Via Transilvanica

May – July 2025
  • Robert Fichtner
Zu Fuß unterwegs nach Rumänien und einmal quer durch Transilvanien Read more
  • Robert Fichtner

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    May 18 in Romania ⋅ ⛅ 15 °C

    Ich kann nicht behaupten dass ich einen tiefen Kater hätte. Doch die Lust früh am Morgen wach zu werden, aufzustehen, ausreichend (!) zu Essen und dann auch noch loszulaufen nimmt von Tag zu Tag ab. Derweil gehen die Wahlen in Rumänien bereits um früh um 7 Uhr los und dauern bis 21 Uhr. Für die Wahlhelfer wird es ein langer Tag. Meine Gastmama springt immer zwischen Wahllokal und der Küche hin und her um zu sehen dass es mir gut geht. Und Ob! Es gibt obligatorisch Würstchen, Speck und Rührei und im Anschluss den ersten Rhabarberkuchen der Saison hmmm.

    Auf dem Weg nehme ich von hier an wieder jeden Hügel mit. Auf vielen Hängen sind Terrassen angelegt die einst vom Weinbau in Siebenbürgen zeugen. In Reichesdorf ist man geschäftig. Jedes Haus bekommt einen neuen Anstrich und in der Kirche sind Restaurateure gerade am Werk ein altes Wandbild wieder frei zu legen. Das Dorf kauft sich ein. Viele Holländer, Deutsche, Portugiesen, wer es sich leisten kann kauft sich hier ein altes siebenbürgisches Häuschen, baut es wieder auf und genießt den einfachen aber ruhigen Lebensstil.

    Bis zur letzten Ecke versteckt sich Bierthelm auf dem nächsten Teilstück vor mir und dann ziehen Gewitter auf. Ab dem ersten Aussichtspunkt wird der Nachmittag ein taktisches Spiel zwischen Sonnenschein und Nässe dass aber bis zuletzt gut aufgeht. Zwei Busse und drei Souvenirverkäufer vor dem Tor machen die ganze Ruhe zunichte. Wir wird dass wohl sein wenn sich die Siebenbürger Sachsen hier zu einem Chorsingen treffen? Dass es das gibt haben die Leute in Medias erzählt. Dann passen über 600 Leute in die Kirche. Sie ist bis auf den Altar nicht besonders reich geschmückt. Das haben sicher alle Kirchen hier seit der Reformation ein Stück verloren. Doch besonders bleiben ihre gleich drei Wehrmauern, ihre fantastische Lage über dem Land und die Tatsache dass sie über Jahrhunderte Bischofssitz war. Das kleine Dorf bekam anstatt Medias nie Stadtrecht, doch da die Gemeinde entschied wer seine Heiligkeit vertritt und nicht allein der Papst konnte das eben auch auf dem Dorf geschehen. Und einmal gefestigt wurde die Kirche wehrhaft ausgebaut. Die Grabsteine im Mausoleumsturm zeugen von vielen die ihr Amt hier inne hatten. Vielleicht auch weil es hier wirklich selbst bei Regenschauer magisch schön ist und der Wein viel kürzere Wege hatte.

    Wie jeden Tag stand heute Morgen stand heute Morgen nicht nur die Präsidentschaftswahl an sondern auch die Suche nach der nächsten Unterkunft. Mein Gastvater fragte mich gleich zu Beginn ob ich wüsste worauf ich mich beim Nachtlager einlasse? Als das Projekt eines zweier Engländer denen es bereits nach 26 Jahren in den Mährischen Hügeln der Tschechei zu viel Trubel wurde wanderten weiter östlich nach Copsa-Mare. Beide sind Naturliebhaber und bieten Workshops für Naturmalerei an. Sie erzählen mir unter den Kommunisten war dieImkerei ein beliebtes Hobby da die Gewinne nicht verstaatlicht wurden. Jeder durfte sie behalten. Es entwickelte sich eine regelrechte Industrie LKW-Anhänger in Honigwagen umzubauen. Und die Zwei wiederum bauten ihn ursprünglich für die Kinder wieder um zu einem schlichten aber wunderschön gelegenen Wohnwagen. Zum Abend bekomme ich noch den Hinweis wenn ich kann solle ich nicht im Dunkeln auf die Latrine gehen. Im Tal ist gerade eine Bärenmama mit zwei Jungen unterwegs.
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  • Dieser Schäfer hat mehr als zwanzig Hunde rings um seine Schafherde. Das ist ohrenbetäubender Rekord
    Streifzug durch Copsa MareGanz besondere Spuren wenn man sie richtig zu deuten weißEin Päuschen und eine große Tafel Schokolade kann in der Natur niemand verwehrenDunkle Wolken - doch die Siebenbürger Häuser halten zusammenDen Weg kann ich wieder nur schwer verfehlenDas ehemalige Herrenhaus in MalmkrogDie Fresken sind restauriert. Original stammen sie aus dem 14. Jh.Die Wandmalereien sind noch einmal gut 70 Jahre älterEin kleiner ausgewaschener Sandstein Canyon. Das offen zu legen ist selten in TransilvanienDas Wasser läuft in Bächen auf dem Weg während ich nach Floreste einlaufeDas Bauernhaus ist original eingeräumt. Trocken, kalt und dennoch genial!Ein Museum um es zu benützen. Anfassen erlaubt.

    Siebenbürgische Gemeinschaften

    May 19 in Romania ⋅ 🌬 13 °C

    Ich muss vom Bienenwagen die Schlüssel zurück ins Dorf bringen. Und da war ich nun den Hügel schon mal oben gewesen… Mein Gastvater will mir gerne Wechselgeld für die Unterkunft geben doch er hat keins. Er reicht mir 100LEU. Ich soll doch bitte ins Magazin gehen und fragen ob sie dort wechseln können. Gesagt, getan. Davor stehen einige Männer und verbreiten den Dorfklatsch. Die Frau hinter dem Tresen zieht ein Gesicht als wäre jemand gestorben als ich mit meinem Anliegen komme. Also kaufe ich etwas was ich hoffentlich irgendwann noch brauche. Aber sie ärgert sich scheinbar immer noch dass sie mir Wechseln muss. Der Rest vorm Laden ist schon am frühen Morgen betrunken. Wahrscheinlich gehört sie zu den wenigen die hier nicht liberal gewählt haben. Der Rest des Dorfes ist mehr oder minder im Freudentaumel und arbeitet heute Morgen deswegen lieber noch nicht.

    Auf dem Weg nach Malmkrog finde ich wieder ein paar kleine Bärenspuren. Zumindest ist die Mama mit ihren Kleinen also tatsächlich in der Nähe. Und so hat es auch sein Gutes dass der Boden einer aufgeweichten Lehmgrube ähnelt und das Vorankommen nach dem Regen äußerst mühsam ist. Nach Malmkrog hinein gehe ich durch eine Apfelplantage. Sie wurde wie vieles hier durch den Eminescu Trust aufgebaut und unterhalten. Ein Herzensprojekt seinerzeit noch von Prinz Charles. Eigentlich schreibt auch mein Wanderführer von dem tollen Saft aus der Mosterei. Stattdessen erfahre ich vor Ort dass die Mosterei vor zwei Jahren eingestellt wurde.
    Das ist schade. Im Gegenzug umso besser erfahre ich wo man bei privat hier im Ort gut und günstig zu Mittag essen kann. Gleichzeitig haben die den nächsten Wanderstempel. Das passt also doch perfekt! Die siebenbürgische Gemeinde ist hier im Ort noch sehr stark vertreten. Das macht es mir natürlich leichter einiges über Malmkrog zu lernen.

    Nach dem Mittag schaue ich mir die kleine Kirche an. Ein „künstlerisches Kleinod inmitten der Pampa“ trifft es sehr gut. Die gesamte Nordseite der Kirche als auch das Innere des Kirchendaches sind mit Fresken aus dem 13. und 14. Jahrhundert verziert. Selten ist ein Wandgemälde so vollständig erhalten geblieben. Due Kirchenführerin spricht gut Deutsch und ist von meinem Interesse ganz begeistert. So gehen eir auch noch ein Stück tiefer in die jüngere Geschichte. Sie erklärt mir dass die Sitzordnung in der Kirche bis heute festen Regeln unterliegt die Kommunisten eins festgelegt haben. So wusste jedes Kind wo es vor bzw. nach der Konfirmation sitzen durfte. Die konfirmierten Jungen sogar vorn rings um den Altar. Die Mädchen wieder an anderer Stelle unter den strengen Blicken der Brigadeführer. Ein Hauch von Organisation wo man es heute in der Gemeinde am Wenigsten erwarten würde.

    Am Nachmittag will ich mich beeilen. Ein großes Regengebiet soll heranziehen. Und ich will morgen bis zum Abschluss noch ein paar Kilometer schrumpfen. Leider gestaltet sich die Schlafplatzsuche etwas schwierig. Das eine Gästehaus nimmt nur Reservierungen bis zum Vortag an, das nächste ist schon voll und so lande ich schlussendlich auf dem Campingplatz. Der Platzwart meint nur in gebrochenem Englisch „du siehst nicht so aus als dass du hier bleiben solltest für die Nacht. „Na vielen Dank auch“ Derweilen organisiert er mir von irgendwoher einen Anruf bei einer Dorfbewohnerin. Sie hätte Schlüssel für wo ich denn für die Nacht und den Regen bleiben könnte. Am Ende finde ich mich in einem für Wanderer wie mich wieder hergerichteten Bauernhaus des Eminescu Trust. Es ist einmal mehr das Schönste was mir je passieren konnte.
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  • Das restaurierte Schloss Bethlen in Kreisch
    Ein Blümchen am Wegesrand!Respekt!Die Unterstadt von SchäßburgDer Blick geht natürlich immer nach oben. Hier zum Stundturm, dem Wahzeichen der StadtGraf Draculs Geburtshaus.Apparate und Erfindungen der Mediziner die es nicht bis in die heutige Zeit geschaft haben.Die Hutmachergilde stellt sich vorDas Rathaus wirkt ebenso ehrwürdig wie die alte Schule in der BurgZu Fuß komme ich da nicht an, doch wer kann schon sagen wo die nächste Reise hingeht?Hermann Oberth hat auch mit guten Ideen die Welt verändert.

    Schäßburg

    May 20 in Romania ⋅ ☁️ 15 °C

    Die Nacht war kalt in den alten Mauern. Die Decke scheinbar zu dünn. In jedem Fall bringt mich ein Kaffee am Morgen nur wenig auf Trab. Und dabei scheinen es doch nur noch 22km bis nach Schäßburg zu sein.

    Der erste Halt ist das Schloss Bethlen in Kreisch. Ein kleiner Adelssitz im Zuge der Renaissance erbaut. Es schlief seinen Dornröschenschlaf bereits zweimal. Nachdem der Adel die Residenz auflöste verfiel es und wurde in den 70ern als düstere Filmkulisse rumänischer Horrorfilme wiederentdeckt. Dabei schoss ein Filmteam über das Ziel hinaus. Es wollte brennende Fenster inszenieren und fackelte neben der Filmpyrotechnik leider auch Teile des originalen Daches mit ab. Da war dann Schluss mit lustig. Das Schloss versank bis zum Ende der Kommunistischen Ära erneut im Dornröschenschlaf. Heute versucht es ein Verein wieder hübsch zu machen. Das Schloss wurde komplett entkernt, das Dach neu gedeckt und von der Fassade gerettet was zu retten war. Die Arbeiten dauern wahrscheinlich noch Jahre an. Trotzdem kann ich mir gut ein Bild machen wie das Leben hier vor ca. 200 Jahren aussah. Kurz darauf halte ich an der Grundschule den gesamten Betrieb auf weil alle mir erst einmal winken müssen. Und der Weg führt weiter über Berg und Tal.

    An der nächsten Stempelstelle kurze Verwirrung. Die Frau vor Ort redet nur Rumänisch und ich wieder mein Spanischkauderwelsch aber sie ist die Erste die damit richtig gut was anfangen kann. Deutsch weniger. Dazu meint sie am Schluss nur dass sie regelmäßig spanische Telenovelas anschaut. Warum bleibt uns in Deutschland so etwas oftmals eigentlich verborgen?

    Als fünfter und letzter kommt mir ein einsamer Wanderer entgegen. (sprechen 5 Wanderer auf 250km jetzt für oder gegen die Qualität eines Wanderweges?) Er meint er hätte heute Früh im Wald zwei Bären gesichtet. Einer davon ein ausgewachsenes Männchen. Jedoch sonst hat er die letzten zwei Tage abgewettert und plant jetzt noch drei Tage nach Mediasch zu laufen. Dann fliegt er nach nichtmal einer Woche wieder Heim. Ich glaube der Bär und vielleicht der Bischofssitz in Bierthelm sind alles was er von der Wanderung mitnehmen wird. Von vielen Details und Sehenswürdigkeiten auf dem Weg hat er noch nicht einmal gehört. Da ist es eigentlich schon schade um den Flug selbst wenn er gar nicht mehr Zeit zur Verfügung hätte.

    Wenig später sichte ich die Spuren. Wie oft hat man mir in den letzten Tagen Respekt gezollt dass ich allein laufe? Wie oft hätten sich die Einheimischen sich das nicht getraut? Doch diese Spuren sind erstmals tatsächlich - groß! Ein wenig dankbar bin ich demnach schon dass die Bären mich vielleicht umgangen sind. Jede Begegnung verläuft anders und man kann sie nie vorher sehen.

    Eine letzte Pause. Ich merke dass ich im Einzugsgebiet einer Großstadt sein muss. Während ich Picknick halte kommt eine Gruppe lärmender Radfahrer daher. Spätestens als sie Bergab wegen dem Matsch schieben müssen lobe ich mir die Wanderschuhe und lasse sie bald weit hinter mir. Schäßburg ist seit Alba Iulia die größte Stadt auf meinem Abschnitt der Via Transilvanica.

    Schnell ist das Gepäck verstaut und ab geht es auf Entdeckungstour. Unübersehbar ragen die Bergschule und der Stundturm über die Stadt. Bis heute ist die Bergschule ein gehobenes Knaben Gymnasium immer wieder wechselte die Amtsprache mal zwischen Latein, Deutsch und Rumänisch. Dem Anspruch der Lehrer tut das keinen Abbruch. Und so ist man ganz stolz über den ehemaligen Schüler Hermann Roth der mit seiner theoretischen Physik und späteren Zuarbeit für die NASA den Grundstein für den kegelförmigen Raketendüsenantrieb und die späteren Mondmissionen legte.

    Wen das nicht interessiert, der bleibt früher oder später am Geburtshaus und der Kinderstube des Grafen Vlad Dracul kleben (1431-1435, dann zog er weg). Die ganze Hysterie um Dracula und seinen Blutdurst beruht einzig auf der wahren Begebenheit dass Graf Dracul gerne, viel und erfolgreich gegen die Osmanen in die Schlachten zog. Den Rest hat Bram Stoker erfunden und es wird vortrefflich Geld damit verdient. Mehr als dass verdient es jedoch keine Aufmerksamkeit.

    Die Oberstadt von Schäßburg wurde so gut gesichert dass sie bis auf ein einziges Mal von den Angriffen der Geschichte stets verschont blieb. Diese Wehrhaftigkeit verdankt sie den sich aufopfernden Gilden in der Stadt. Die Zünfte bildeten bis ins 19.Jh das Rückgrat für den Handel und den Wohlstand der auf allen Schultern gleich verteilt war. Denn man verteidigte sein Handwerk um Missbrauch oder Dumping vorzubeugen. Eine wunderbare kleine Ausstellung zeigt selbst wie weit die Ärzte und Apotheker waren die hier in Schäßburg praktiziert haben.

    Wenn nach 18 Uhr die Läden schließen wird es ganz still im Stadtzentrum. Zeit inne zu halten. Meine Reise geht nach 250 Steinen vorerst zu Ende und trotz der Stadt fühle ich mich noch einmal mittendrin statt nur dabei - in Transilvanien.
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