- Vis rejse
- Tilføj til træskolisteFjern fra træskoliste
- Del
- lørdag den 21. juli 2018
- ☀️ 21 °C
- Højde: 2.137 m
MexicoSan Cristóbal de las Casas16°44’15” N 92°38’14” W
Wiedergeburt und Vulgärsprache-Nachhilfe

Während Jan noch genüsslich an seinem Kopfkissen horchte, machte Conny, der wie gewohnt früher in den Tag gestartet war, die Bekanntschaft der anderen Hostelgäste. Darunter Elisa und Camilo (ein süßes Volunteer-Paar aus Uruguay und Argentinien), mit denen wir uns auf Anhieb super verstanden, Nicolas (ein netter Franzose) und eine witzige Mädchengruppe aus England, Schweiz, Südafrika und der Niederlande. Der Hostelbesitzer Carlos schlug uns vor, ihn zu einem Schamanenritual zu begleiten, was wir selbstverständlich annahmen. Kurz darauf ging es also mit Nicolas, Carlos und ein paar Mitgliedern der Hühnergruppe in ein nahgelegenes Dorf, wo bereits eine Gruppe von ca. 20 Personen um ein großes Lagerfeuer saß. Es wurden diverse Kräuter verbrannt und eine Art Zigarre sowie ein scharfer Stein „Tijax“ herum gereicht. Der Rauch der Zigarre öffnete den Geistern den Zugang in den Körper. Der Stein, welcher früher als ein Schneidewerkzeug der Mayas diente, war das zentrale Symbol des Rituals. Mit dem Tijax sollte jeder Teilnehmer einen notwendigen Schnitt in seinem Leben vornehmen, um sich von einer schwierigen Lebenssituation oder Thematik loszulösen. Während eine der Schamaninnen die Hintergründe und Bedeutungen des Rituals erklärte, warfen wir Tabakblätter in das Feuer, um sich seiner Intention bezüglich des Rituals bewusst zu werden und Wünsche bzw. Ziele still zu äußern. Anschließend wurde der Körper eines Jeden mit Weihrauch gesegnet und wir durften, nachdem wir knieend um Erlaubnis gebeten hatten, in das aus Stöcken und Wolldecken gebaute Iglu krabbeln. Das Iglu symbolisierte die Gebärmutter. In der Mitte dieser befand sich ein Loch, in welches nach und nach glühende Steine gelegt wurden, die für verschiedene Elemente standen und jedes Mal beim Hineinreichen in das Zelt begrüßt wurden. Nun ging die Wärme nicht mehr nur von den dicht gedrängten Mitteilnehmern aus, sondern auch vom Zentrum der Gebärmutter. Nachdem der Zelteingang abgedeckt wurde, war es komplett dunkel, so dass es keinen Unterschied machte, ob die Augen offen oder geschlossen waren. Das eigentliche Ritual konnte also beginnen. Die Steine wurden mit Kräutern, Medizin und Wasser übergossen, so dass die Hitze schnell anstieg. Das Gefühl erinnerte einen an eine Sauna. Die Schamanin begann die Geister zu beschwören und wir machten begonnen bei der Geburt eine Reise durch unser Leben. Begleitet von traditionellen Mayagesängen stieg die Temperatur weiterhin. Die Gesänge wurden wilder und jeder Teilnehmer sollte seinen Emotionen ungefiltert freien Lauf lassen. Die Kombination aus inzwischen beinahe unerträglicher Hitze, Flüssigkeitsmangel und den beschwörerischen Gesängen versetzte einen langsam aber sicher in einen tranceähnlichen Zustand. Als wir auf der Reise unseres Lebens das Ende erreichten, fühlten wir uns auch tatsächlich dem Ableben sehr nahe. Doch kurz vor dem Kollabieren öffnete sich der Eingang des Zeltes und ein gleißendes Licht am Ende des Tunnels blendete uns. Wir krochen dem Licht entgegen und sanken vor dem Zelt erschöpft zu Boden. Es war nichts anderes als die auf den Körper treffenden Regentropfen zu spüren. Um die Neugeburt zu vervollständigen wurden wir mit eiskaltem Wasser übergossen. Zusammen mit den anderen Neugeborenen teilten wir diverse Früchte und konnten spüren, wie eine starke Lebensenergie in den Körper zurückfloss. Nach einer sehr innigen und freundschaftlichen Verabschiedung ging es zurück ins Hostel. Das ganze Ritual bleibt uns als einzigartige, intensive und tolle Erfahrung in Erinnerung. Während des Rituals und danach machten wir keine Fotos, da wir dem Ort nicht seine Magie nehmen wollten und sich jeder Leser seine eigene Vorstellung machen soll. Carlos und seine Mutter „Pati“ führten uns zu ihrem Lieblingslokal aus. So düsten wir also in einem süßen Käfer zu einer Taquería, in der einmal die komplette Speisekarte aufgefahren und unter Hochgenuss vertilgt wurde. Wir verbrachten einen sehr amüsanten Abend mit den beiden. Wir bekamen eine Lektion in Sachen vulgärer mexikanischer Ausdrucksweise und die Mutter (man beachte ihre stolzen 70 Jahre) überraschte uns immer wieder, als sie z.B. den Kellner, der ein Spiegelei brachte, fragte, ob das sein rechtes oder linkes Ei sei. Der Kellner war mit der Situation etwas überfordert und floh schnell wieder. Anschießend mussten seine Bedienungen sich immer in die Höhle der Löwen, also an unseren Tisch wagen, während er in sicherer Distanz blieb. Zurück im Hostel saßen wir noch mit der ausgelassenen Hühnergruppe zusammen.
Jan & ConnyLæs mere