• Thomas Hörl

Indonesien 2020 II

... man kann vielleicht tatsächlich mehr als ein Zuhause haben ... Read more
  • Trip start
    October 25, 2020

    Angekommen

    October 25, 2020 in Indonesia ⋅ ⛅ 31 °C

    Tja. Hier bin ich also wieder. Es war jetzt nicht der einfachste Weg hierher, aber im nachhinein betrachtet schon und das bisschen Stress vorher mehr als wert.

    Eigentlich ist alles wie am Schnürchen gelaufen, ich hatte den richtigen Agent erwischt, der mir den Weg zum Visum geebnet hatte, ich hab (nachdem Turkish zum gefühlt 416 Mal einen Flug gestrichen hat) die richtige Airline gefunden - und selbst den Zirkus mit meinem verlorengegangenen Covid-Test haben sowohl ich und mein Nervenkostüm unbeschadet überstanden 😂

    Ich hab mein Gepäck geholt und bin aus dem Flughafen raus. Ein riesiges "Welcome to Bali" strahlt mich an. Ich hab mich erst mal hingesetzt, weil das Gefühl einfach überwältigend war.

    Zuhause hatte ich überlegt, wie es wohl sein wird, wenn ich ankomme. Hab ich mir das alles eingebildet? Kann es denn sein, dass man vier Monate, nachdem man ein Land verlassen hat, immer noch ein Ziehen im Bauch hat, weil man es einfach so sehr vermisst und einen das Gefühl von "Heimweh" nicht und nicht loslassen will?

    Und nein. Es war keine Einbildung. Diese Insel hat mich mit Haut und Haaren gepackt. Und diese Insel kann einem, wenn man es nur zulässt, so viel geben.

    Ich war viel zu bald, Jasmina und Kadek waren noch nicht mal in der Nähe vom Flughafen - und so bin ich einfach dagesessen. Hab die Sonne und die Wärme genossen, hab diesen Duft eingeatmet und wusste in der Sekunde, ich hab die richtige Entscheidung getroffen. Zurückzukommen. Und in irgend einer Art und Weise eben auch heimzukommen.

    Ich hab Bali sehr, sehr viel zu verdanken und wer den letzten Penguin verfolgt hat, weiß das. Ich bin hier gesund geworden und hab zurückgefunden. Nein, nicht wirklich zurückgefunden. Ich hab etwas gefunden, was ich vorher noch nicht kannte.

    Tja, und dann kamen die beiden und es ging los Richtung Ubud und in die Villa Santai, unser Zuhause von März bis Juni. Ich bin bei der Tür rein und es war, als wäre ich keinen Tag weg gewesen.

    Fast alle waren da (von links nach rechts, damit ihr ein Gesicht zu den Namen bekommt) - Kadek, Gayle, Jasmina, Christina und Rendra. Jung ist etwas später gekommen, der ist nicht mit am Foto, Andriyan hab ich am nächsten Tag getroffen.

    Großes Hallo, große Freude.

    Jetzt bin ich erst mal in Quarantäne für 14 Tage, das hab ich auch nicht gewusst, ist mir aber auch herzhaft wurscht.

    Alle sind total hilfsbereit, es wird für mich eingekauft und gekocht und immer mal wieder schaut jemand vorbei, ob eh alles passt hier.

    Das einzige, was ich mir anschaue, ist immer die ZiB vom Vortag, und mein Hausarzt Dr. Mantinger hatte vermutlich recht, als er sagte: "schaun's nur grad, dass Sie weiterkommen, einen besseren Zeitpunkt hätten Sie sich nicht aussuchen können".

    Und ja, mag sein, dass ich mir den Wahnsinn aus dem Frühjahr tatsächlich ein zweites Mal erspare. Ich hoffe für euch alle daheim, dass es nicht so schlimm wird - aber die Vorzeichen stehen nicht unbedingt gut.

    Auf Bali sinken die Zahlen. Es ist sehr, sehr, sehr ruhig hier. Ein Bild konnte ich mir noch nicht machen, das geht erst, wenn die Self Isolation vorbei ist.

    Damit will ich es erst mal belassen - ich bin gut angekommen. Auch im Herzen. Ich denke viel an Zuhause, ich weiß, es ist nicht einfach, mich gehen zu lassen für so lange Zeit.

    Alles Liebe & auf bald,
    Thomas
    Read more

  • Kadek

    November 14, 2020 in Indonesia ⋅ ☀️ 31 °C

    Hier sind wir ein ganzes Stück weitergekommen und ich hab nun auch einen besseren Einblick, wie die Dinge hier in den Compounds so laufen. Und warum eine Bank zuhause nicht mit einer Bank hier zu vergleichen ist.

    Also erstens ist es nur zum Teil eine „offizielle“ Bank. Es ist quasi eine Kooperation des jeweiligen Village mit einer Local Bank. In Kadeks Fall bedeutet das, der Kreditgeber ist zu 10% die lokale Bank und zu 90% das Village.

    Diese Kredite sehen keine vorzeitige Rückzahlung vor. Denn erst mal hat mich der Schlag getroffen, als ich hier mit unseren Euros angekommen bin voller Freude und dann einen ziemlichen Dämpfer bekommen habe. Denn die Gesamt-Kreditsumme, gerechnet auf die gesamte Laufzeit, beträgt 475 Millionen Rupie. Was umgerechnet zurzeit nicht ganz 28.500 Euro sind.

    Wir haben 14.700 Euro beisammen.

    Kadek ist dann wohl einen seiner schwersten Wege gegangen, nämlich zu einer extra einberufenen Sitzung mit insgesamt 12 Leuten. 2 von der Bank, 10 hohe Vertreter vom Village. Und hat dort um Hilfe gebeten – um Verringerung des Gesamtbetrages bei vorzeitiger Rückzahlung. Erst mal gab es ein kategorisches Nein, nach langer Verhandlung mit vielen Tränen und viel Betteln haben sie nachgegeben und wir stehen nun bei einer Summe von 356 Millionen, was umgerechnet ca. 21.300 Euro sind zur Zeit.

    Da fehlen immer noch 6500 Euro – aber es war ein riesiger Schritt in die richtige Richtung. Und bei der Summe wird es auch bleiben, weiter runter kommen wir nicht.

    Er war dann bei mir in der Villa und ist wirklich völlig zusammengebrochen – ich hab mir richtig Sorgen gemacht, er war einfach nicht mehr zu beruhigen. Der „einfache“ Balinese (und das meine ich wirklich nur im allerpositivsten Sinn) tut sich wahnsinnig schwer damit, sich zu öffnen. Er tut sich wahnsinnig schwer damit, um etwas zu bitten. Und am allerschwersten tut er sich damit, eben um HILFE zu bitten. Weil er sich bis ins Bodenlose dafür schämt und nie, wirklich nie, eine Belastung für jemand anders sein möchte.

    Und das ist das größte Problem – er sieht sich ausschließlich als Belastung für uns, kann nie im Leben zurückgeben, was wir zu geben bereit sind. Da toben gewaltige Kräfte in dieser Seele und es ist mehr als schwer, ihn auf Spur zu halten.

    Fakt ist – wir brauchen noch ca. 6500 Euro.

    Und so werden wir jetzt mit unserem Ersparten in „Vorleistung“ treten und dann halt wieder losgehen und Klinken putzen, vielleicht nochmal ein Flohmarkt, so es das Virus wieder zulässt, Sachspenden über eBay oder Willhaben verscherbeln, was immer uns auch einfallen wird.

    Wir haben die einmalige Chance, das Thema jetzt glimpflich (naja, mir fällt einfach kein besseres Wort ein) aus der Welt zu schaffen.

    Also … es gilt wieder teilen … und spenden … wir freuen uns (nun noch mehr) über jeden einzelnen Euro, den wir reinbekommen …

    www.helpkadek.com
    Read more

  • Corona, Bali & ich. Reloaded.

    November 16, 2020 in Indonesia ⋅ ☀️ 31 °C

    Ich tue mir schwer, darüber zu schreiben. Denn nicht nur das ganze Land, ich glaub auch in unserer Familie und vielleicht auch im Freundeskreis gehen die Meinungen stark auseinander. Es scheint in eben diesen Meinungen aber letztendlich ohnehin nur noch zwei zu geben. Und diese beiden Seiten finden keinen Weg (mehr) zueinander.

    Ich habe einmal mehr Glück und verpasse tatsächlich auch den zweiten Lockdown. Ich bin einerseits dankbar dafür, andererseits würde ich ihn aber auch zuhause leben. Ich hätte auch den Soft Lockdown gelebt.

    Und ich weiß auch nicht, es ist vielleicht ein differenzierter Blick, den ich aus der Entfernung habe. Vielleicht rede ich mir auch leichter. Denn dieser softe Lockdown hätte schon weit mehr helfen können, als er es letztendlich getan hat. Er ist nicht wirklich gelebt worden, es war irgendwie eine „halbseidene Sache“. Und nicht nur im privaten Bereich. Nein, es wird ein Lutz aufgesperrt, wo x-tausende Leute hinrennen. Humanic macht eine 50%-Aktion, aber man muss dafür ins Geschäft kommen. Schon verrückt.

    Es gibt kein Richtig oder Falsch mehr. Es gibt Verleugner und Befürworter. Es gibt Regierungshasser und eben jene, die das nicht tun. Es gibt die Selbstständigen und die Arbeitnehmer. Es gibt die Eltern und die ohne Kinder. Es gibt die, die ins Homeoffice können und die, die in die Arbeit fahren müssen.

    Aber, man muss schon auch ganz ehrlich sagen, Corona ist „näher“ gerückt, oder?

    Im Freundeskreis, in der Familie. Überall leichte Fälle, nichts Gravierendes. Aber da gibt’s halt auch die anderen. Die im Krankenhaus landen oder auf der Intensivstation. Die daran sterben.

    Und das meine ich damit, wenn ich sage, ich würde den Lockdown leben. Nicht nur wegen mir – aber wer bitte könnte es verantworten, jemand anzustecken, dem dann eben genau das droht? Denn eines ist schon auch Fakt, wir wissen nie, wen es wie treffen wird, wer einen leichten und wer einen schwerzen Verlauf hat. Kein Mensch weiß nach wie vor, warum der eine ein bissl Fieber kriegt und der nächste im Krankenhaus landet. Und es sind nicht nur Menschen mit Vorerkrankung. Und es sind nicht nur alte Menschen.

    Ich für meinen Teil könnte es nicht verantworten.
    Read more

  • Zuwachs in der Villa Santai

    November 17, 2020 in Indonesia ⋅ ⛅ 31 °C

    Tja, die Hütte füllt sich 😊

    Es gibt hier auf Bali viele Menschen, die sich um die Hunde kümmern. Der Balinese mag seine Hunde, aber ein Stückchen mehr mag er die Männchen, weil die nun mal eben nicht schwanger werden. Und der Balinese tut eines ganz sicher nicht, nämlich seinen Hund sterilisieren lassen. Langer Rede kurzer Sinn - viele, viele kleine Weibchen werden ausgesetzt.

    Und so war ich letztens bei Christina, meiner Landlady, zum Kaffee und die hat grad 2 Hunde zur Betreuung bekommen. Das bedeutet, man hat sie maximal zwei Monate, anschließend werden sie sterilisiert und zur Adoption freigegeben.

    Ich hab mich in eine der beiden in der Sekunde verliebt und da fragt sie mich auf einmal, warum ich denn das nicht auch machen möchte. Die Agentur, von der sie ihre Hunde bekommt, hat nämlich gerade ein ziemlich massives Problem, nämlich Geldmangel (no na).

    Und so müssen sie eines der beiden Häuser, die sie haben, aufgeben und über 100 (!) Hunde im anderen unterbringen. Verzweifelt suchen sie nach Plätzen, um zumindest vorübergehend eine Lösung zu haben.

    Tja. Ich bin heimgegangen und hab überlegt ... warum eigentlich nicht … und, der Gedanke hat mich auch nicht mehr losgelassen, ich hab einmal darüber geschlafen und tja, darf ich vorstellen:

    Gracie & Frankie 🥰

    Diese beiden kleinen Racker machen also nun die Villa Santai unsicher 😊 es macht riesig Spass und naja … wie sollte es anders möglich sein … ich hab die beiden schon ziemlich ins Herz geschlossen …

    Tut mir leid, Niko - ich gehe fremd. Aber es ist für einen guten Zweck 😇
    Read more

  • Mach‘s gut, kleine Frankie ❤️

    December 12, 2020 in Indonesia ⋅ 🌧 25 °C

    Wir haben alles versucht, sie hat gekämpft wie eine Löwin - aber heute morgen war es dann doch an der Zeit, Abschied zu nehmen.

    Ich wusste gestern Abend schon, dass es dem Ende zugeht, sie hat aber die Nacht noch durchgehalten.

    Heute, als ich um halb sechs aufgewacht bin, hatte sie sich schon ein Plätzchen ausgesucht im Freien, ist aber wieder zu mir zurückgekommen. Ich hab ihr ein Betti gemacht vor dem Schlafzimmer und da waren wir beiden dann. Sie hat schon sehr, sehr schwer geatmet.

    Aber es war doch irgendwie friedvoll. Es war ganz still, ein paar Vögel haben gezwitschert. Ich hab ihr gesagt, dass alles gut wird und ich ihr noch ein letztes Mal helfen werde. Dann hab ich der Tierärztin geschrieben, die war auch einverstanden und wir sind um 8 zu ihr raufgefahren.

    Sie lag in meinem Arm und hat das erste Spritzerl bekommen und nach ein paar Sekunden schon ist ihr Atem leichter und leichter geworden und ich hab zu ihr gesagt, siehst, ich hab es Dir ja versprochen, jetzt wird alles gut. Sie hat mich angeschaut und die Augen zugemacht. Vor der zweiten Spritze schon hat sie sich auf die Reise gemacht.

    Ich bin dann noch ein wenig bei ihr geblieben und hab drüber nachgedacht, in welch kurzer Zeit alles passiert ist und dann am Ende so furchtbar schnell. Und ich bin wirklich traurig, aber ich bin auch sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit hatte, es ihr leichter zu machen.

    Zuhause hab ich nun noch Gracie, sie leidet und vermisst ihre Schwester. Aber das wird vorübergehen und nächste Woche darf sie zur Christina.

    Ich hab getan, was ich konnte und es ist, wie es ist. Letztendlich nicht zu ändern - aber, ich konnte zumindest Gracie retten und ihr so ein - hoffentlich - schönes Leben ermöglichen.

    Mach‘s gut, kleine Maus, ich bin mir sicher, dass der Hundehimmel ein ganz extrem toller ist ❤️
    Read more

    Trip end
    December 17, 2020