United States
Big Thompson Canyon

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Travelers at this place
    • Day 84

      Colorado die Dritte: Hoch zu Ross

      August 25, 2023 in the United States ⋅ 🌧 17 °C

      Auch den Osten Colorados wollen wir erkunden. Am Mittwoch fahren wir von Carbondale bis kurz vor Denver. Für die Nacht kommen wir auf einem Zeltplatz im Golden Gate Canyon State Park unter. Uns knurren die Mägen, irgendwo müssen wir noch was zum Abend essen. Nach Denver ist es noch über eine Stunde, zudem ist die Straße wegen eines Erdrutsches vorübergehend gesperrt. Wir sind in den Bergen mitten im Nirgenwo, aber hier gibt es zwei kleine Städte: Central City (ha-ha) und Black Hawk. Hier wollen wir uns was zum Essen suchen. Die Städte sind wahnsinnig unheimlich. Völlig verlassen, auch ein bisschen in die Jahre gekommen und überall sind Kasinos (warum stehen hier Kasinos???). Naja, wir schlendern durch die Straßen und finden immerhin ein paar nette Geschäfte in denen man stöbern kann, auch ein mehrstöckiges Antiquariat mit vielen alten Schätzen.

      Zum Abendessen finden wir schließlich ein Café, wo wir jeder ein Sandwich essen, dann fahren wir weiter zu unserem Zeltplatz. Hier gibt es leider keine Duschen, aber dafür zahlen wir auch nicht viel. Den ganzen Abend schüttet es wie aus Kübeln, also ist draußen sitzen auch nicht wirklich drin. Wir bleiben im Auto und vertreiben uns die Zeit mit Daddeln und Musik hören. Am
      nächsten Morgen ist unser Ziel Windsor. Das ist eine kleine Stadt in Nordost-Colorado, in der Carly mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt. Carly habe ich (Johannes) 2017 auf Fidschi kennen gelernt, als ich dort mein Freiwilligen-Programm absolviert habe. Nach so langer Zeit hat es sich jetzt angeboten, dass wir sie besuchen und sie freut sich total. Auf dem Weg dorthin halten wir aber zunächst in Boulder, einem schönen kleinen Städtchen in der Nähe von Denver. Die Häuser sind hier im Backsteinstil gehalten und der ganze Ort erinnert uns sehr an eine norddeutsche Kleinstadt. Ein bisschen Heimatgefühl (und Heimweh) mitten in Colorado. Schön. Das Frühstück ist auch sehr lecker. In einem modernen Diner gibt es Omelett und Skillet (in einer Pfanne serviert). Lecker. Draußen regnet es noch immer unaufhörlich. Eigentlich hatten wir für heute noch einen Ausritt auf Pferden am Fuße der Rocky Mountains reserviert, aber auf der Website wird bereits darauf hingewiesen, dass die Ausflüge bei schlechtem Wetter abgesagt werden können und es dann eine volle Rückerstattung gibt. Naja, wann sollte es wegen Schlechtwetter abgesagt werden, wenn nicht heute? Also lassen wir uns schön Zeit, telefonieren mit Tara aus San Diego und planen das Thanksgiving bei ihrer Familie. Eine Dreiviertelstunde vor unserem eigentlich Termin auf der Ranch wollen wir es dann doch einmal bestätigt haben, dass der Ausritt heute nicht stattfinden kann und rufen bei dem Reiterhof an. Die Dame am anderen Ende ist etwas verwundert über unsere Auffassung, bei dem strömenden Regen könne man nicht reiten gehen. „The weather is just good enough. Oh and also you have to to be 15 minutes early for check-in otherwise there will be a penalty”. Na gut. Nach Loveland (wo der Reiterhof liegt) sind es 45 Minuten, die viertel Stunde vorher können wir uns also abschminken und ob wir es überhaupt pünktlich schaffen steht auch in den Sternen. Wir zahlen also überstürzt und keine zwei Minuten später peitschen wir völlig gestresst durch den prasselnden Regen über den Highway. Sieben Minuten vor dem angesetzten Termin fahren wir dann bei dem Reiterhof vor. Letztendlich klappt dann aber alles reibungslos und es gibt keine Penalty (das wäre ja noch schöner).

      Wir kriegen lange Regenmäntel von dem Reiterhof gestellt, wobei ich einen gelben Frisennerz (hier mitten in zentral USA ?) trage und Rico einen Wildledermantel bekommt, der den Regen eher aufsaugt als abweist. Dann lernen wir unsere Gruppe kennen. Die ist recht klein, neben der Reitlehrerin reitet noch ein berenteter Amerikaner aus der Gegend mit. Dann werden uns unsere Pferde vorgestellt. Wir sind beide ganz schön nervös. Rico der noch nie auf einem Pferd gesessen hat, bringt seine Nervosität auch zum Ausdruck, sodass er den schon etwas älteren und somit auch deutlich gemütlicheren „Stardust“ zugewiesen bekommt. Stardust ist schon seit 15 Jahren im Dienst ist und daher an blutigen Anfängern gewöhnt. Ich darf auf „Cash“ sitzen, der ebenfalls sehr lieb ist. Dann geht es los. Wir reiten runter von der Ranch zu dem kleinen Bach, der sich durch das wilde Colorado schlängelt. Ein kleiner Trampelpfad ist unser Kurs. Hoch zu Ross Bahnen wir uns unseren Weg durch das natürlich gewundene Tal am Fuße der Rocky Mountains. Das ein oder andere mal müssen wir uns ducken, um nicht von einem Ast erwischt zu werden. Es geht hinauf und hinab, über Stock und Stein. Mal reiten wir durch dichte Wälder, dann wieder über weite, gelbe Weizenfelder. Die tiefhängenden Wolken geben immer mal wieder den Blick auf die schroffen Rocky Mountains preis. Dabei fügt sich der Regen und die graue Wolkendecke eigentlich sehr schön in die Gesamt-Atmosphäre und vermittelt uns eine melancholische Romantik. Es ist eine wirklich tolle Erfahrung. Wir fühlen uns wie Cowboys auf dem Rücken unserer treuen Weggefährten. Die zwei Stunden vergeben wie im Flug und den Regen merken wir gar nicht mehr. Zwar kommen wir am Ende durchgefrorene und pitschnass wieder am Reiterstall an , aber mindestens genauso happy. Zum Glück ist der Ausritt nicht ausgefallen!

      Nachdem wir uns bei unserer Reitlehrerin und den Pferden bedankt und verabschiedete haben, fahren wir noch schnell an einen Liquor-Store. Dort besorgen wir für Carly und ihren Mann deutsches Bier (Spaten) und Weißwein aus der Rheinregion. Dann fahren wir in Windsor vor. Wir begrüßen und umarmen uns, so schön, dass man sich nach sechs Jahren hier mitten in Colorado wieder treffen kann. Carly und ihre Familie wohnen in einem typisch amerikanischen Haus, in einer typischen amerikanischen Vorstadtsiedelung. Alle Häuser sehen irgendwie gleich aus und die Gärten sind gepflegt. Dabei bestehen die Gärten meistens nur aus einem Baum und gemähtem Rasen. Keine Zäune, keine Beete, keine Blumen. Ein bisschen wie bei der Truman-Show. So leben wollen würden wir nicht, aber für eine Nacht ist das mal ganz interessant. Nachdem wir geduscht, unsere nach Reiterstall riechenden Klamotten in die Waschmaschine geschmissen und unser Gastgeschenk überreicht haben, verbringen wir den Nachmittag mit quatschen und spielen mit den Kindern. Adrienne (6) und ihr kleiner Bruder Benjamin (3) sind ganz aufgeweckte, fröhliche und süße Kinder. Adrienne zeigt uns ihre liebsten Spielsachen (oder den Frosch, wenn sie einem im Garten gefangen hat) und Benjamin ist ganz stolz als er seine Hand vor den Luftbefeuchter hält und die dann ganz nass wird. Nachdem die Kinder ins Bett gebracht sind, sitzen wir den restlichen Abend in dem etwas spärlich und nur halb-gemütlichen Wohnzimmer und quatschten über alles mögliche. Sehr spannende Gespräche und sowieso finden wir es ein cooles Privileg hier wirklich mal bei einer durch und durch amerikanischen Familie für einen Tag Teil des Familienlebens zu sein.

      Am nächsten Morgen hüpfen wir nach dem Frühstück noch kurz mit Adrienne und Benjamin auf dem Trampolin im Garten und verabschieden uns dann. Als Abschiedsgeschenk überreicht uns Adrienne noch ein Bild dass sie für uns gemalt hat, dann geht es weiter für uns. Es ist nun nach zwei Wochen Zeit, uns von Colorado zu verabschieden. Hier hat es uns wirklich gut gefallen und wir werden die Zeit in sehr guter Erinnerung behalten. Aber es bleibt ja kaum Zeit traurig zu sein, denn jetzt geht es schon weiter Richtung Nebraska! Übermorgen steht schließlich das lang ersehnte „The Black Keys“ Konzert an…
      (J)
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