die Hoffnung ist noch nie beim ersten Anlauf ins Wasser gefallen.Read more
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- Day 2
- Friday, August 15, 2025
- 🌧 23 °C
- Altitude: 1,072 m
China南明区26°34’24” N 106°42’23” E
Zurück in das Reich der Mitte

Mütze, Reisepass, Trinkflasche… ich glaube ich habe alles. Zeit aufzubrechen! Nach etlich vielen Jahren Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch oder Portugiesisch durch die Welt zu reisen ( und manchmal einfach auch nur sächsisch ) war es höchste Zeit mein Chinesisch aufzubessern. Diesmal nicht nur zum Zwischenstop nach irgendwo hin. 15 Jahre nach dem Studium geht der Weg durch das Reich der Mitte weiter.
Dieser Weg ist weit und beginnt fast schon business mäßig mit dem Bus vor der Haustür direkt zum Flughafen nach Prag. Dort kann ich in Ruhe die Lounge genießen. Der Tag hatte 10 vor 4 auch viel zu früh begonnen. Das ganze ähnelt nachher als wäre ich heute zum City-hopping unterwegs. Von Prag nach Wien und später über Warschau, Minsk, Yaroslawl, Perm, Novosibirsk, Ulanbator und Peking zurück in die Provinz nach Guiyang.
Draußen ist es hell. Ich dagegen bin müde und fertig. Die Nacht gab es neben dem Flugzeug ein herrliches Wetterleuchten. An schlafen war somit auch nicht zu denken. Plötzlich ist es schon Freitag. In Peking liegt Smog in der Luft. An Sonnenschein ist nicht zu denken. Ich glaub wenn hier im Sommer mal wieder die Sonne scheint wäre weltweit sämtliche Sonnencreme sofort ausverkauft.
Folge niemals der Beschilderung…oder du landest in einer unterirdischen Geisterwelt aus hallenden Gängen, kilometerlangen Versorgungsschächten und quietschendem Linoleum auf dem Weg vom Flughafen zur Metro. Tatsächlich verirren sich noch genau drei Leute des gesamten Fliegers hier her und am Ende des Ganges wartet ein Mann mit Bobby-Car auf uns. Scheint also wirklich der offizielle Weg zu sein für alle die heute auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind.
Das Wetter lässt mir gerade noch die benötigten zwei Stunden meine Unterkunft zu finden dann setzt der Regen ein. Die Straßen werden leerer und die Menschen weichem dem Wasser. So war das schon immer, denn es gibt kaum Abwasserkanäle. Zeit für mich am Nachmittag den Jetlag auszuschlafen. Abends regnet es immer noch. Ein erster Spaziergang bringt durch die Gassen und die verregneten Straßen zu ein paar Familienrestaurants. Manchmal fühlt der Weg durch die Häuserschluchten sich an wie unter Tage. Die Die kleinen Restaurants scheinen nicht nur wegen dem Regen gut besucht zu sein. Bestes Zeichen dass das Essen bekömmlich ist. Es gibt Reis mit in Teig gebackenen Bohnen und Chilli. Hmmm. Wenn nur das viele Frittierfett nicht wäre.Read more