Satellite
Show on map
  • Day 15

    13. Etappe: Burgos - Hontanas

    April 4, 2019 in Spain ⋅ 🌬 6 °C

    34,28km
    Was für ein Tag...
    Alleine, heute werde ich alleine sein. Das denke ich so als ich mich zum Frühstück im Hotel aufmache und über diese lange, vor mir liegende Strecke nachdenke. Dann glaube ich nicht wen ich da sehe! Es ist Bill, der waschechte Amerikaner, der tatsächlich im selben Hotel genächtigt hat wie ich. Und Burgos hat wirklich viele Hotels, Hostels und Herbergen. Wir freuen uns sehr, unterhalten uns und wünschen uns „Buen Camino“-das macht man so unter Pilgern.
    Um 7:45h mache ich mich auf den Weg raus aus Burgos, ja, jetzt bin ich alleine und die vielen guten Gespräche und die dazugehörenden Pilger fallen mir wieder ein. Nach der ersten Woche haben wir das Geplänkel abgelegt und sind direkt in ganz tiefe private Gespräche eingestiegen. Hier ist alles ehrlich und echt.
    Heute werde ich mich mit mir selbst unterhalten. Längst überfällig. Ich hab da Einiges auszudiskutieren. Zeit habe ich genug und das Gespräch ist intensiv, bewegend und sehr emotional. Hätte so zu Hause nicht stattgefunden.
    Aber da gibt es auch nicht diese unglaubliche Natur. Heute hat sich irgendwie alles verändert. So stelle ich mir Neuseeland vor. Das Grün der Wiesen, das Blau des Himmels und das Weiß der Wolken sind so stark. Ich bin beeindruckt.
    Ich höre zwischendurch immer wieder mal Musik oder ein Hörbuch und finde, dass man durch die Ohrhörer so viel näher an der Musik/dem Buch ist-unmittelbar und direkt.
    Ich komme an einer kleinen Kapelle vorbei. Zwei Ordensschwestern stehen davor. Ich beschließe hineinzugehen. Als Geschenk erhalte ich einen Segen, gute Wünsche, Umarmungen und einen kleinen Glücksbringer. Ich bin sehr gerührt.
    Nach 23 Kilometern um 13h möchte ich eine Pause machen. Meine Füße und mein Magen werden sich freuen. Für sage und schreibe 2,80€ erhalte ich eine unglaublich leckere Tortilla, einen Cafe con Leche, einen Ofen zum Aufwärmen und ich lerne neue Pilger kennen. Gestärkt will ich mich gerade auf die Zielgeraden der letzten 10 Kilometer begeben, da sehe ich draußen Luiz aus Brasilien, jenen Pilger der am ersten Tag bereits Probleme hatte und nun doch soweit gekommen ist. Und ich sehe Saiko, die Japanerin, die ebenfalls ohne Sprachkenntnisse bis hierher gepilgert ist. Wir freuen uns und fallen uns in die Arme. Das ist der Camino.
    Beschwingt laufe ich weiter und natürlich ziehen sich die letzten Kilometer trotzdem wie Kaugummi.
    In meiner vorher ausgewählten Unterkunft bin ich der erste und einzige Gast! Sie hat heute eröffnet. Ein Zimmer für mich alleine, sauber, gut ausgestattet, warm. Und als die Mama des Besitzers kocht, bekomme ich Hunger. Der Duft ist zu köstlich. Viel Hunger habe ich nicht, am Liebsten Suppe und...es gibt weiße Bohnensuppe mit Venusmuscheln und viel Knoblauch. Kenne ich nicht, aber ich muss das haben, es riecht sensationell. Zusammen mit Rotwein genieße ich mein Abendessen und bin mit diesem Tag trotz einer Blase am Fuß mehr als zufrieden.
    Ich bin müde, kaputt aber glücklich...
    Read more