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  • Day 183

    14 Im Land der Trolle

    August 1, 2022 in Norway ⋅ ☀️ 14 °C

    Der Himmel hängt grau und tief über der glatt geschliffenen Felslandschaft. Es ist düster, kühl und nieselt. Wir biegen um einen Steinriesen und sind plötzlich umgeben von diesen trollpatschigen und doch so flinken Wesen. Bei genauer Betrachtung entdeckt man ihre Spuren überall. Hier trollt sich gerade einer zu einem erquickenden Schläfchen zusammen, an der Krete des fernen Berges lassen sich die gezackten Stufen einer Trolltreppe ausmachen und überall liegen versteinerte, überdimensionierte Trollpopel herum. Offensichtlich wandeln diese Kreaturen hier in allen Grössen und Rotzklassen.
    Liegt es wohl an der Polarluft oder an den Regen- und Nebelschwaden, welche unsere Sicht verschleiern und Fantasie beflügeln?

    Nachdem uns Norwegen erst mal mit der kalten, nassen Schulter begrüsst hat, kommt das Versöhnungsangebot mit drei Tagen Sonne genau richtig. Wir nähern uns den Lofoten via Inselhüpfen von Norden her, so ist unser erstes Eiland Senja. Ooohhh... dunkle, steil aufragende, kantige Berge erheben sich aus dem tiefblauen Ozean. Geschmückt werden sie mit unzähligen Wasserläufen die perlenkettenähnlich über ihre Flanken glitzern.

    Jetzt gibt es wirklich keine brauchbare Ausrede mehr um sich vor dem Wandern zu drücken. Roalden, so der Name unseres Zielgipfels. Wir starten direkt am Meer und pflatschen, rutschen, balancieren uns erst mal die ersten paar hundert Höhenmeter durch sumpfigen lichten Birkenwald und weiter über viel Moos und Beerensträucher. Die Vegetation nimmt fortlaufend ab, bis wir etwa drei Stunden später über Geröllfelder den Gipfel auf 820m Höhe erreichen. Wow, welch ein Panorama. Wir sind umgeben von hochalpin anmutenden felsigen Gipfel, geteilt durch kleine Bergseen und umrundet von blauen Buchten mit Sandstränden. Die verschiedenen Vegetationsstufen, welche sich bei uns in den Alpen über mehrere 1000 Höhenmeter erstrecken, werden hier sehr kompakt in ein paar 100 Hm geboten. Wir sind stolz, dass wir den Aufstieg so „locker“ geschafft haben, wo wir doch so gar nicht wandertrainiert sind. Thes zitternde Knie rühren eher von den senkrecht abfallenden Felswänden denn von der Anstrengung.
    „What goes up must come down“ dieser Spruch motiviert beim Velofahren immer ungemein. Hier geht der Rückweg jedoch ganz schön in die Beine und wir sind froh, dass sie uns bis ganz nach unten tragen. Nun können wir das Zittern unterhalb der Hüfte wohl nicht mehr auf die furchteinflössende Vertikale schieben 😉

    Tags darauf beim Aufstehen und Rumlaufen: “Ooohhh... Aaah...Mmhh... Also hüt fahre mer sicher nid witer!“.
    Vor allem jegliche Abwärtsneigungen des Geländes sind besonders schmerzhaft. Die Toilette befindet sich ca. 80Meter und 2 Höhenmeter von unserem Zeltplatz entfernt.
    Zweiter Tag danach: „Ömpf, ömpf... Eieiei... Aaauuu... Also höt fahrid mer secher ned witer!“
    Wir haben es bereits erwähnt, 200 Höhenzentimeter bis zur Toilette, also ja nicht zu viel trinken!
    Dritter Tag danach: „Mmh...!“ Irgendwie sollte es doch langsam möglich sein, beim Gehen nicht mehr wie ein frisch Hüftoperierter mit fehlendem Infusionstropfgestell auszusehen.
    Vierter Tag danach ....
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