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- День 3 293
- среда, 8 октября 2025 г., 15:06
- ☁️ 17 °C
- Высота: 242 м
ФранцияNuits-Saint-Georges47°8’12” N 4°56’57” E
360° Grand Cru

Tag 1 – Von Dijon nach Nuits-Saint-Georges
Aufbruch im Nebel
Tag 25
22 km
650 km gesamt
Morgen, ihr staubgeborenen Seelen.
Hier ist TrailSoulKev – zurück auf dem Sattel, die Stiefel im Staub und den Blick nach vorn. Der erste Tag auf dem Jakobsweg liegt hinter mir – und der hatte alles, was ein richtiger Trail braucht: Nebel, Staub, Sonne, Müdigkeit, Reben, Wind. Und irgendwo dazwischen – dieses leise Gefühl, dass der Weg mehr mit dir macht, als du mit ihm.
Der Tag begann, wie solche Tage beginnen müssen – mit einem Ritt durch die Nacht. Ich steige abends in Aachen in den Zug, rolle bis Essen, wo ich noch was Warmes zwischen die Zähne kriege, bevor ich in denselben Flixbus steige, der zwei Stunden später erst in Bonn losgefahren wäre. Ein alter Cowboy-Trick: lieber satt und wach, als hungrig und müde.
Im Bus – erwartungsgemäß kein Zuckerschlecken. Rücken durch, Beine eingeklemmt, Kopf gegen die Scheibe. Schlaf ist hier kein Zustand, sondern ein Kampf. Aber irgendwann siegt die Müdigkeit, und als ich die Augen öffne, ist Frankreich schon wach. Dijon, Punkt sieben. Ich stolpere raus, wie einer, der nach einer langen Nacht endlich wieder festen Boden spürt.
Die Tram bringt mich raus nach Chênove – letzter Außenposten vor der Wildnis der Reben. Der Himmel hängt tief, die Luft ist feucht, Nebel schiebt sich über die Dächer wie kalter Atem. In einer kleinen Bäckerei gibt’s ein Croissant, einen Café, und für ein paar Minuten fühlt sich alles friedlich an. Danach: Rucksack hoch, Gurt stramm, und raus aus der Stadt.
Der Jakobsweg hier – der Chemin des Allemands, der alte Burgunderweg – ist kein Trail für Romantiker. Er führt nicht durch hübsche Dörfer, sondern an ihnen vorbei, als hätte er keine Zeit für Postkartenmotive. Marsannay-la-Côte, Couchey, Fixin – sie bleiben am Rand, ein paar Dächer, ein Kirchturm in der Ferne. Kein Café, kein Laden, kein Schild mit „Bienvenue“. Nur Erde, Reben und der Wind.
Die Sonne lässt sich Zeit. Gegen Mittag bricht sie durch, und der Nebel löst sich auf wie ein alter Vorhang. Plötzlich liegt Burgund in voller Pracht vor mir – goldene Reihen von Rebstöcken, sauber gezogen, wie mit dem Lineal der Götter. Grand Cru, sagen sie hier. Ich sag: ehrlicher Boden.
Zwischen Gevrey-Chambertin und Morey-Saint-Denis schneidet sich der alte Bahndamm der Tacot-Bahn durch die Hänge – eine vergessene Schmalspurbahn, die einst Wein und Menschen von Dorf zu Dorf brachte. Heute ruht sie, still und bemoost. Der Tunnel liegt halb versteckt zwischen Brombeersträuchern, sein Eingang dunkel wie ein Maul. Ich bleibe stehen, atme den kühlen Hauch, der herausströmt. Alte Schienenwege haben ihre eigene Magie – sie erzählen von Zeiten, als Reisen noch Arbeit war. Ich streiche über den Mauerstein, rau wie alter Sattelgurt. Dann gehe ich weiter.
Hinter dem Tunnel steigt der Weg an. Oberhalb von Morey-Saint-Denis öffnet sich die Landschaft plötzlich, als hätte jemand den Vorhang aufgerissen: Heideflächen, golden und weit, das Licht klar, der Blick frei. Hier oben weht ein anderer Wind. Er trägt die Stille in sich, aber auch diese raue Größe, die dich Demut lehrt. Ich setze mich auf einen Stein, sehe über die Hänge, über all die Reben, die sich wie grüne Wellen bis zum Horizont ziehen. Ein paar Krähen kreisen, sonst nichts. Wenn du hier sitzt, brauchst du kein WLAN, kein Publikum, kein Ziel. Nur den Atem und den Moment.
Der Abstieg nach Vougeot, Vosne-Romanée, schließlich Nuits-Saint-Georges zieht sich. Das Licht wird weich, die Sonne müde. Meine Beine spüren jeden Kilometer, aber mein Kopf ist still – leer im besten Sinn. Ich komme an, wie man ankommt, wenn man nichts mehr sucht. Auf dem Stadtplatz ein kühles Bier – das erste Burgunder des Tages, und das ehrlichste.
Mein Quartier liegt etwas außerhalb – ein privates Haus, Jakobsfreunde, Spendenbasis. Einfach, warm, echt. Ein paar Sätze auf Französisch, ein Teller Suppe, ein Stück Brot. Ich erzähle ein bisschen, höre zu, und merke, wie mir die Lider schwer werden. Der Wind rüttelt am Fenster, und in meinem Kopf hallt noch das rhythmische Knirschen meiner Schritte.
Resümee:
22 Kilometer durch das Herz Burgunds – von Nebel zu Sonne, von Asphalt zu Erde, von Müdigkeit zu Frieden. Der Jakobsweg hier ist kein Wanderweg, er ist eine Prüfung. Du kriegst keine hübschen Dörfer, keine Souvenirläden, keine Schirme gegen den Regen. Du kriegst Staub, Wind, Sonne und Stille. Und genau das macht ihn echt.
Heute hab ich wieder gespürt, warum ich das tue. Nicht, weil ich irgendwo ankommen will – sondern weil ich unterwegs sein will. Weil ich wissen will, wie weit mein eigener Staub reicht.
Wie man hier sagt:
„Der Weg schenkt dir nichts – aber er nimmt dir alles, was du nicht brauchst.“
Bis morgen, Freunde.
Euer TrailSoulKev,
Lone Rider auf dem Chemin des Allemands.Читать далее
ПутешественникLone Rider… Wäre gut, wenns dabei bleibt. Bei mir haben (meist französische) Pilger die wenigen donativo Herbergen besetzt, so dass ich auf konventionelle Übernachtungsoptionen zurückgreifen musste. Ich wünsche Dir weiterhin einen bon Chemin.
Путешественник
Ich hab genau das gleiche Bild aus exakt gleicher Perspektive gemacht 🤭
Путешественник
Das auch!
SommersprosseKann man da rauf?
ПутешественникAls Tourist leider nicht...
SommersprosseSchade