• Intermezzo in Frankreich

    22 de abril, Alemania ⋅ ☁️ 16 °C

    Puh, das war wieder ein Tag. Wenn ich wohl eins nicht kann, dann sind es ruhigere Tage. Gestern Abend war ich einfach nur k.o. deshalb schreibe ich nun am frühen Mittwochmorgen diese Zeilen.

    Der Tag startete gemächlich. Zunächst konnte ich mir an der Rezeption einen Gartenschlauch klären und mein Rad vom gestrigen Dreck befreien. Zumindest vom Gröbsten. Die Kette wurde nochmal frisch nachgewachst, ich zog mich anschließend aber nochmal in mein Zelt zurück und plante den heutigen Tag.
    Anschließend galt es wieder alles einzupacken, wobei alles erstaunlicherweise sehr trocken war. Die Sonne blinzelte zum Ende sogar ganz leicht durch den sonst wolkenverhangenen Himmel. 10:30 Uhr war alles fertig und es ging zunächst zum Rewe direkt um die Ecke. Gott habe ich den die letzten 2 Tage vermisst. Um 11 Uhr startete ich dann mit einem Franz-Brötchen und 2 Smoothies im Bauch in den Tag.

    Die 10 km bis Heidelberg-Altstadt ging es am Neckar entlang und irgendwann öffnete sich ein Blick auf das Heidelberger Schloss. Dazu kam langsam immer mehr die Sonne heraus. Einfach herrlich. Die Altstadt war tatsächlich sehr voll, viele asiatische Touristen bahnten sich als große Gruppen ihren Weg durch die engen Gassen. Ich zog lieber weiter und suchte mir einen Weg aus der Stadt heraus. Da auch hier Brücken saniert werden müssen, war die eigentliche Route nicht passierbar und ein kleiner Umweg musste her. Nach kurzer Zeit war ich nun auf wieder auf kleinen Feldwegen die Teil eines Radnetzes um Heidelberg sind unterwegs und fuhr immer weiter Richtung Rhein. Der Wind kam natürlich von vorn, wenn auch nicht allzu dolle. Es ging nun immer wieder geradeaus durch Wälder. Nach gut 2 h Fahrt erreichte ich dann endlich den Rhein. 2km später setzte ich mit der Fähre in Leimersheim auf die andere Seite über. Hier gab es eine kurze Mittagspause mit Laugengebäck und einem weiteren Smoothie, danach trug ich noch Sonnencreme auf Arme und Beine auf, denn die Wolkenlücken sind nun immer größer geworden und es war recht warm.
    Nun ging es die ganze Zeit durch die Grünen Rheinauen. Es blühte prächtig und ich genoss meine Ruhe. In Wörth am Rhein angekommen erblickte ich am Himmel eine dicke graue Wolke. Es tröpfelte ein paar Minuten leicht, aber dabei blieb es und so ging es ungebremst weiter. Über kleine ruhige Wege ging es immer weiter Richtung Lauterbourg in Frankreich. Nach 494 km erreichte ich unser Nachbarland. Unglaublich. Da bin ich doch wirklich aus Deutschland herausgefahren.

    Da ich mich noch ziemlich frisch fühlte lies ich den direkt nach 7km kommenden Campingplatz links liegen und steuerte noch 40km weiter Richtung Gambsheim. Weiter ging es die ganze Zeit in Rheinnähe, meist über sehr schöne Radwege immer gen Süden. Der Wind hatte gedreht und kam zwar nicht wirklich von hinten, aber zumindest nicht mehr von vorn. Am Ortseingang Gambsheim hielt ich am Super U an und kaufte mir mein kleines bescheidenes Abendbrot. Trinken wollte ich nicht, denn Wasser konnte ich mir gleich am Platz holen und Süß gab es heute schon genug. Also weiter die letzten 2 km zum Platz.
    Aber leider waren es nicht die letzten 2 km.

    Der Gemeindeplatz macht leider erst ab 1. Mai auf. Mist! (Leider gibt es bei diesen Plätzen nie eine Internetseite und somit hat man keine Chance das schnell in Erfahrung zu bringen)

    Ich war nicht der einzige, der nun noch weiterfahren musste, sondern auch ein langbärtiger Deutscher ohne Mobilfunk oder ähnlichem auf dem Rad stand auch vor verschlossener Tür. Manchmal muss man echt zweimal hinschauen, ich dachte erst ich träume oder halluzinierte, da ich schon ziemlich fertig war. Aber der Typ stand echt da.

    Nach 130 Tageskilometern musste es also noch 20km weiter Richtung Straßburg gehen. Eigentlich war ich schon ziemlich grau, hatte auch kein Wasser mehr und die Laune war am Tiefpunkt. Aber das schöne an diesen Reisen: Schmollen hilft nicht. Und: Es ist unglaublich was der Körper immer noch für Reserven hat. Die folgenden 20km durch kleine Dörfer und durch die Wälder des Rheins flog ich förmlich dahin. Die ganze Zeit zwischen 27 und 30kmh verbrachte ich nun noch knapp 40min in meiner absoluten Aero-Position um die Strecke so schnell wie möglich hinter mich zubringen.

    In Straßburg angekommen erwartete mich erstmal ein altes Industriegebiet. Ich nahm eine falsche Abzweigung und befand mich plötzlich auf einer alten Straße mit Lagerhallen und Autos mit eingeschlagenen Seitenscheiben wieder. Gruselig.
    Nachdem auch das überstanden war, entschied ich mich für den Campingplatz auf deutscher Seite und nicht dem im Zentrum von Straßburg.
    In Kehr am Rhein kam ich also um 19 Uhr an, die Dame an der Rezeption hatte schon kassenschluss gemacht und so bin ich gespannt, was ich morgen für diesen Campingpark bezahlen darf. Das Ding ist auf jeden Fall rammelvoll. Die motorisierten Camper stehen teils mit weniger als 2m Abstand nebeneinander und ich musste mich noch in eine kleine Lücke zwischen einem Zelt und einem Wohnmobil begeben. Schön ist wirklich anders. Ich frag mich wirklich, wer hier seinen Urlaub verbringen will. Nachdem Aufbau ging es schnurstracks unter die Dusche. Die sanitärgebäude sind wirklich schnieke und ich genoss meine Dusche. Zum Abendbrot weihte ich nun noch meinen Kocher ein und bereitete mir meine zwei Pakete UncleBens zu. Schmeckt ganz okay, aber kein Vergleich zu selbst gekocht.

    Ich schaute mich nun auf Airbnb nach Unterkünften für die nächsten zwei Nächte um, fand aber kein so wirklich passendes. Da ich einfach nur alle war, ging es direkt in die Heia.

    Die Nacht war wieder relativ kalt, aber doch ziemlich erholsam. Um 7 Uhr erwachte ich und mit frischem Geist suchte ich mir ein Airbnb kurz hinter Colmar aus. Heute stehen also nochmal 90km auf dem Plan, dann folgt ein Ruhetag um die Batterien aufzuladen.

    Der gestrige Tag war zwar auf den ersten 125km nicht wirklich ereignisreich, aber dennoch am Ende wieder total herausfordernd. Nach knapp über 150km war die Laune gestern Abend dann doch ziemlich schlecht. Ein wenig Heimweh noch dazu. Schreiben wollte ich da gestern Abend nicht mehr. Wird Zeit für einen Ruhetag, dann wird das Wetter für die nächsten Tage und die weitere Route evaluiert.
    Bis dahin.

    Km 563
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