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  • Day 11

    Dort, wo 2 Meere aufeinander treffen

    January 21 in New Zealand ⋅ ☁️ 24 °C

    Am frühen Morgen packten wir unsere sieben Sachen zusammen. Ich huschte kurz in der Campingküche vorbei, um heisses Wasser für einen schnellen Kaffe aufzusetzten (mit einem Wasserkocher geht halt alles schneller). Nachdem wir die heisse Brühe getrunken hatten, setzten wir uns in den Camper und los geht die 258km lange und ca 4h dauernde Fahrt von Whangarei nach Kap Reinga auf dem State Highway 1 (SH1) in den Norden. Da ich Remo als Beifahrerin unterstütze, dies gelingt mir mal gut mal weniger gut😜, hatte ich genügend Zeit zu frühstücken. Genüsslich verspeisste ich mein Müesli auf dem Beifahrersitz, während Remo sich aufs Fahren konzentrierte.

    Nach gut 2h Fahrt merkte auch Remo, dass es ohne Frühstück langsam etwas mühsam wird. Wir stoppten an einer Tankstelle auf dem SH1, wo er sich ein Sandwich gönnte. Ich suchte etwas erfolglos eine Kaffeemaschine, für einen Coffee to go. Egal, aufs WC kann ich ja noch schnell. ‘Out of order’ stand an der Tür. Ohje, naja, so dringend muss ich auch nicht gehen. Beim Bezahlen fragte uns die junge Kassiererin, von wo wir heute kommen und wohin wir noch fahren wollen. Als wir ihr mitteilten, dass wir aus Whangarei kommen und nach Kap Reinga wollen, antwortete sie sehr überrascht, dass wir heute einen langen Weg auf uns genommen haben (Oh ja!!😮‍💨)

    Die Fahrt in den Norden war extrem vielfälltig und überraschend kurzweilig. Wir fuhren neben riesigen Grasflächen entlang, teilweise mit unzähligen Kühe oder Schafe darauf, aber mehrheitlich blickten wir auf weites, saftiges Grün. In einem anderen Streckenabschnitt teilten mangrovenartige Büsche die Wiesen von den Strassen. Teilweise versperrten uns hochragende Bäume die weite Sicht, ein Baumgemisch, das uns an einen Teil des Dschungels erinnert, nur waren die Bäume hier gruppenweise auf Streckenabschnitten verteilt. Mal verliefen die Strassen kurvenreich, mal waren sie schnurgerade, mal über Hügel mal flach.

    Nach gut 4h Autofahrt und endlosen staunenden Blicken aus dem Fenster, erreichten wir kurz vor unserem eigentlichen Ziel eine kleine Haltemöglichkeit am Strassenrand. Unsere Blicke schweiften Richtung Meer. Über der Bergkuppe vor uns sahen wir die mächtige Küste, welches das türkisfarbene Meer von dem Land trennte. Der Anblick versetzte uns in Staunen. Nie zuvor habe ich eine solche grosse und weitläufige Küste gesehen. Einfach nur WOW! Fotos und Videos sollen diesen Moment verewigen. Nur noch wenige 100 Meter bis zu unserem Ziel. Wir stiegen wieder ins Auto und fuhren einen Katzensprung weiter. Wir stellten den Campervan auf dem Parkplatz ab und gingen los, um den beinahe nördlichsten Punkt Neuseelands anzuschauen (es gibt noch einen nördlicheren, aber zu dem verläuft nur einen extem eingeschränkten Wanderweg). Unterwegs zum Punkt, der einen Leuchtturm bildet, waren vereinzelt Schilder am Wegrand verteilt, auf welchen man die Geschichten/Sagen zu diesem Ort lesen konnte. Darunter war die Bedeutung eines speziellen Baumes, der Põhutukawa-Baum, der sich einsam an einen Fels klammert, der seit Beginn seiner Lebenszeit noch nie geblüht hat, was für diese Baumart sehr aussergewöhnlich ist. Über diesen Baum wird gesagt, dass die Seelen der verstorbenen Mãoris die Wurzel hinab rutschen und im Meer landen. Sie werfen nur noch einen letzten Blick zurück auf Three King Island (Die Three Kings Islands sind eine kleine Gruppe von 13 Inseln nordwestlich von Kap Reinga) und setzen die Reise fort. Die Reise führt sie an den Ort ihres Ursprungs nach Hawaiiki-A-Nui.
    Der kurvige Fussweg schlängelte sich den Berg hinunter zum Leuchtturm. Kurz vor dem Leuchtturm war auf der linken Seite ein weiteres Schild mit dem Hinweis, dass direkt vor uns im Meer zwei Meere (Pazifik und Tasmanisches Meer) aufeinander prallen. Beim genauen Hinschauen sah man, wie 2 Strömungen gegeneinander flossen. Die Wellen klatschten aufeinander und verschwanden an der Oberfläche wieder. Erstaunlicher Anblick.

    Am Ende des Weges erreichten wir den Leuchtturm. Neben dem Leuchtturm war ein grosser Wegweiser, an dem Schilder waren worauf die Entfernung verschiedener Weltstädte und des Äquators stand. Wir drehten 2-3x die Runde um den Leuchtturm um keine Blickwinkel zu verpassen.

    Nach ausgiebiger Besichtigung des Nordpunktes setzten wir uns wieder in den Van und fuhren den langen Weg wieder zurück. Einen Zwischenstop legten wir am Ninety Mile Beach ein. Ein Strand, der 90 Meilen lang ist? Nicht ganz. Der Name Ninety Mile Beach ist irreführend – tatsächlich ist er nur 55 mi (89 km) lang. Der Ursprung für dessen Namen ist unbekannt, es gibt hierfür mehrere Theorien. Eine, die wir gelesen haben, besagt, dass vor langer Zeit die Europäer diesen in 3 Tagen mit Pferden beritten haben. Die Pferde konnten aber nur 30 mi pro Tag schaffen, daher sagten die Europäer, der Strand müsse im Total 90 mi lang sein. Das spezielle an diesem Strand heute ist, dass man mit dem Auto darauf rumkurven kann. Der Strand ist sogar offiziell ein Teil des Fernstrassennetzes und es gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 100 km/h. Die Benutzung durch Fahrzeuge erfolgt jedoch ausdrücklich auf eigene Gefahr. Immer wieder bleiben unvorsichtige und leichtsinnige Autofahrer im lockeren Sand oder im Wasser stecken. Oft enden diese „Pannen“ mit dem Verlust des Autos an die Flut, da am Ninety Mile Beach kein Abschleppdienst zu Hilfe kommt. Das müssen wir uns ansehen! Der Weg zu diesem Ninety Mile Beach war aber etwas holprig, sehr steinig und mühsam, Pick Ups brausten an uns vorbei während Remo neben mir schwitzend die angenehmste Spur zu fahren versuchte. Am Strand angekommen tummelten sich alle Arten von Autos auf dem Sand und brausten umher. Wir haben die Erkundigung mit dem Van aber belassen und sind zu Fuss los😅

    Erst gegen 15.00 Uhr legten wir dann endlich auch noch eine kleine Mittagspause ein. Bei uns ist es mit der Stimmung und dem Verständnis für gewisse Sachen manchmal etwas kritisch wenn beide hungrig sind. Nach dem Lunch nahmen wir die letzte Etappe an diesem Tag in Angriff. Sie führte uns zu den Bay of Island nach Paihia, wo wir dann auch am frühen Abend einen Campingplatz für eine Nacht buchten. Paiha ist ein kleines Dörfchen, am Abend herzig verschlafen am Tag voller Touristen. Der Campingplatz war nicht weit vom Touri-Hotspot entfernt. Nach ca. 20 Minuten Fussweg erreichten wir das kleine Städtchen. Hier reihten sich die Restaurant hintereinander. Ich schaue oft vorab auf Tripadvisor oder Google Maps die Restaurants und deren Bewertungen an. Vor Ort entscheiden wir uns dann meist aufgrund Aussehen und nach Speisekarte für ein Restaurant. Wir entschieden uns für eines mit Dachterrasse, das ‘The crafty local’, was uns von Aussen am meisten ansprach. Beim Eintreten fragten wir das Personal direkt nach einen Tisch auf der Dachterrasse. Der Kellner schaute uns verwirrt an und meinte nur, dass die Terrasse nicht zu ihrem Restaurant gehöre. Ah ups.. äh…egal. Wir sitzen dann unten. Das nächste was mir direkt auffiel, waren die laufenden Fernsehbildschirme. Super! Hier werden die Australian Open gezeigt. Ich entschied mich dann aber, für einen Tisch etwas weiter weg, da ich den Abend mit Remo und nicht mit Tennisschauen verbringen wollte. Das gelang mir nur mässig, mein Kopf drehte sich automatisch zum Fernseher. Das Personal war anscheinend auch Tennisbegeistert. Remo nahm es aber mit Humor. Wir genossen ein herrliches Abendessen im Restaurant am Strand in Paiha.
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