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  • Day 154

    12 Ferien vom Velofahren

    July 3, 2022 in Sweden ⋅ ⛅ 18 °C

    Viele Pläne hatten wir für diese Reise ja nicht. Ausser, dass wir in Skandinavien Kanufahren wollen. Und nun ist es endlich soweit. Nach einigem Suchen entscheiden wir uns für eine einwöchige Kanutour nördlich vom Vänernsee (das ist dieser riesengrosse See auf der Landkarte zwischen Oslo und Stockholm).

    Ausstaffiert mit einem robusten Alukanadier, Gepäcktonne, Paddel, Schwimmweste, Kanuwagen und einem Routenbeschrieb sind wir parat für unsere Ferien vom Velofahren. Läck das Puff, bis wir alles, was mit muss, von den Velotaschen in kanutaugliches Gepäck ummodelliert haben. Irgendwann vor dem Mittag hat dann doch alles seinen Platz gefunden und es geht endlich los.
    Unsere Tour verläuft mehr oder weniger in einem Kreis über viele kleinere und grössere Seen. Kurz nach dem Start werden wir bereits zum ersten Mal auf die Probe gestellt. Die schmale Passage zwischen dem ersten und zweiten See ist mit schwimmenden Inseln „verstopft“. Vom Kanuverleiher wurden wir vorgewarnt, dass dies je nach Wind der Fall sein kann. Wir sollen dann einfach aussteigen und das Kanu über die Insel ziehen. Was so simpel klingt, ist in Realität eine echte Herausforderung. Die Gras, Moos und Busch bewachsenen Inseln sinken beim Betreten etwas ab (je nach Gewicht des Betreters halt auch ein bisschen tiefer ;-) ). Das Boot ist sehr schwer, die Inseln wabbelig, die Armmuskeln vom Velofahren nicht ganz so stählern und die Kommunikation hat auch noch Verbesserungspotential. Als unser schwimmender Untersatz dann endlich wieder im Wasser treibt, sind wir tropfnass, ziemlich ausgepowert und hatten uns auch schon mal lieber.
    Zum Glück ist es heute hochsommerlich warm, die Wassertemperatur lässt mit etwa 22°C an die Karibik erinnern und zum Übernachten finden wir einen traumhaften Platz auf einer einsamen Insel (diesmal eine fixe mit Bäumen drauf). So sind wir schnell wieder versöhnt und geniessen den lauen Abend.

    Nach zwei Sonnentagen ist Regen angesagt. Der Wetterumschwung bringt eine kribbelnde Überraschung mit sich. Knott werden sie in Schweden genannt. Angelockt von unserem leckeren Duft und der attraktiven Optik wartet morgens eine ganz Armada von Kriebelmücken vor unserem Zelteingang. Kaum draussen fliegen sie uns in Augen und Ohren und beissen uns an allen Ecken und Enden. Lago mio sind die mühsam. Innert kurzer Zeit machen sie uns ganz wuselig. Wo wir normalerweise morgens viel Zeit brauchen bis wir startklar sind, geht das Abräumen und Einpacken nun plötzlich ganz schnell. Einfach weg vom Ufer und raus auf den See. Aaahhh... hier ist es besser.
    Leider verziehen sich die kleinen blutrünstigen Plagegeister nicht mit den Regenwolken, sondern bleiben uns ab da an allen windstillen Orten erhalten.
    Oh Wind, der du unser treuer Begleiter schon seit langem bist, endlich lernen wir deinen Segen kennen!

    Somit verlegen wir ab sofort alle möglichen Aktivitäten aufs Wasser. Frühstücken, Kaffeekochen, Relaxen und vieles mehr lässt sich mit etwas Übung prima auf dem Kanu durchführen. Wären da nur nicht diese täglichen menschlichen Bedürfnisse. Was rein geht, muss auch wieder raus und das nach anständiger Outdoorregel mindestens 100 Meter vom Wasser entfernt und gut verscharrt. Durch das Umherstreifen auf der Suche nach dem geeigneten ruhigen Örtchen und das anschliessende Lochbuddeln werden jeweils alle im Umkreis schlummernden Blutsauger auf den Plan gerufen und die folgende Erleichterung demzufolge nicht ganz so erfreulich. Mit Wonne zählt Sascha nach einem solchen „Ausflug“ ganze 27 juckende rote Punkte rund um Thes Hintern.

    Nach einer intensiven Woche kehren wir zurück ins Kanucamp. Das Kanu hat uns ermöglicht fernab aller Strassen an unbewohnte Seen zu gelangen. Spiegelklares Wasser, traumhafte einsame Übernachtungsplätze und nur den Ruf der Möwen und Seetaucher bleiben uns von unseren „Ferien“ in wunderbarer Erinnerung.
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