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  • Day 227

    16 Mit den Kranichen gen Süden

    September 14, 2022 in Poland ⋅ ☁️ 17 °C

    Tschgtschgtschgtschg... Das regelmässige Rattern und Schaukeln des Zuges hat uns in unserem Schlafwaggon recht gemütlich durch die Nacht gebracht, bis uns die nette Dame aus dem Lautsprecher um sechs Uhr einen guten Morgen wünscht. Die Lautstärke wurde wohl absichtlich so gewählt, dass auch der hinterst und letzte Siebenschläfer aus seinen Träumen kommt. Eine Stunde später erreichen wir Mälmö in Südschweden bei perfektem Altweibersommerwetter. 

    Tags darauf machen wir schon den nächsten Gump. In 6 1/2Stunden gehts von Trelleborg (S) mit der Fähre nach Świnoujście in Polen. Haben wir schon in Skandinavien nicht so viel von der Sprache verstanden, so fordern uns die slawischen Sprachen noch bei weitem mehr. Die empathische Distanz zwischen Deutschland und Polen ist noch immer deutlich spürbar, denn obwohl wir uns nur der Grenze entlang bewegen, wird beidseitig fast nur strickte die eigene Sprache gesprochen.

    Südwärts folgen wir der Oder. Vor allem das Mündungsgebiet mit dem Stettiner Haff überrascht uns mit wunderschönen Naturschutzgebieten. Seeadler dominieren die Lüfte und in Wäldern und Wiesen werden wir immer wieder von aufmerksamen Rehaugen bespitzelt.  

    n-ts...n-ts...n-ts schallts durch die Nacht
    Wir beide um den Schlaf gebracht
    Die Technofreaks lassen's krachen
    Uns ist's vergangen, das Lachen.

    Wut schnaubend dreht Sascha fast durch, die Ohrenstöpsel helfen einfach nicht gegen das Gewummere. Es dringt durch den ganzen Körper. Dabei wäre doch der Schlaf gerade so dringend nötig nach der heutigen, unerwartet längeren Etappe. Die Toleranzgrenze ist längst überschritten. Gestern hatten wir das Ganze auch schon, an einem anderen Ort, etliche Kilometer weiter nördlich. Und das Wochenende davor auch schon. Gehört das nun einfach dazu, dass man jeden Freitag und Samstag in der Natur die Sau rauslässt und dies mit wirklich verstörendem Bumm-bumm (Melodien sind keine zu erkennen)?
    Nun denn, heute haben wir ja extra einen Camping in einem Schutzgebiet ausgesucht, der damit wirbt, dass Musik verboten und die Ruhezeiten ab 22.00 Uhr strikte durchgesetzt werden. Es ist schon nach Mitternacht als sich Sascha doch noch aus dem Schlafsack quält und sich couragiert der Technomeute entgegenstellt. Dazu vorher noch ein paar tiefe Atemzüge genommen (das hilft, die Wut zu zügeln und den Bammel auf die Konfrontation zu dämpfen 😉). Höflich, aber bestimmt sucht er eine verantwortliche Person... niemand von den ca. 30 Leuten fühlt sich angesprochen... Zwar wird versichert, dass die "Musik" leiser gestellt wird, aber das hält ja bekanntlich keine 10 Minuten, der Alkohlpegel ist zu hoch...
    Mit gesenktem Haupt (aber ohne blaues Auge) schlendert Sascha zurück zum Zelt und fragt sich dabei noch, ob dies wohl die gerechte Strafe für die eigenen ausschweifenden Partys der Vergangenheit ist.
    Zurück im Zelt hilft nur noch eines: Kopfhörer rein, Meeresrauschen auf Spotify auswählen und Lautstärke aufdrehen. Das hilft tatsächlich und es gibt doch noch ein paar Stunden Schlaf.

    Am nächsten Morgen ist die unruhige Nacht unser Zmorgengespräch. Nach vielen Wochen in der meist ruhigen Natur von Skandinavien sind uns die Wochenendpartys in Polen und Deutschland ein Greuel. Es wäre ja noch nachvollziehbar, wenn wir in einer Stadt oder der Nähe davon gewesen wären, aber in Naturschutzgebieten? Glücklicherweise wird uns Tschechien diesbezüglich total überraschen.... Ruhe pur  😊
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