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  • Day 46

    What a feeling!

    February 25 in New Zealand ⋅ ☀️ 10 °C

    Wir gehen etwas in die Vergangenheit. Genauer gesagt ins Jahr 2005. Mein damaliger Oberstift war Fallschirmspringer. Ich war 15 Jahre jung und hell begeistert. Man fühle sich wie ein Vogel, die Sicht sei unglaublich, das Gefühl des freien Falls unbeschreiblich. Ich war so interessiert, dass ich sogar in der Berufsschule einen Vortrag über das Fallschirmspringen hielt. Mein Lehrer fragte mich damals, ob ich denn auch schon gesprungen sei. Ich meinte nur, bis jetzt noch nicht, aber ich möchte bald meinen ersten Sprung wagen.

    20 Jahre und etwa 15000 Ausreden später sitze ich am Freitag mit einem Prospekt in der Hand in Queenstown. "Ich könnte am Sonntag einen Fallschirmsprung machen." sage ich zu Martina. Ihre Augen werden grösser. "Das würdest du tun?" fragt sie mich etwas überrascht. Es folgte eine Diskussion mit genauer Planung der nächsten Tage. Hatten wir noch Zeit für Extras? Ja, wir hatten. Der Sonntagmorgen war frei. Frei für Action, kein Platz für Ausreden. Wenn nicht hier und jetzt, wo und wann dann? Nochmals 20 Jahre warten? Nein Danke. Ich buchte. Der erste Schritt war getan.
    Das ganze Wochenende war ich völlig gelassen. Bis zu diesem Morgen.

    Um 07:00 Uhr ging mein Wecker los. Ich war bereits 5 Minuten vorher wach. Mein Magen meldete sich, wie er es des Öfteren tut, wenn ich nervös bin.
    Oh man, was habe ich da getan. Und typisch für mich, reicht ein kurzer Sprung nicht, nein, ich muss gleich All-in gehen, mit dem höchstmöglichen Sprung in Queenstown. 15000 Fuss, also für jede Ausrede einen. An Frühstück wagte ich gar nicht zu denken. Wie ein nervöser Weka tigerte ich um unseren Camper, Martina steht etwas später auf, ihr Programm ist ein wenig kürzer.
    Etwas früher als im Mail stand war ich bereits beim Treffpunkt. In einem kleinen Shop war eine Theke, dahinter 3 Frauen. Ich meldete mich an, man sagte mir, ich könne mich hinsetzen, sie hätten schon alle Daten von mir. Pre-Self-Check-in sei Dank.
    Während ich wartete, füllte sich der Shop allmählich. Pünktlich um 08:00 Uhr wurden wir in einen separaten Raum gebeten. Mittlerweile war die Gruppe auf etwa 20 Personen gewachsen. Wir durften uns ein Sicherheitsvideo anschauen. Die Bananenposition wurde danach noch von einer Frau separat präsentiert, diese sei extrem wichtig.
    Gut, dann los in den Car. Ui war ich nervös. Ich kannte noch zwei Typen vom Biertasting, respektive vom Ausgang danach, das Hauptthema blieb aber der Sprung. Und die Frage aller Fragen während der Fahrt: Wie hoch springst du, und warum.
    Meine Antwort darauf war ganz simpel. Wenn ich schon aus einem Flieger springe, dann von ganz oben. Das einzige was ändert ist die Zeit im freien Fall. Und dies möchte ich so lange wie möglich geniessen können.
    Nach einigen Minuten fahrt kamen wir bei der Dropzone an. Wir sahen schon die ersten Propellermaschinen mit Hai-Zähnen bemalen, auf der Startbahn.
    Am Hangar gab es nochmals weitere Instruktionen. Da wir zu viele für ein Flugzeug waren, wurden wir aufgeteilt. Mein Name wurde als drittes aufgerufen, ich durfte in den ersten Flieger des Tages. Ok, jetzt war ich so richtig nervös. Meine Hand zitterte ein wenig, als mir der Dude die 1 drauf malte. Nebenan war ein Fenster, durch dieses konnte man die Skydiver sehen, die sich aufwärmten. Ui waren das viele. Wir durften bald darauf unsere Anzüge anziehen. Alles persönliche material mussten wir einschliessen, da wir nichts mit in den Flieger nehmen durften.
    Gerade in dem Moment als ich den letzten Reissverschluss zumachte, stand ein Dude vor mich hin und stellte sich als Chris vor. Er würde heute mit mir springen. Cool, er war ungefähr in meinem Alter und wirkte total entspannt. Meine Nervosität legte sich wieder etwas. Ich bekam eine lustige Kopfbedeckung, einen Augenschutz, Sauerstoffmaske und Handschuhe. Ausserdem band er mir eine Gelbe Tasche um den Bauch. Darin sei die Schwimmweste. Hoffen wir mal, dass die auch da drin bleibt.
    Da ich die Option mit Videoaufnahmen buchte, machte Chris noch ein kurzes Interview vor dem Sprung mit mir. Auch danach filmte er ständig, dank ihm habe ich jetzt total 5 Minuten Videomaterial.
    Dann noch ein letztes Mal die Bananenposition. Wenn wir im Flieger sind, müssen wir dann die Beine aus dem Flugzeug halten, unter den Flieger und den Kopf nach hinten legen. Von der Seite sehe dies aus wie eine Banane. Mit den Händen sollen wir die Gurte an der Brust halten. Sobald uns dann unser Dude auf die Schulter klopfe, können wir die Arme nach oben nehmen. Gut, alles klar. Chris holt mich wieder ab, diesmal hat er den Schirm dabei. Wir laufen Richtung Flugzeug. Plötzlich bin ich nicht mehr nervös. Vielleicht ist es aber auch die Vorfreude, die jetzt gewinnt. Die Maschine steht bereit, wir laufen als zweitletzte zum Flieger, setzen uns rückwärts auf eine Bank. Werde ich etwa als zweiter Springen? Cool!
    Im Flieger geniesse ich die Aussicht. Was für ein tolles Wetter! Nach einigen Minuten setzte mir Chris die Maske auf und schaltete die Frischluftzufuhr ein. Ok, sind wir schon so hoch? Egal, ich genoss weiter die Aussicht. Während dem Flug bindet mich Chris an sein Gstältli, damit ich auch gesichert bin. Dann geht es auf einmal sehr schnell. Ein grünes Licht leuchtet, der Kollege neben mir rutscht auf einer Matte Richtung geöffneter Türe. Kaum sitzt er da, verschwinden sie aus dem Flieger. Ich rutsche nach, schaue kurz aus dem Flieger, gehe in Bananenstellung und ehe ich realisiere was gerade geschieht, befinde ich mich im freien Fall. Wow, wie krass! Anfangs fällt mir das Atmen schwer, der Ohrendruck ist extrem stark, doch nach wenigen Sekunden kann ich den Fall geniessen. Was für eine Aussicht! Wir befinden uns noch immer im freien Fall, Chris dreht uns einige Male hin und her. Was für ein Erlebnis!
    Dann, nach ungefähr einer Minute gibt es einen starken Ruck, der Fallschirm ist draussen. Ab jetzt sind wir im Gleitschirmmodus. Nach einigen Manövern darf ich selbst steuern, Chris gibt Anweisungen, ich führe aus. Kurz vor der Landung übernimmt er wieder, wenige Sekunden später landen wir sanft in einer Wiese.
    Hammer! Das Video zeigt meine Emotionen recht gut.
    Nach dem Sprung schaute ich noch einige Minuten den anderen zu, bevor ich dann wieder mit dem Shuttle nach Queenstown fuhr.
    Dort angekommen wartete ich auf dem Campingplatz auf Martina für das Nachmittagsprogram.
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