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  • Day 76

    Kubu Island

    November 26, 2018 in Botswana ⋅ ☁️ 32 °C

    Das weltgrößte Salzpfannensystem „Makgadigkadi“ besteht grundsätzlich aus drei großen Salzpfannen.
    Wir befinden uns auf der Fahrt nach Kubu Island, einer Insel zwischen der Sowa- und der Ntwetwe-Salzpfanne.
    In der Regenzeit ist es nicht möglich, die Salzpfannen zu befahren. Jetzt, am Ende der Trockenzeit, kann man sie komplett durchqueren. Solange man auf den Reifenspuren der anderen Autos bleibt. Fährt man querfeldein, ist es sehr wahrscheinlich, dass man im Schlamm unter der Salzkruste steckenbleibt. Im Reiseführer steht sogar, dass ganze Autos darin versinken können. Ups.
    Wir nehmen uns zwar fest vor, uns an diesen Ratschlag zu halten.
    Wenn man jedoch in die Pfannen hineinfährt, fühlt man sich in seiner Euphorie versucht, mit Hurra in die weiße, leere Landschaft hinein zu brettern.
    Es gilt also, die Kontrolle über sich selbst zu bewahren, auch wenn die Salzpfannen eine hypnotisierende Wirkung ausüben. In jeder Richtung sieht alles gleich aus. Weiß. Und der Horizont flimmert, als gäbe es kein Morgen mehr.

    Da es gewaltig heiß ist, will Felix Getränke aus dem Kühlschrank holen. Dabei entdeckt er, dass wir mal wieder mit offener Seitenklappe umhergefahren sind.
    Kurzer Check: Der Teekessel fehlt.
    Also zurück fahren. Weit kann er nicht sein, da Felix die Klappe erst vorhin aufgemacht hat.
    Felix, schon wieder in gestrandeter Robinson Crusoe Manier, will an der Stelle warten, bis wir wieder kommen.
    Charly, Daniel und ich verfolgen die kerzengerade Spur und merken, dass der Weg doch länger ist als gedacht. In dieser Wüste verliert man echt das Gefühl für Zeit und Raum. Irgendwann sehen wir dann etwas am Horizont glitzern. Unseren Teekessel! Bis wir bei ihm angelangen, sammeln wir dann auch noch unsere Gruppen-Zahnpasta und die abgerollte Klopapierrolle auf.
    Dann wieder umdrehen. Schließlich wartet Felix in der sengenden Hitze auf uns.
    Hoffentlich finden wir den wieder in diesem endlosen Nichts. „Hey hier sieht uns doch niemand!“ freut sich Daniel. „Da kann man die ‚Don’t ride on the roof‘-Regel doch mal kurz ignorieren.“
    Schwuppdiwupp klettert er aufs Dach und wir düsen los. Bravurös steuert Charly unseren Jeep durch das salzige Weiß bis wir irgendwann am Horizont einen schwarzen flimmernden Strich erkennen können. Felix? Kamel? Pferd?

    Erleichtert stellen wir fest, dass es sich um Felix handelt. Ein bisschen blass ums Näschen steigt er ein und berichtet von seiner Nahtoderfahrung: Als wir mit dem Auto komplett vom Horizont verschwunden sind, hat ihn eine Panik beschlichen, die vermutlich Leute spüren, die in Wüsten ausgesetzt werden. In alle Richtungen nichts als staubtrockene Salzkruste, brütende Hitze, kein Schatten und kein Wasser.
    Tja, Felix wollte es ja selbst so. Dieser Adrenalinjunkie.

    Mit Zahnpasta, Klopapier, Teekessel und Felix an Bord machen wir uns weiter auf den Weg nach Kubu Island.
    Und plötzlich sehen wir die Insel:
    Inmitten eines Meeres aus Salz ragt
    ein gespenstischer mit Affenbrotbäumen bestandener Felsen auf. Auf dieser Insel befindet sich ein weitläufiger Campingplatz. Von den 14 Zeltplätzen ist heute außer dem unseren nur ein weiterer belegt. Unser Platz ist von Affenbrotbäumen und Felsaufwerfungen gesäumt und bietet einen sagenhaften Blick über die Salzpfannen.

    Wir lassen es uns nicht nehmen, den dramatischen Sonnenuntergang anzuschauen, auch wenn wir wissen, was das bedeutet: Wieder mal im Stockdunklen kochen. Eigentlich sind wir darin ja Profis mittlerweile.
    Heute steht uns jedoch eine Herausforderung der besonderen Art bevor.
    Eine massive Käferattacke.
    Tausende dieser Insekten fliegen in unsere Töpfe, auf unser geschnittenes Gemüse, in unsere Getränke. Aufgrund der Stirnlampen natürlich auch in unsere Gesichter.

    Das bedeutet für mich dann wohl eine Veggie-Pause. Naja so ein paar Zusatzproteine haben wohl noch keinem Vegetarier geschadet.

    So sitzen wir um unser allabendliches Lagerfeuer, unter einem gigantischen Sternenhimmel und verputzen unsere Tomaten-Käfer-Spaghetti.

    Nach dem Essen eröffnet sich uns ein ganz besonderes Spektakel.
    Ein Mondaufgang, wie ihn noch keiner von uns gesehen hat.
    Wir positionieren unsere Campingstühle in die passende Richtung, rutschen eine Stufe tiefer, schauen hoch in den weiten Himmel und fühlen uns ein bisschen wie im Planetarium.
    Der Mondaufgang sieht sagenhaft aus. Leider sind wir alle so platt, dass wir abwechselnd auf unseren Stühlen einnicken.

    La-le-lu
    Nur der Mann im Mond schaut zu,
    wenn die kleinen Babies schlafen.
    Drum schlaf' auch du....
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