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  • Die Touris erobern den Canyon

    July 23, 2018 in Mexico ⋅ ⛅ 28 °C

    Ich spannte die Backenmuskulatur an. Meine Kiefer bewegten sich aufeinander zu und schoben meine Zähne durch das Weich. Köstlich süßer Saft floss in jeden Winkel meines Mundes und glitt meine Kehle hinunter. Zwei weitere An- und Entspannungen meiner Kaumuskulatur und das Fruchtfleisch der himmlischen Mango folgte dem Saft. Die Tasse am Mund angesetzt verursachte eine Bitterkeit, die einer heißen, dunklen Flüssigkeit entstammte und den perfekten Kontrast zu der fast unwirklichen fruchtigen Süße bildete. Den nicht zu verachtenden Nebeneffekt dieser heißen Köstlichkeit, genannt Kaffee (richtiger starker, schwarzer Kaffee, nicht dieser Instantcoffee-Quatsch), bildete das lebensenergieschenkende Koffein. Der Tag startete ganz nach dem Motto „Schlaf ist nur ein billiger Ersatz für Kaffee“, denn meine - wäre ich älter, würde ich sie „senile“ nennen, dazu ist es allerdings noch etwas zu früh - Bettflucht ließ mich mal wieder vor dem Wecker erwachen. Leider begann der Tag nicht nur mit einer exotischen Verwöhnung des Gaumens, sondern auch dem Fund unseres leeren (außer Kreditkarte) Portemonnaies im Mülleimer – hatte unsere Ansprache über die Nutzlosigkeit der Karte für den Dieb wohl etwas gebracht. Da sich vor einer Woche bereits ein ähnlicher Fall in dem Hostel zugetragen hatte, verlor der sonst sehr entspannte Besitzer Carlos die Nerven und wollte das nette Volunteerpaar rausschmeißen. Wir waren uns ganz sicher, dass sie niemals Stehlen würden und redeten ihm gut zu, dass das nicht die richtige Reaktion auf die Vorkommnisse sei. Die Diskussion wurde durch das Hupen des Minibusses unterbrochen, der uns für die geplante Tagestour abholte. Mit Nicolas ging es also los zum Cañon el sumidero. Angekommen, wurden wir in eine Touri-Massenabfertigung geleitet. Jeder durfte sich eine neonorangene Schwimmweste anziehen und in der Schlange einreihen. Durch die Musik eines überdimensionalen Xylophons abgerundet erinnerte uns das Gesamtbild an das Anstehen im Europapark für die Wasserachterbahn. Was mittelmäßig grausam - allerdings auch witzig – begann, wurde zu einer tollen Bootstour zwischen bis zu 1km hohen Felswänden. Von diesen stürzten sich Teile der heimischen Völker, als die Spanier kamen, um der Sklaverei zu entfliehen. Der Kolonialismus ist ein Thema, was in Mexiko eine große Rolle spielt und uns immer wieder begegnet. Wir bekamen Krokodile, Affen und verschiedene Vögel zu Gesicht. Anschließend ging es zu drei Aussichtspunkten, sodass wir den Canyon und unsere Tour nochmal von oben sehen konnten. Der letzte Halt der Tour war das Dorf Chiapa de Corzo, welches uns allerdings nicht übermäßig beeindruckte und eher durch seine sich unserer Hautfarbe anpassenden Essenspreise negativ auffiel. Zurück im Hostel sahen wir voller Erleichterung und Freude, dass Camilo und Elisa nicht gegangen waren und die Stimmung sich wieder normalisiert hatte. Abends bummelten wir noch durch das wunderschöne San Cristóbal und gingen lecker essen, zur Abwechslung mal chinesisch.
    Conny
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