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  • Day 134

    Fuente de Cantos - Zafra

    April 6, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 30 °C

    In dem Kloster war es in der Nacht recht kühl. Mehrmals bin ich aufgewacht und habe die Stille in der Nacht genossen. Dann bin ich wieder eingeschlafen und durch Geräusche außerhalb meines Zimmers wach geworden. Es war das französische ältere Ehepaar, welches gestern Abend angekommen war. Ich hatte sie beobachtet, wie sie gemeinsam ihre gewaschene Wäsche ausgewrungen und aufgegangen haben. Ein schönes Bild und ich sah gerne zu. Beide versuchten im völligen Dunkel, hatten wohl kein Handy 😉, eine offene Tür zum Verlassen der Herberge zu finden. Ich war ebenfalls gerade beim packen und versuchte meinen Schlafsack in den Rucksack zu stopfen. Dann gelang es den beiden die "eigentliche" Tür zum zu finden. Ich war froh, denn dadurch wusste ich nun auch wo sie war.

    Es war kurz nach 07:00 Uhr und wieder war zu dieser Uhrzeit erstaunlich viel los. Gestern bin ich mir zum Supermarkt gegangen und Brot für meine Linsen zu holen. Eine Besichtigung des kleinen Ortes hielt ich für nicht notwendig. Das was ich am Morgen nun sah, ließ mich doch meine gestrige Entscheidung etwas bereuen. Ein schöner Vorplatz an der Kirche und die Kirche selbst in Palmen. Ein schönes morgendliches Bild. Nach ca. hundert Meter und ich hatte den Ort verlassen. Es folgte eine Landschaft, welche durch Viehzucht geprägt war. Ein Mast Hof nach dem anderen und hier wurden hauptsächlich die schwarzen Schweine gehalten. Die meisten liefen tatsächlich draußen herum und man konnte ihrem Treiben zusehen. Anfangs kam mir die Gegend wie ein Vorort einer großen Stadt vor. Überall landwirtschaftliche Gebäude, der typische Geruch von Tieren und natürlich deren Geräusche. Aber eines viel mir auf, es gab so gut wie keine Bäume. Weit und breit nur Wiesen, Ackerbau und Weinanbau.

    Die Sonne stieg langsam höher und es wurde wärmer. Jedoch nicht so warm, dass man hätte seine Jacke ausziehen können. Später sah ich einen Pilger vor mir. Zuerst dachte ich, dass es einer von dem französische Paar sein musste. Aber es war ein anderer Pilger. Da dachte ich - ok - die Ehefrau sitzt noch in einem Café und der Mann geht vor und macht das Bett klar. Als ich näher kam und ihn überholte stellte ich fest, den kannte ich nicht. Ein betagter älterer Herr. Ich weiß nicht ob ich das schon einmal geschrieben habe. Aber die Via scheint ein Pilgerweg für ältere Menschen zu sein. So ging ich denn in Gedanken über das Verbleiben von dem französische Paar einfach den Weg weiter. Kleine Rinnsale mussten überquert werden und kleine Hügel. Nichts bemerkenswertes. Allerdings gibt es keine Gehöfte mehr, sondern nur noch eine flache, sanft-hügelige Landschaft. In der Ferne sah ich eine, eigentlich für Andalusien typische, große Stier-Silhouette.

    Es ging weiter durch diese Landschaft, bis ich erneut zwei Pilger sah. Ich dachte natürlich an mein lieb gewonnenes französisches Paar. Beide gingen kurz auf eine Straße zu, an dieser ebenfalls kurz entlang, um dann quer in ein Weizenfeld hinein zu gehen. Nach ca. 1 km kam mir der Mann entgegen. Wieder war es nicht der Franzose. Er fragte mich auf englisch ( und ja, es war ein Engländer) , ob ich eventuell ein Smartphone in einem Etui gefunden habe. Dies sei ihm aus seiner Jackentasche gefallen. Leider ist mir unterwegs nichts entsprechendes aufgefallen. Ich hatte Mitleid mit ihm. Er ging den Weg zurück, sein Smartphone suchen. Ich ging weiter und traf die Frau an einer Stelle, die im Wanderführer schon als besondere Vorsicht beschrieben ist. Vorsicht deshalb, weil es ein kleiner breiter Bach mit Unebenheiten war. Entweder sollte man sich laut Buch die Schuhe ausziehen und barfuß durch gehen, auf den Steinen im Bach hinüber springen oder zurück zur Straße und auf dieser entlang gehen. Ich entschied mich für das balancieren mit einem Rucksack auf rutschigen Steinen. Es gelang mir sicher auf der anderen Seite anzukommen. Ich erklärte der Frau mein Bedauern zu dem Smartphoneverlust und ging weiter. Aber irgendwie spürte ich ihre Blicke hinter mir. So als würde sie mich nach einem Etui mit einem Smartphone absuchen. Weiter und weiter ging ich, ohne mich umzudrehen.

    Irgendwann musste ich mal eine Pause machen. Aber ich fand keine gute Gelegenheit zum sitzen. Gut das ich damit gewartet habe, denn ich sah schon in der Ferne einen von der Sonne geschützten überdachten Rastplatz. Den ersten Restplatz überhaupt auf dem bisherigen Weg. Eben die Erdnüsse gezückt und Wasser getrunken. Und natürlich Schuhe zum Ausdampfen ausgezogen. Dort blieb ich ca. 16 Minuten und ging weiter, durchquerte die Ortschaft "Puebla de Sancho Pérez". Ein Ort an einer Weinstraße. Was ständig mit Reklame bekräftigt wurde. Bis nach "Zafra" sollte es von hier nicht mehr weit sein. Im Wanderführer habe ich erneut von unterschiedlichen Angaben zur Routenführung gelesen. Ich wollte mich dann doch lieber auf die örtlichen Markierungen verlassen. Und tatsächlich, der "neue" Weg wich etwas von dem beschriebenen im Buch und App ab. Aber nicht schlimm. Ich kam in Zafra an. Scheint mit seinem fantastischen Parador sehr sympathisch zu sein. Der sah aus wie eine kleine Festung. Zwar sah ich die "Kult-Pilgerherberge", ließ sie aber links liegen. Sie war mir zu overdressed und so etwas brauche ich nicht. Ich bevorzugte dann lieber wieder eine Herberge, in einem ehemaligen schlichten Kloster. Sie gefällt mir ebenfalls und hatte einen super netten Hospitaliero. Geduscht und mit meiner mobilen Waschmaschine Wäsche gewaschen und diese aufgehangen, dann etwas gegessen und geruht. Bestimmt werde ich heute zum Abendessen etwas in die Altstadt gehen. Und es hat sich gelohnt. Ein wirklich schöner kleiner Altstadt-Kern mit einem hübschen Platz zum Verweilen. Motto des Tages: Wo sind die Franzosen? 😊
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