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  • Revolutionäre Indios & Adiós Mexico!

    24 июля 2018 г., Мексика ⋅ ☀️ 23 °C

    Da wir bis dato noch nicht sonderlich viel von San Cristóbal selber gesehen hatten, entschieden wir uns, vor unserer Abreise noch eine Free Walking Tour zu machen. Um 10 Uhr morgens standen wir also auf dem Hauptplatz, wo sich schon eine kleine Gruppe an Touristen um den Guide, einen ende dreißig jährigen, bärtigen, stämmigen Bär, herum versammelt hatte. Nachdem wir noch eine Weile gewartet hatten, führte uns Rafael durch die verschiedenen Straßen und Märkte der Stadt und erzählte dabei von den Einheimischen, seiner Jugend und den Zapatistas. Letzteres bezeichnet eine Bewegung der indigenen Bevölkerung Mexikos, welche insbesondere im Süden Mexikos seit Ende des 20. Jhs. um Gleichberechtigung und Anerkennung der Indios kämpft und sich auch genereller gegen eine kapitalistische Globalisierung ausspricht. Die Bewegung hatte vor allem früher aber auch noch heute in San Cristobal einen wichtigen Stützpunkt und so sieht man noch an zahlreichen Orten der Stadt revolutionäre Graffitis und Symbole und eine der größten Bars der Stadt nennt sich Revolución.
    Leider mussten wir dann die Stadtführung frühzeitig abbrechen, da wir in Richtung guatemaltekische Grenze aufbrechen wollten. Zum ersten Mal auf unserer Reise hatten wir das Gefühl, dass wir gerne noch einen Tag länger im vielseitigen San Cristobal verbracht hätten. Allerdings lief unser 7-Tage-Visum aus, welches wir bei der Einreise von Belize ausgestellt bekommen hatten und ein Überschreiten der 7 Tage hätte bedeutet, erneut die 30 € Grenzgebühr zahlen zu müssen. Somit machten wir uns im colectivo (nachdem wir am Vorabend erfahren hatten, dass die Grenze zu Guatemala um 18 Uhr schließt und wir bis dahin noch circa 4 Stunden Weg vor uns hatten, erschien uns Trampen doch ein wenig riskant) auf den Weg. Pünktlich wie immer kamen wir um kurz nach 18 Uhr an der Grenze an und fanden diese glücklicherweise noch geöffnet vor. Ähnlich wie beim Grenzübergang zu Belize wurde uns hier zunächst die Ausreise aus Mexiko bestätigt und anschließend mussten wir circa 10 Minuten mit dem Taxi bis zum guatemaltekischen Grenzposten fahren. An letzterem wurden wir von einem gemütlichen Beamten herzlich begrüßt, nach unserem Befinden befragt und nach dem Zahlen der Einreisegebühr von 15 Quetzales (1,50 €) mit einem freundlichen „Buen viaje“ verabschiedet. Dieser entspannte Grenzübertritt sorgte direkt dafür, dass wir uns wohlfühlten und der Zeit in Guatemala noch positiver entgegenblickten. Nach einem kleinen Fußmarsch fanden wir dann unser weiteres Transportmittel für den kommenden Reiseabschnitt vor: den Chicken Bus! Diese aus Kanada und Amerika importierten, ausrangierten Schulbusse sind das billigste Fortbewegungsmittel in Guatemala und somit wie für uns gemacht. Für umgerechnet 2 Euro fuhren wir also in Richtung Huehuetenango („Huehue“), eine circa 85km von der Grenze entfernte Stadt, welche wir uns als Übergangsstation auf der Weiterfahrt zu den südlicheren Teilen Guatemalas ausgesucht hatten und in der wir eine Couchsurfing-Gelegenheit gefunden hatten. Entgegen der überwiegend negativen Erfahrungen, die wir im Zusammenhang mit dem Chicken Bus von einigen Reisenden gehört hatten (eng, laut, ungemütlich, anstrengend), waren wir zunächst überrascht davon, wie gemütlich es bei der Abfahrt noch war: eine eigene Bank für jeden von uns und ausreichende Beinfreiheit! Schon kurz darauf wurde uns aber bewusst, was die anderen gemeint hatten: der Bus hält nämlich überall da, wo jemand einsteigen will und ein „zu voll“ gibt es nicht. So füllt sich mit der Zeit allmählich jeder Sitzplatz und dann eben auch darüber hinaus. So fuhren wir dann eingequetscht zu dritt auf einer Bank, welche eigentlich für 2 Schüler konstruiert ist für circa zwei Stunden durch eine wohlgemerkt faszinierende Berglandschaft. Nach Einbruch der Dunkelheit kamen wir dennoch unbeschadet in Huehue an und ließen uns von einem Taxi zu der uns angegebenen Adresse fahren. Bei der Ankunft entstand dann die erste etwas ausführlichere Diskussion mit dem Fahrer: Wir hatten mit ihm einen höheren Preis vereinbart, da er uns in dem Glauben gelassen hatte, die Fahrt würde 15 Minuten dauern. Da wir nun aber schon nach 5 Minuten am Ziel ankamen und deswegen den Preis neu verhandeln wollte, behauptete er steif und fest, der Verkehr um diese Zeit sei unberechenbar und 15 Minuten wären lediglich eine grobe Einschätzung gewesen. Als wir uns dann auf einen ein wenig geringeren Preis „geeinigt“ hatten, stellte sich auch noch heraus, dass er kein Wechselgeld dabeihatte, sodass wir bei den Nachbarn um Kleingeld bitten mussten … Das ganze Gehabe drehte sich letzten Endes nur um einen Unterschied von 2,50€ und 3€ aber letzten Endes geht es dann doch irgendwie ums Prinzip.
    Naja, jedenfalls klingelten wir bei unserer Couchsurferin und die herzliche Begrüßung ihrer Familie und von ihr selbst ließ uns die Diskussion schnell vergessen. Sury, 27, teilzeit arbeitend und studierend, lebt mit ihrer Familie (Mutter, Vater, Bruder) in einem Haus und hatte sich bereiterklärt, uns zwei für eine Nacht bei sich nächtigen zu lassen. Von ihrer herzlichen Latina-Mama, die ich direkt ins Herz geschlossen hatte, wurden wir dann bekocht, aßen gemeinsam mit der Familie zu Abend und quatschten über Gott und die Welt. Unter anderem erfuhren wir, dass es allein in und um Huehue 7 verschiedene Maya-Sprachen gibt, die sich alle derart voneinander unterscheiden, dass sich die einzelnen Dörfer untereinander ohne Spanischkenntnisse nicht verstehen können - verrückt. Sury führte uns dann noch ein wenig durch die verschlafene, eher uninteressante Stadt und wir tranken ein guatemaltekisches Bier (überraschend gut) und einen ebenfalls hier gebrauten Schnaps (okay). Die Nacht durften wir dann zu zweit in Surys Bett verbringen, während sie im Zimmer ihres Bruders schlief.
    Jan
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