• Dijon

    4 апреля, Франция ⋅ ☀️ 18 °C

    Tag 25
    13 km
    628 km gesamt

    Howdy, Freunde der weiten Wege,

    hier spricht TrailSoulKev – aus staubigen Stiefeln, mit müden Beinen und einem Herzen, das noch immer irgendwo zwischen Baumrinde und Windhauch auf dem Trail steckt. Heute war mein letzter Tag auf dem Chemin des Allemands – diesem alten Grenzweg zwischen Heimat und Aufbruch, zwischen Zivilisation und Wildnis. Wer hier geht, reitet ohne Pferd, aber mit derselben Zähigkeit, wie sie die Kerle damals brauchten, die mit nichts als einem Hut und einem Colt in der Hüfte das Land durchquerten.

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    Der Weg – rau und ehrlich wie ein unbehandelter Holzbalken

    Der Tag begann in Messigny-et-Vantoux. Ein Nest, das sich noch dem Rhythmus der Natur beugt – keine Hektik, kein Großstadtpuls, nur das Krächzen der Raben und ein kühler Wind, der mir durchs Hemd zog. Die ersten Meter gingen sanft bergan, der Boden weich und federnd vom Regen der letzten Tage, bedeckt mit Laub, das unter meinen Stiefeln raschelte wie trockenes Heu in einer verfallenen Scheune.

    Ich stapfte hinein in ein stilles Waldstück – der letzte richtige Abschnitt Wildnis vor dem Einreiten in die Stadt. Die Luft roch nach Moos und Frühling, nach Holz und Freiheit. Links und rechts tauchten Mauerreste auf, die vom Vergangenen flüsterten. Ein paar Steine, vom Leben gezeichnet, genau wie ich. Vogelgezwitscher begleitete mich – keine sanfte Melodie, eher das kratzige Banjo eines alten Westlers, der den Takt für den letzten Marsch vorgibt.

    Der Trail schraubte sich durch den Wald, nie zu steil, aber auch nicht nachgiebig. Kein Weg für Weicheier, sondern für die, die wissen, dass jeder Schritt zählt. Irgendwann lichtete sich das Grün, und vor mir lag Ahuy – ein Vorort mit dem Charme einer müden Grenzstadt, die nicht mehr weiß, ob sie Wildnis oder Zivilisation ist.

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    Vom Trail in die Stadt – per Droschke

    Ich hätt’ zu Fuß durchmarschieren können, Asphalt fressen und mir den Staub der Vorstadt auf die Zunge legen. Aber ehrlich? Ich bin Trail-Rider, kein Straßenläufer. Also stieg ich in den Bus – eine moderne Kutsche ohne Pferde – und ließ mich ins Herz von Dijon bringen. Kein Trick, kein Feiglingstour – nur eine Entscheidung, wie sie jeder Cowboy mal trifft, wenn der Horizont nicht mehr in der Steppe liegt, sondern zwischen Häuserschluchten.

    In Dijon angekommen, zog es mich schnurstracks zur Kathedrale. Hoch und würdevoll steht sie da, als wollte sie den Himmel festhalten. Ich saß eine Weile drin – schweigend, staunend, als wär’s mein letzter Ritt vorm Sonnenuntergang. Kein Gebet, kein Rosenkranz – nur ein stiller Dank. Für den Weg, für den Wind, für die Schmerzen in den Waden, die mir sagten: Du hast’s durchgezogen, Cowboy.

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    Begegnungen & Gedanken – zwischen Staub und Seele

    Im Wald traf ich einen alten Franzosen mit Hund. "Vous êtes pèlerin?" fragte er. Ich nickte.
    "Le chemin, il vous change, n'est-ce pas?"
    "Oui, il te casse d'abord… puis il te montre qui tu es."
    Er grinste. Ich auch. Dann gingen wir weiter – jeder auf seinem Trail.

    Der Weg hat mich geschliffen wie Wasser den Stein. Ich bin keiner, der viel redet, schon gar nicht über Gefühlskram. Aber heute, am letzten Tag, da spürte ich es deutlich: Diese Reise war mehr als Kilometerfressen. Es war ein Ritt nach innen. Jeder Tritt ein Takt meines Herzschlags. Jeder Hügel eine Erinnerung an das, was ich hinter mir lasse – und das, was noch kommen darf.

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    Abendessen & Abgesang

    Jetzt sitz ich in einem kleinen Bistro nahe der Altstadt. Ich hab mir ein Bœuf Bourguignon bestellt – schwer, ehrlich, tief wie die Wälder des Weges. Dazu ein Glas vom roten Stoff, der hier aus jedem Zapfhahn fließt wie Lebenselixier. Und zum Nachtisch eine Käseplatte, die zerfließt wie geschmolzenes Gold.

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    Resümee eines Reiters ohne Pferd

    Der Chemin des Allemands endet hier – aber der Trail, der geht weiter. Nicht auf Karten, nicht in Reiseführern, sondern in mir. Ich bin kein Tourist. Ich bin ein Trail-Rider. Einer, der weiß:
    „Wenn du auf dem Weg bist, bist du lebendig. Wenn du ankommst, beginnt das Vermissen.“

    Und morgen? Da geht’s heimwärts, mit der Bahn, zurück in den Alltag. Aber dieser letzte Tag, dieser staubige Ritt durch den Morgenwald, das Gespräch mit dem alten Mann, das Mahl in der Stadt – das alles bleibt.

    Der Weg hat mir nichts geschenkt. Aber alles gegeben.

    Bis zum nächsten Trail –
    euer TrailSoulKev
    „Der Weg ist rau. Sei härter.“
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