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  • Day 143

    Carcaboso - Aldeanueva

    April 15, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Was ist gestern noch passiert in "Carcaboso"? Nicht viel, denn ich blieb in der Herberge. Das Örtchen bestand gefühlt aus 5 Häusern. Aber es gab eine Bar, wo man hätte Essen können. Allerdings wollte ich meine Reserven aufbrauchen, um am nächten Tag in "Aldeanueva" frische Reserven zu kaufen. So aß ich mein Brot mit Olivenöl und dazu zwei Tomaten. Ob ich damit auch auf genug Kalorien komme? Wohl eher nicht. Na gut, dann noch eine Dose mit Paprika gefüllten Oliven. Wird aber auch nicht reichen. Egal. Während ich da nun so esse, kommen die vier Spanier, welche ich von "Cacéres" her kenne. Die, die 10 km gegangen sind, um dann stöhnend in der nächsten Herberge einzuchecken. Die, die auch am Folgetag Taxi fahren und dann 10km gehen. Die, kamen heute an und ich hatte etwas Wut im Bauch. Wenn jetzt viele Pilger dagewesen wären, hätten diese "Schmarotzer" den armen geschundenen Pilgern womöglich noch ein Bett weg genommen. Mittlerweile denke ich, jeder soll seinen Weg gehen, so wie er ihn gehen will. Sei es auch schmarotzerhaft.

    So blieb ich denn in der Herberge. Die zwei deutschen Schmarotzer Armin und sein Kumpel, wollten sich die Prozession ansehen. Eigentlich interessierte mich das auch, dann aber nicht mehr und ruhte lieber vor der morgigen anstrengenden Etappe.

    Die Nacht war gut und Armin hörte ich trotz Ohrstöpsel laut schnarchen. Zwar wachte ich immer wieder auf, aber geschlafen habe ich gut. Gegen 05:20 Uhr stand ich auf. Im Preis für die Herberge von 15€ war ein Frühstück dabei, welches am Abend von der Hospitaliera vorbereitet wurde. Das Frühstück bestand klassisch aus 2 Scheiben Toast, Marmelade, Butter, Kekse, Milch, Kakaopulver, Kaffee und Orangensaft. Den Toast unterzog ich einer Röstung und den Kaffee wollte ich zunächst nicht. Aber er war gut. Dafür der schrecklich billige Orangensaft nicht. Wie man so etwas nur trinken kann. Pure Chemie. Den Rest rührte ich nicht an, da es nicht vegan war.

    Leicht gestärkt ging es dann 05:45 Uhr auf den Weg, auf welchem ich nach dem verlassen der 5 Häuser auch sofort war. Der Mond nahm ab und so war es nicht mehr allzu hell. Aber meine Stirnlampe leistete gute Dienste. Aber besonders gut finde ich meine Wander-App von Rother. Durch GPS brauche ich quasi gar nicht auf die gelben Pfeile oder anderen Markierungen zu achten, was im dunkeln schwierig ist und konnte auch gleich meinen Weg aufzeichnen. Ein Verlaufen war somit fast unmöglich. Es sei denn, der Weg wurde verändert, aber dann fand man GPS-geführt leicht wieder auf den Weg zurück.

    Im Wanderführer stand, das man die beste "Dehesa" durchqueren würde. "Dehesa" ist die spanische Bezeichnung für beweidete Eichenhaine. Nun, da es dunkel war konnte ich sie nichts sehen. Schade. Aber es dämmerte bald und es ließ sich erahnen, wie schön sie war. Natürlich musste ich auch wieder an Tieren vorbei. Aber das war bisher kein Problem gewesen. Immer wieder Gatter auf und Gatter zu. Der Morgengrauen zeichnete wunderschöne Landschaften und die Natur mir ihren Geräuschen und verschiedenen Gerüchen, konnte einem fast den Verstand rauben.

    Dann kam ich zur "Vereinzelungsanlage" - so stand es in meinem Wanderführer. Einige Zeit später kam ich dann auf eine Cañeda. Das ist ein sehr breiter römischer Weideweg, auf dem die Tiere ihre Winter- oder Sommerweiden aufsuchen konnten. Jetzt verläuft darauf auch die alte römische Straße - Calzada romana und auch die Via. Ich kann nur sagen herrlich - einfach herrlich. Fast war ich wie betäubt von all der Schönheit der Natur und von der Ruhe . Kein Auto war zu hören, kein Pilger in der Nähe, kein Flugzeug am Himmel.

    Bald erreichte ich auch das Symbol für die Via de la Plata. Zwei Wochen lang hat mich dieses Symbol auf Steinquadern am Wegesrand begleitet. Ich erreichte den "Arco de Càparra" bzw. die Ausgrabungsstätte davon. Ich ging unter den Bogen durch und machte an einem alten römischen Meilenstein eine Pause, um die Atmosphäre aufnehmen zu können. Niemand da der mich dabei störte.

    Nach einer Weile ging ich etwas schweren Herzens weiter, hätte ich doch noch gern verweilt. Jedoch wollte ich nicht durch die Mittagshitze gekocht werden. Die Landschaft öffnete sich zu einer weiten Fläche mit sehr wenigen Bäumen. Hin und wieder musste ein kleiner Bach über Trittsteine überquert werden. Auch hier wieder eine wundervolle Landschaft, grüne Wiesen und im Hintergrund in sehr weit entfernte und schneebedeckte Berge.

    So langsam näherte ich mich einer Stelle, die im Wanderführer als "verzwickt" beschrieben wurde. Denn der Weg kann in mehreren Varianten genommen werden bzw. sei die Markierung sehr schlecht. Aber ich hatte ja meine App und ich wollte den Original-Weg gehen. Kurz ging es unter einer Autobahnbrücke durch, um dann auf einer Straße dieser folgen zu müssen. Das war aber nur kurz. Dann musste nochmals die Autobahn unterquert werden und auf einer Straße ging es bis nach "Aldeanueava" weiter. Jetzt wollte ich auch nur noch ankommen und etwas ruhen und essen.

    Angekommen und eingecheckt. Mein Glück. Die spanische Hospitaliera sprach deutsch. Sie lebte 7 Jahre lang im Harz in Teichhütte bei Osterrode. Das sind 15 km von meinem Heimatort Westerhausen. Ist das alles Zufall oder Bestimmung? Unglaublich. Sie reservierte auch für morgen, Sonntag, ein Bett in meinem Etappenziel "Calzada de Béjar" und für Ostermontag brauche ich nicht reservieren sagte sie. Denn die kirchliche Herberge habe genügend Plätze. Ich ging in die Küche von der Herberge. Dort schaute ich nach, ob es Reste von verwertbaren und zurückgelassenen Lebensmittel gab. Ich fand Reis, eine Dose Kichererbsen und gefrorene Erbsen im Tiefkühler. Alles zubereitet ein leckerer Reistopf und es war so viel, dass es für morgen auch noch reichte. Ich war glücklich 😊

    Fazit des Tages: Die Natur ist traumhaft schön
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