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  • Day 122

    Dominica 4

    March 15, 2020 in Dominica ⋅ ⛅ 23 °C

    Schritt für Schritt wagten wir uns weiter in den Dschungel hinein. Es war noch vor 9, also hatten wir es rechtzeitig geschafft. Wir befanden uns auf einem kleinen Wanderweg, der uns zu den Naturhighlights der Insel führen sollte. Immer weiter hinauf und immer weiter weg von allen Häusern ging es für uns. Umgeben von nichts als Grün. Vorne, Hinten, Links, Rechts und sogar Oben. Alles voll mit verschiedenen Pflanzenarten. Nur der Boden war Braun vor Matsch. Es wurden Flüsse überquert, geklettert und natürlich auch ganz viel ausgerutscht. Oder wie ich es immer sagte, wenn ich wiedermal hinfiel und davonschlitterte: "nur Breakdanceübungen!".
    Nach einer Weile wurde das Blätterdach weniger und es ging hoch hinauf an einem Grad entlang. Egal in welche Richtung man hier schaute, die Aussicht war gigantisch. Man sah die beeindruckensten Berge, Vulkane und natürlich das strahlend blaue Meer.
    Und dann veränderten sich auch die Berge um uns herum. Sie waren nicht mehr Dschungelig, sondern viel felsiger. Aber auf eine Art, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte. Es war fantastisch und mit der Zeit wurde der Boden auch warm. Man spürte eine Hitze, aber nicht etwa von der Sonne, sondern aus dem Boden heraus. Es ist sehr schwer zu beschreiben, aber man konnte es richtig fühlen, dass der Berg, oder besser gesagt der Vulkan heiß war. Der Schweiß tropfte an uns herunter, als wir in eine Gegend kamen, die "Valley of Desolation" genannt wird. Es bestand aus Steinen, Felsen und kochenden Flüssen die das Tal durchquerten. Ja, richtig gelesen! KOCHENDE FLÜSSE. Das Wasser sprudelte und in der gesamten Gegend stieg Dampf aus den Bächen auf. Ich traute meinen Augen nicht. Soetwas existiert? Es war unbegreiflich. Und wir waren ja noch nicht mal am Ziel. Als wir nämlich nach einer weiteren Stunde über eine Kuppe liefen, glangten wir zu einem Krater. Und in dem Krater: ein kochender See! Es handelte sich hierbei sogar um den zweitgrößten kochenden See der ganzen Welt. Was für ein Anblick! Unser fades Zusammendrück-Brot schmeckte hier oben mit dieser Aussicht, und mit unserem Hunger, so gut als wäre es ein Brot vom Bäcker daheim.
    Nachdem der Wind aber gedreht hatte und der Dampf des Seees nicht mehr zu uns geweht wurde, war uns eiskalt. So machten wir uns schnell auf den Rückweg. Aber noch nicht ganz bis zu unserem Ausgangspunkt. Erstmal machten wir noch an einem Stop an einem Fluss, der nicht kochte, aber immernoch angenehm warm war. Nach einem ausgibigen und entspannenden Bad dort ging es dann aber ganz zurück. Denn der Anfang der Wanderung hatte auch noch so einiges zu bieten. Dort war ein kleiner Stand einer dominicanischen Frau, die Souveniers und kalte Getränke verkaufte. Bei ihr hatten wir unsere Rucksäcke geparkt, während der 7 Stunden, die wir wandern gewesen waren. Leider hatten wir auch die zwei Eier, die wir extra gekauft hatten, dort abgestellt. Tja, unsere Vergesslichkeit hatte wiedermal gesiegt. Ich ärgerte riesig, da wir die Eier eigentlich in dem kochenden Fluss kochen wollten. Naja, kann man nicht mehr ändern...
    Die Frau an dem Stand jedenfalls verkaufte nicht nur Mitbringsel, sondern auch Schwimmwesten.
    Und diese Schwimmwesten liehen wir uns auch aus. Neben dem Stand begann nämlich der Titou George. Das ist ein Canyon im Dschungel durch den man bis zu einem Wasserfall raufschwimmen konnte. Wahnsinnig, diese riesigen teilweise mit Moos und Farnen bewachsennen Felswände, die auf beiden Seiten neben uns empor ragten. Sie waren vor Allem nich gerade nach oben, sondern schwungen sich in Kurven umeinander. Es war unbeschreiblich schön und trotz des kalten Wassers konnten wir nicht genug bekommen. An manchen Stellen war er so eng, dass nur eine Person nach der andern durchpasste. An Anderen waren höhlenartige Auskarbunguen, die gruselig dunkel waren. Es war umwerfende und by the way übrigens wiedermal ein Fluch der Karibik Drehort. ;)
    Damit allein wäre es schon perfekt gewesen, aber heute hörten die Glücksmomente einfach noch nicht auf. Beim runtertrampen landeten wir zufällig bei einer Frisösin. Sie bot mir am mir meine lang ersehnten Dread Locks zu machen. Ja ich weiß, ein großes Sorry hier mal an meine Familienmitglieder, ich weiß ihr denkt euch grad alle "Bitte nicht!". Seit Monaten aber fiber ich jetzt schon darauf hin, sie endlich zu bekommen. Annika muss sich jeden Tag mein geheule anhören, dass ich jetzt endlich Dreads will. Einmal hatte sie es auch schon ausprobiert, aber perfekt ist diese erste Locke noch nicht geworden. Und vor allem fehlte uns die Zeit für weitere Versuche. Somit war es das beste was passieren konnte, dass ich nun auf der Dread-Lock-Insel von einer Einheimischen die Dreads gemacht bekomme! Sie nahm uns mit zu sich nach Hause. Im Hinterhof zwischen provisorischen Häusern startete sie dann ihr Projekt.
    Nach einer Ewigkeit und vielem Ziepen war sie dann fertig. Mich erwartete aber statt Dread Locks eine große Überraschung. Sie hatte mir Braids gemacht. Von meinem Kopf hingen überall kleine geflochtene Zöpfe. Ich musste lachen, naja, dann eben noch keine Dreads. Als ich sie darauf ansprach, meinte sie, dass sich die kleinen Zöpfe in einem Monat in die Filzlocken verwandeln. Also kann sein, dass diese Technick bei den dominicanischen Haaren, bei meinen aber auf jeden Fall mal nicht. Schade fande ich es nur, da ich mich so auf meine lang herbeigesehnte Frisur gefreut hatte. Dafür sorgten die an mir wirklich komisch aussehenden Zöpfchen für viele Lacher. Und dass Haare kämmen war ich auch endlich los.
    Es ging nun also auf zum Supermarkt um uns das traditionelle Dosenbier für den Sonnenuntergang zu kaufen. Dies dauerte diesmal leider nur so lange, dass die Sonne schon weg war, als wir auf der Hafenmauer saßen. So ließen wir den Tag umringt von den letzten roten Wolken noch schön ausklingen, bevor wir uns auf den Weg zurück zu Moritz aufs Boot machten.

    Liebste Grüßle
    Vera
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