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  • Day 96

    07 Echte Fritten und belgisches Bier

    May 6, 2022 in Belgium ⋅ ⛅ 18 °C

    Gut eingeschaukelt vom langen Zugfahren in die Schweiz und zurück, schaukeln wir gleich noch ein bisschen weiter bis nach Maubeuge, nahe der belgischen Grenze. Ab da ist zur Abwechslung mal nicht Meeresküste sondern Flüsse und Kanäle angesagt. Gut eingebettet zwischen sanft geschwungenen Hügeln schlängelt sich die Sambre durch das grüne Belgien. Kühe, Laubbäume, Vögel und hübsche kleine Örtchen säumen unseren Uferweg zu Beginn. Einige Kilometer vor Charleroi verziehen sich die Hügel und das Bild ändert drastisch. Stahl- und ehemalige Kohleindustrie dominieren das Gebiet flussabwärts, das grüne Flussufer weicht einem betonierten Bett. Berge von Altmetall und schneeweissem Soda werden mittels Flussfrachtschiffen an- bzw. abtransportiert. Die Blütezeit der hiesigen Industrie ist jedoch seit den 60er Jahren vorbei, wie an den zahlreichen verlassenen Fabriken, der heruntergekommenen Stadtgebäude und den vielen leerstehenden Ladenlokalen unschwer zu erkennen ist. Als Reiseführerlesemuffel trifft uns dieser abrupte Wechsel der Umgebung ziemlich unvorbereitet, wer hätte gedacht, dass wir sogar in Westeuropa einen kleinen Kulturschock erleben können. Fairerweise muss zu Charleroi gesagt werden, dass die Stadt dabei ist, sich wieder zu fangen. Eine Uni und die Erschliessung anderer Wirtschaftszweige bringen sichtbaren Aufschwung. Im Zentrum sind hier und da Bauarbeiten im Gange und gemäss den Einheimischen solle die Erscheinung der Stadt in ein paar Jahren schon eine ganz andere sein.

    Szenenwechsel: Es ist kurz nach 17 Uhr, als wir die Stadt Namur hinter uns lassen. Wir haben Wasser gefüllt und wollen in einigen Kilometern wild zelten, denn Campingplätze gibt es keine in der Nähe. "Vous allez où?" schallt es plötzlich von links. Adrien ist mit seinem E-Bike auf dem Nachhauseweg von der Arbeit als er sich durch unser vollbepacktes Erscheinungsbild an seine eigene vergangene Veloreise erinnert. Nach kurzem Plaudern lädt er uns ein, bei ihm Zuhause im Garten zu übernachten. Obwohl sein Heim nicht ganz am Weg liegt, müssen wir nicht zweimal überlegen. An diesem Abend kommen wir in den Genuss von einem leckeren Znacht, netter Unterhaltung und natürlich kommt auch das tolle belgische Bier nicht zu kurz.

    Ausgestattet mit neuen Routentipps kehren wir nicht zurück zum industriell genutzten Flussabschnitt, sondern kurven entlang verschlafener Dörfer mit top instand gehaltenen Steinhäusern und unzähligen Schlössern in Richtung Ardennen, dem östlichen Waldgebirge in Wallonien. Diese Gegend ist wunderschön.
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