• Finaloire

    17 Oktober, Perancis ⋅ ⛅ 14 °C

    Le Cergne – Charlieu – Pouilly-sous-Charlieu. 23 km.
    Kein Nebel heute, aber auch keine Sonne. Nur ein grauer Himmel, der alles in gleichmäßiges Licht tauchte – wie eine Leinwand, auf der der Weg selbst das Bild malt.

    Es war der letzte Wandertag dieses Abschnitts. Der Körper weiß es, bevor der Kopf es begreift. Die Beine laufen wie von selbst, jeder Schritt vertraut, jeder Tritt ein kleines Stück Abschied.

    Von Le Cergne ging’s bergab – stetig, fast gemächlich, als wollte der Weg mich sanft aus den Bergen hinausführen. Kühle Luft im Gesicht, das Rascheln feuchter Blätter unter den Sohlen. Kein Wind, kein Vogelruf, nur der eigene Atem. Es war still heute, so still, dass selbst das Klicken der Stöcke wie ein Echo klang.

    Oben auf einem Hügel stand der Kalvarienberg mit seiner kleinen Kapelle. Ein Platz mit Weitblick, still und würdevoll. Die Tür war verschlossen, doch das machte nichts. Manche Orte reden nicht mit dir in Worten – sie atmen einfach neben dir, bis du verstehst. Ich lehnte den Rucksack an die Mauer, trank den letzten Schluck aus der Flasche und schaute in die Ebene hinunter. Da unten lag Charlieu, klein, freundlich, mit seinen alten Gassen und dem Geruch nach Mittagessen.

    Unten in der Stadt suchte ich mir ein einfaches Lokal, bestellte, was der Wirt gerade empfahl, und ließ mir Zeit. Kein Blick mehr auf die Uhr, kein Ziel mehr, nur noch das Hier. Danach ging’s weiter auf der alten Bahntrasse – flach, gleichmäßig, perfekt zum Auslaufen. Pouilly-sous-Charlieu tauchte auf, als hätte der Weg selbst beschlossen, langsam zu enden.

    Am Loire-Ufer saß ich eine Weile. Der Fluss zog ruhig dahin, trug all das mit, was die letzten Tage hinterlassen hatten: Staub, Schweiß, Gedanken. Ich ließ den Hut sinken, atmete tief durch. Es war kein pathetischer Moment, kein Filmende – eher wie das Ausrollen eines Motors, der langsam zur Ruhe kommt.

    Dann der Bus nach Roanne, der Übergang zurück in die Welt der Takte und Anschlüsse. Doch in mir blieb das Rauschen des Weges. Der Trail war gegangen, aber nicht vorbei – er geht weiter, irgendwo zwischen Herz und Staub.

    ---

    Footprint: Letzter Staub am Fluss

    Der Weg endet nicht, er wechselt nur das Tempo.
    Was bleibt, ist das Wissen, dass Freiheit nicht dort beginnt, wo man losgeht – sondern dort, wo man stehen bleiben kann, ohne sich gefangen zu fühlen.
    Baca lagi