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  • Day 132

    Almadén und Monesterio

    April 4, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 21 °C

    Am Abend zuvor berichtete ein spanischer Pilger, dass die öffentliche Herberge in "Monesterio" geschlossen habe. Da sich die Pilgergemeinschaft wie ein Tross von Etappe zu Etappe schiebt bestand die Möglichkeit, dass man kein Bett mehr bekommt. Wer mich kennt weiß, dass ich bei dieser Androhung immer Panik schiebe. So habe ich dann über Booking.com ein Hostal in "Monesterio" ausfindig gemacht und gebucht. Sicher ist sicher und so konnte ich mir dann für die 37km Etappe auch Zeit für Pausen nehmen.

    Morgens aus dem Bett, das fällt mir nicht schwer. Auch ohne Frühstück kann ich los gehen. Aber ich brauchte etwas Proviant und logischerweise Wasser. Und genau das ist unterwegs immer Mangelware. Denn die Landschaft ist kaum besiedelt und man kommt meist durch keine Ortschaft um etwas Wasser zu kaufen. Das bedeutet, man muss mindestens 2 Liter mitschleppen. Das Klima ist der Wahnsinn, abends recht kühl und tagsüber bekommt wird einem die Platte auf dem Kopf gebrutzelt. Sonnencreme ist auch hier Pflicht. Ich habe genug verbrannte Pilger gesehen.

    Kurz vor dem Verlassen von "Almadén de la Plata" geht man an der kleinen Stierkampfarena vorbei. Sie ist (Gott sei dank) schon lange nicht mehr benutzt worden. Ich folgte dem Weg, der anch einiger Zeit zu einem Hohlweg wurde. Rechts und links am Weg wuchsen meterhohe Kakteen. Sah beeindruckend und etwas gruselig aus. Schon am Morgen bin ich von der Landschaft beeindruckt. Herrliches Grün und zwitschernde Vögel. Dazwischen Rinder, ziehen, Schafe und die bekannten schwarzen Schweine. Alle friedlich beisammen. Da können wir Menschen uns ein Beispiel dran nehmen. Es liegt noch Tau auf den Bäumen und Gräsern und wenn die Sonne darauf scheint, glitzert es wie kleine Diamanten. Wunderschön. Der Weg ist gut, schlängelt sich sanft durch hüglige Landschaften. Kleine Bäche mussten überquert werden und an kleinen, nebelwallenden Seen kam ich auch vorbei. Hin und wieder musste ein Gatter auf- und später wieder zugemacht werden. Plötzlich und unerwartet, steht eine große Herde von Schafen und Ziegen hinter einer Biegung. Ich überlegte kurz was ich nun mache, damit die Herde nicht auseinander stobt. Deshalb ging ich am Rand entlang und sie sind weniger panisch geworden. Dann begrüßte mich ein extrem lieber Hirtenhund. Auf einem Auge schien er blind zu sein. Den hätte ich wirklich sehr gerne mitgenommen. Bald erreichte ich "El Real de la Jara". Das war eine 14 Km lange Etappe nach "Almadén de la Plata". Da mir diese Etappe aber zu kurz war, habe ich die nächste noch dran gehängt. Ich ging also gegen 11:00 Uhr durch den mittlerweile recht lebhaften kleinen Ort. Alte Männer saßen bereits auf den Bänken und beobachteten das Treiben. Leider habe ich nicht daran gedacht mir Wasser zu kaufen. Bei diesem Ort liegt ein Castell. Sah recht mächtig aus, aber ich wollte weiter. Ich verließ den Ort und kam in einen herrlichen Wald aus Kork- und Steineichen. Dann sah ich eine andere Ruine und diese war bereits nicht mehr in der Provinz Andalusien, sondern der Extremadura - welche ich nun erreichte. Hier gilt eine andere Bezeichnung. Hässliche Metallblöcke mit grünem und gelben Strich. Sie symbolisieren den Originalweg (grün) und den Jakobsweg heute (gelb). Keine Ahnung warum die das so gemacht haben. Ich finde Muscheln und gelbe Pfeile super. Vorbei an grasenden Rindern und Ziegen, führte der recht breite Weg. Die Sonne stieg immer höher und da ich nun auch die Eichenwälder verließ, brannte sie ganz gut herab. Hier noch einmal ein Hinweis zu Sonnencreme und Wasser - beides UNBEDING IMMER mitnehmen. Letzteres ging mir bald aus und es war nicht angenehm. Ich folgte weiter dem Weg und erblickte weit hinten bereits den Pass in den Bergen nach "Monesterio". Oh mein Gott - dachte ich, da musst du noch lang. Meine Pausenintervalle verkürzten sich und der Rücken schmerzte. Meist ging es sanft bergauf, aber manchmal auch kurzzeitig kräftig. Der Verlauf des Weges war sehr interessant. Er schlängelte sich über Kreisverkehre und einer Autobahnbrücke. Nicht ganz einfach mit dem Gepäck auf dem Rücken schnell über die Straße zu huschen. Die letzten 8 km ging der Weg neben der Autobahn weiter - was nicht großartig störte. Es war trocken und staubig und hatte ich schon erwähnt, dass ich kein Wasser mehr hatte? Ich kam an einer stinkenden Hühnerquälfarm vorbei und beschleunigte etwas mein Tempo. Es ging erneut wieder bergauf zum Pass. Oben am Pass Puerto de la Cruz, konnte man einen Blick auf "Monesterio" werfen. Es sollten nur noch 20 Minuten bis dorthin sein. Dort saß ein älteres Pilgerpärchen welche mich auf englisch fragten, ob ich von Ihnen beiden auf der Bank vor dem Kreuz ein Foto machen könnte. Klar habe ich das. Sie bedankten sich recht herzlich. Das tut gut. Mein Motto ab heute: Jeden Tag eine gute Tat.

    Ich folgte nur der Hauptstraße durch den Ort und erreichte das Hostel "El Pilar", welches ich gestern gebucht hatte. Der spanische Rezeptionist, schon etwas reif im Alter, kam mit der Computertechnik nicht so ganz zurecht. Ich musste mich wegen den Rückenschmerzen setzen. Er lachte darüber und fragte mich irgendwas auf spanisch. Ich deute es so viel wie "... lange gelaufen heute...". Er erzählte mir etwas während er mir den Schlüssel gab und verschwand. Keine Ahnung wo ich hin musste, um mein Zimmer zu finden. Ich verließ erst das Gebäude um nach einen anderen Eingang zu schauen. Dann ging ich zurück und die unscheinbare Treppe nach oben. Dort fand ich mein Zimmer und mein Bett und schlief gleich ein.
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