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  • Day 77

    Kubu Island 2

    November 27, 2018 in Botswana ⋅ ☀️ 30 °C

    Der nächste Tag.
    Es ist brütend heiß und wir sind jetzt ganz alleine auf Kubu Island. Außer dem Motswana namens Nektar (Fun Fact: In Botswana lebt ein Motswana und mehrere Batswana) ist keine Menschenseele hier.
    Er verbringt drei Monate am Stück auf dieser verlassenen Insel mitten in den Salzpfannen, bevor er dann für 2 Wochen in sein Dorf geht, um dann wieder 3 Monate auf Kubu Island zu arbeiten. Krasses Leben.
    „There are only two trees on this island where you can spend the day. All the others don’t have leaves at the moment. It’s gonna be really really hot.”
    Ja. Es ist wirklich unfassbar heiß. Und es ist gerade mal 10 Uhr morgens. Charly gönnt sich nach dem Frühstück eine Campingdusche, was zu einem Gruppenprojekt wird: Felix lässt das perfekt temperierte Wasser aus dem Autotank in den schwarzen Beutel, welchen Daniel dann sehr professionell an die Bäume zwischen die Felsaufwerfungen hängt. Eine perfekte Outdoor-Dusche.

    Wir befolgen Nektar’s Rat und kauern den ganzen heißen Mittag unter einem der beiden Schattenbäume. Wie ein Rudel fauler Löwen.

    Als plötzlich ein Unwetter aufzieht, fängt es an zu stürmen und uns wird ein bisschen mulmig zumute. Wir sind mutterseelenallein auf dieser Insel. Ok, Nektar ist noch da. Aber den haben wir auch schon länger nicht mehr gesehen.
    Wir verlassen unseren Schattenbaum und umrunden ganz mutig die Insel. So ein Spaziergang in der flunderflachen Salzwüste bei aufkommendem Unwetter hat was.
    Wenn mal keiner redet, hört man nichts ausser dem Heulen des Windes und dem Knacken des Salzes unter den Füßen. Wundervoll abenteuerlich.

    Bei einbrechender Dunkelheit beginnen wir, unseren Gemüseeintopf zuzubereiten.
    Heute ohne Käferattacke.
    Dafür mit so starkem Wind, dass es nicht nur die Dachzelte zusammenklappt, sondern auch die Flamme des Gaskochers ausbläst.
    Also ab mit unserer Meisterköchin Charly, dem Gasbrenner und dem übervollen Topf zu einem windgeschützten Plätzchen.
    Problem Nr. 1 geregelt.
    Problem Nr. 2: Das Unwetter ignorierend haben Daniel und ich uns nicht abhalten lassen, einen Cookie-Teig anzusetzen, den wir im gusseisernen Topf über dem offenen Feuer backen wollen. Das Feuer brennt bereits tippitoppi. Da es mittlerweile jedoch so extrem stürmt und blitzt, stopfen wir den Teig und alles, was sonst noch herum liegt ins Auto und parken es auf einen Stellplatz im windgeschützten Inselinneren.
    Wir haben ja eh freie Platzwahl.
    Zwischen dem alten und dem neuen Platz sitzt Charly im Schutze eines kleines Steinhaufens und rührt fleißig den Eintopf. Ich leiste ihr Gesellschaft und kann total nachvollziehen was sie meint mit: „Es ist ganz schön creepy hier.“ Mittlerweile ist es nämlich stockdunkel, die grellen Blitze bleiben immer länger und deutlicher am Himmel zu sehen - bald wird es vermutlich wie aus Eimern regnen - und der Wind pfeift uns nur so um die Ohren.
    Plötzlich sehen wir eine Stirnlampe auf uns zu kommen. Es ist Felix mit dem Spaten in der Hand.
    Hat der jetzt wirklich die Ruhe weg, ganz gemütlich sein Geschäft zu verrichten? „Nein! Ich hole das Feuer!“
    Charly und ich schauen uns an und wissen nicht so recht, ob uns zum Lachen oder zum Verzweifeln zumute ist. Wir entscheiden uns für Lachen (das war noch immer die beste Lösung), tragen unseren Brenner mitsamt Eintopf zum neuen Stellplatz und schauen Felix zu, wie er die glühende Kohle schleppt. In der tiefschwarzen Nacht hat das fast was künstlerisches, weil man eigentlich nur das glühende Rotorange sieht, das näher kommt, und gleichzeitig eine Spur glühender Punkte auf dem Boden hinterlässt.

    Als Felix das Lagerfeuer umgezogen hat, sitzen wir im Windschutz im Kreis um den Gaskocher, trinken Rotwein aus Campingbechern (mit lecker metallischem Beigeschmack) und tauschen uns über unsere Lebensträume aus.
    Zwischen Träumen wie „Die Hauptrolle in einem Film spielen“ und „Ein perfektes Foto von mir in einer Barrel“ sagt Charly etwas, das mich sehr beeindruckt: „Eigentlich habe ich gar nicht so DEN großen Lebenstraum. Es sind genau die kleinen, ungeplanten Momente wie dieser hier, die ich am schönsten finde und die man nie vergessen wird. Solche tolle Momente mit Freunden wünsche ich mir noch viele.“

    Ich bin so glücklich, diesen Moment mit Menschen verbringen zu dürfen, die sich nicht über Kleinigkeiten (wie die unendlich lange Zubereitungszeit unseres Abendessens) aufregen, sondern diese gewonnene Zeit lieber für die schönen Dinge des Lebens nutzen.

    Der Eintopf schmeckt köstlich und am Ende schaffen wir es sogar noch, unsere Cookies zu backen.
    Den gusseisernen Topf auf den Tripot in die Glut stellen, auf den Deckel ein paar heiße Kohlestücke legen und fertig ist die Ober-/Unterhitze.

    Mit den (nur dezent verbrannten) Cookies, dem Whiskey und den (unlösbaren) Rätseln von Daniel verbringen wir einen superlustigen Abend am Lagerfeuer. Allen voran weil Daniel weder die Rätsel an sich, noch die Lösungen auf die Reihe bekommt. „Ich erzähl jetzt mal den Anfang des Rätsels. Und dann müsst ihr mir weiterhelfen.“ „Du meinst, wie das Rätsel weitergeht?“ „Jaaaa, das. Und auch mit der Lösung.“

    So ein lustiges Kerlchen...
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