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  • Blogposttitelkreativität

    2018年8月22日, エクアドル ⋅ 🌧 23 °C

    Nachdem wir einen gemütlichen Tag und zwei muntere Hostel-Abende in Quito zugebracht hatten, stand für uns der nächste Aufbruch bevor. Diesmal war das Ziel: Der Dschungel Ecuadors, von zahlreichen Amazonas-Ausläufern durchzogen und circa 8 Stunden Busfahrt östlich von Quito in Richtung der ecuadorianisch-peruanischen Grenze gelegen.
    Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nachtfahrt kamen wir um 7 Uhr morgens in Lago Agrio (aka Nueva Loja – nicht zu verwechseln mit Loja!!!) an, wo wir von unserem Tourunternehmen abgeholt werden sollten (den Amazonas-Dschungel auf eigene Faust in einem Kanu und mit Macheten bewaffnet zu erkunden, erschien uns nach ausführlichem Überlegen dann doch selbst für uns Abenteurer ein bisschen gewagt). Conny hatte sich diesmal vor der Fahrt mit Tabletten in einen komaähnlichen Zustand versetzt und war dementsprechend fit und munter, während mich meine sonst so verlässliche Fähigkeit, egal wann, wie und wo binnen weniger Minuten tief und fest zu schlafen, irgendwie im Stich gelassen hatte und ich mit einer ungewohnten Mischung aus Welthass und Griesgrämigkeit aus dem Bus kroch. Zwei starke Kaffee und ein ordentliches Frühstück (Steak mit Reis) sowie die Bekanntschaft einer herzlichen Venezolanerin peppelten mich dann aber doch auf und so fuhren wir gemeinsam mit 8 weiteren Touris und unserem Guide Jimmy in Richtung unserer Dschungel-Lodge. Dabei wechselten wir zwischendurch von unserem Kleinbus in eine motorbetriebene Holzgondel, in welcher wir circa 2 Stunden durch eine beeindruckende Szenerie von Palmen, Lianen und weiteren Dschungelpflanzen fuhren und bereits einige Bewohner der Region kennenlernen durften, darunter eine Python, zahlreiche Vogelarten und eine Affenfamilie, die sich über unsere Köpfe hinweg durch die Baumwipfel schwang.
    In der Lodge angekommen wurden uns unsere vergleichsweise luxuriösen Zimmer gezeigt und beim Abendessen erklärte uns Jimmy den Ablauf der nächsten Tage. Während wir uns noch vom Koma erholten, in das wir beim Begutachten der Bierpreise (4 DOLLAR DIE FLASCHE!) versetzt wurden, begaben wir uns dann per Boot wieder in die Dschungeltiefen. Auf dem Weg zu einem See machten wir eine erfreuliche Begegnung mit einem Pärchen Amazonas-Delfine. Die grauen Süßwasser-Säuger begleiteten uns ein Stück weit und streckten dabei immer wieder ihre Flossen aus dem Wasser. Als wir an dem See angekommen waren, machten wir Halt und Jimmy lud uns ein, baden zu gehen. Während ich angesichts des undurchsichtig schwarzen Wassers und der Vorstellung, welche Tiere wohl in dessen Untiefen lauern mochten, noch zögerte und die anderen nur dankend den Kopf schüttelten, war Conny natürlich schon per Köpfer in das Nass eingetaucht. Angesichts der Tatsache, dass mein compañero auch nach 3 Minuten noch nicht von Krokodilen oder Piranhas zerfetzt worden war, traute ich mich dann auch hinein und so schwammen wir zu zweit im lauwarmen Amazonas-Wasser dem Sonnenuntergang entgegen (#nohomo).
    Wieder im Boot machten wir uns dann mit einer Taschenlampe bewaffnet auf die Suche nach Kaimanen (wenn jemand aus dem Stehgreif den Unterschied zwischen Krokodilen, Alligatoren und Kaimanen weiß, immer her damit). Tatsächlich konnten wir bei Mondschein ein Paar rötliche Augen im Gestrüpp am Seeufer erkennen und machten uns zufrieden und erschöpft auf den Weg in die Lodge.

    Der nächste Tag hielt wieder spannende Erlebnisse für uns bereit. Zunächst fuhren wir zu einem nahegelegenen Dorf, wo wir die Einheimischen kennenlernten. Mit ihren stinknormalen Klamotten und von den Geräuschen eines im Hintergrund laufenden Fernsehers begleitet waren diese nicht ganz so, wie man sich Dschungel-Einheimische vorstellt, dennoch lernten wir neugierig zahlreiche Pflanzenarten kennen, lutschten rohe Kakaobohnen, bestaunten riesige Baumstämme und beobachteten fasziniert, wie die Locals typische Gerichte mit ursprünglichen Werkzeugen und auf dem offenen Feuer zubereiteten.
    Von dem Dörfchen aus ging es dann zu einer „Anlegestelle“ (ein aus dem Wasser ragender Ast), von der aus wir ein kurzes Stück durch den Dschungel stapften, bis wir eine Lichtung erreichten, in deren Mitte sich eine mit Stroh überdachte Hütte befand. Hier wurden wir von einem waschechten Schamanen erwartet! Der mit einer Federkrone und einer Kette aus Jaguarzähnen geschmückte Mann strahlte eine warme Ruhe aus und stellte sich geduldig den Fragen der Gruppe und erzählte aus seinem Alltag. Anschließend kreiste eine Flasche Ayahuasca, aus der der eine einen kleineren Schluck nahm, der andere einen größeren und es wurde ein Freiwilliger für die Ausführung eines demonstrativen Rituals gesucht. Mein Blick wanderte logischerweise zu Conny, bei dem bei dem Wort „Freiwilliger“ mittlerweile in jeder Landessprache ein Funkeln in den Augen zu erkennen ist und der natürlich direkt die Hand hob. Er wurde gebeten, sein T-Shirt auszuziehen und sich vor dem Schamanen auf den Boden zu setzen. In einer uns unbekannten einheimischen Sprache wurde Conny dann verflucht oder gesegnet (so ganz war das nicht rauszuhören) und der Schamane rieb Connys Rücken mit einer Art Efeu ein, die unseren Freiwilligen kaum merkbar, aber doch das Gesicht verziehen ließ. Der Grund dafür war kurz nach Beendigung des Rituals erkennbar. Connys Rücken erstrahlte in Feuerrot und es hatten sich ein mückenstich-artiger Ausschlag ausgebreitet, der jedoch nicht allzu sehr brannte, wie Conny mehrfach angesichts der entsetzten Reaktionen der Umstehenden beteuern musste.
    Wieder in der Lodge angekommen, gönnten wir uns eine gemütliche Teepause in den Hängematten, bevor es dann wieder aufs Wasser ging und wir bei einbrechender Dunkelheit am Ufer des Sees vom Vorabend anlegten. Auf dem Programm stand nämlich: eine Dschungelnachtwanderung! Mit Gummistiefeln, dicken Regenponchos und Stirnlampen stapften wir im Gänseschritt durch den Matsch und begutachteten eine Vielzahl an Insekten, Käfern und Kleintieren. Das Ganze stellte sich irgendwie ein bisschen unspektakulärer als erwartet heraus (keine Riesenschlangen, Krokodilangriffe oder Jaguare), dennoch hatten Conny und ich großartigen Spaß an der Wanderung, was von einigen der Gruppe auf die Nachwirkungen des Ayahuascas geschoben wurde. Dabei trug vielmehr zu unserem Amüsement bei, wie sich einige Mitglieder der Gruppe mit ihrem Halbwissen ereiferten, nach der Aufmerksamkeit des Guides heischten und wie eine Schweigeminute bei kompletter Dunkelheit inmitten des Dschungels zu einer schieren Unmöglichkeit wurde, weil es manchem Menschen einfach nicht möglich ist, über einen Zeitraum von 60 Sekunden still zu stehen. 😉
    Da beim mittäglichen Schamanen-Ritual zwei Personen beim Blasrohr-Ziel-Pusten ins Schwarze (eine auf dem Boden festgemachte Frucht) getroffen hatten, gab es zum Abendessen Caipi aufs Haus! Dementsprechend aufgelockert war dann die Stimmung und zum ersten Mal entstand eine ausführlichere Interaktion mit der bis dahin eher verhaltenen Gruppe. Das Highlight des Abends: Eine der Gewinnerinnen des Schützenfests vom Mittag entwickelte einen unerwarteten (Über)Mut und versuchte, eine dicke Kröte mit der Hand zu fangen, die sich dann aber mit einem Hechtsprung rettete, nicht ohne einen Schwall Körperflüssigkeit (welcher Art, wurde später ausführlich diskutiert) explosionsartig auf die Hand der Mutigen zu spritzen.

    Der nächste Tag begann mit einer (diesmal Tag-)Wanderung durch ein anderes Stück des Regenwaldes, bei der wir vor allem viel über die zahlreichen Pflanzensorten und ihre jeweiligen Heilkräfte erfuhren, aber auch verschiedene Tierarten (darunter auch ein winziger Giftfrosch, der wohl einen ganzen Menschen außer Gefecht setzen kann) entdeckten und eine Kostprobe frisch vom Ast geschüttelter Zitronen-Ameisen probieren durften. Die Hauptfrage, die sich uns hierbei stellte - „Wie zum Teufel entdeckt man die Heilkraft einer Pflanze? Lutscht man einfach an 50 verschiedenen Bäumen und schaut, was passiert?“ - blieb leider unbeantwortet.
    Zurück in der Lodge durften wir von Hand unsere ganz persönliche Schokolade herstellen (Bohnen Rösten, Mahlen, mit Butter und Zucker Mischen, glatt Streichen und ab in den Kühlschrank damit) und machten uns dann abermals mit dem Boot, welches mittlerweile unser zweites Zuhause geworden war, auf Piranha-Jagd. Mittlerweile hatten wir uns zu Jimmys Lieblingen entwickelt, sodass ich als erster die Angel in die Hand nehmen durfte. Schon nach kurzem Warten zog etwas an der Nylonschnur und während sich der Fisch beim ersten Mal noch rechtzeitig befreien konnte, war ich schon beim zweiten Mal schneller und der handflächengroße Beißer zappelte auf dem Holzboden des Boots und wurde von Jimmy vom Angelhaken befreit und nachdem wir ihn alle bestaunt hatten zurück ins Wasser geworfen. Bemerkenswert war, wie liebevoll unser Guide dabei mit dem Fisch umging. Nicht nur, dass er extrem vorsichtig beim Herausnehmen des Angelhakens war, um ihn nicht zu verletzen, sondern er entschuldigte sich sogar bei dem Tier, als er dieses nicht so unverwundet wie gewollt wieder in die Freiheit entließ. Anschließend ging die Angelrute (der Stock) zu den anderen Mitgliedern unserer mittlerweile aufgetauten und heiteren Gruppe durch und jeder durfte sein Glück versuchen.
    Den letzten Abend verbrachten wir dann bei Kerzenschein, Bier, Musik und Uno.

    Am letzten Morgen standen wir um 6 Uhr früh auf, um einen auf dem Gelände stehenden Turm zu besteigen und die umliegenden Baumwipfel bei Sonnenaufgang nach verschiedensten Tierarten abzusuchen. Wir entdeckten die unterschiedlichsten Vögel, welche zum Teil fast irrwitzige Geräusche von sich gaben und Bewegungen vollführten und abermals konnten wir am Horizont eine Affenfamilie bei ihrer morgentlichen Wanderung beobachten.
    Nach dem Frühstück ging es dann auf dem gleichen Wege, den wir gekommen waren, zurück nach Lago Agrio, wo wir uns von unserer Reisegruppe und vor allem von Jimmy, den wir mittlerweile wirklich ins Herz geschlossen hatten, verabschiedeten. Per Nachtbus machten wir uns dann auf die lange Fahrt (16 Stunden) nach Guayaquil, welches die letzte Station unserer gemeinsamen Reise darstellen sollte.

    Der kurze aber intensive Aufenthalt im Dschungel wird uns als einzigartige Erfahrung in Erinnerung bleiben und selbst obwohl ich eine ähnliche Tour schon vor 3 Jahren in Bolivien gemacht habe, war das Eintauchen in die Amazonas-Regenwald-Welt ein beeindruckendes Erlebnis!
    Jan

    Ps: Die großartigen Bilder (ihr wisst beim Betrachten, was ich meine) verdanken wir Christian, einem alleine reisenden Österreicher aus unserer Gruppe, der mit einer hervorragenden Kamera ausgestattet unterwegs war.
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