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  • Day 148

    Salamanca - El Cubo del vino

    April 20, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 20 °C

    Zu meinem gestrigen üppigen Mahl aus Brot und Linsen aus dem Glas, gönnte ich mir eben diesen Weißwein. So gut war er auch nicht. Aber ok. Dann würde ich plötzlich so müde und die Erschöpfung holte mich ein. Ich schlief ein und wachte erst spät in der Nacht auf. Es hat in Salamanca geregt. Für mich das erst mal auf diesem Weg. Eigentlich wollte ich noch einmal in das nächtliche Salamanca, aber das hebe ich mir für ein anderes mal auf. Denn eines ist sicher, nach Salamanca komme ich auf jeden Fall noch einmal. Also packte ich meine Sachen zusammen und ging zu Bett. Mein Zimmer grenzte an einen Lichthof und entsprechend waren viele "R" zu hören. Mein Fensternachbar rauchte mehrfach aus seinem Zimmer und war händewedelnd sehr bemüht, den Zigarettenrauch außerhalb zu halten. Irgendwann schlief ich wieder ein.

    Es war eine warme Nacht. Ich schlief unruhig. Gegen 05:50 Uhr stand ich auf und machte mir einen Kaffee mit Instantpulver und heißem Leitungswasser. Dazu gab es mit Schokolade überzogene Gebäckstücke. Dann ging ich los. Draußen war es nass und kalt. Richtig ungemütlich. Noch einmal über den sehr leeren Plaza de Major, der mittlerweile von Putzkolonnen statt Touristen heimgesucht wird. Dann eigentlich immer geradeaus, über mehrere Kreisverkehre an der Straße entlang. Auch nicht schön. Die Autobahn unterquerte ich und folgte weiter dem gelben Pfeil an der Straße entlang. Irgendwann ging es nach links auf Schotterwegen und eine Eisenbahnlinie unterquerend. Es dämmerte und was war das? Es gab keine Weidetiere. Zum ersten Mal gab es nur Ackerflächen. So weit man sehen könnte Ackerflächen und die Autobahn. Letztere sollte mich den ganzen Weg begleiten. Es war so kühl, dass ich dadurch kaum meine Finger bewegen konnte und der Wind war auch nicht nett zu mir. Da blieb einem eigentlich nicht weiter übrig, als immer nur zu Gehen und Gehen. In den kleinen Dörfern welche ich durchquerte, einmal Castellanos de Villiquera und dann Calzada de Valdunciel, wollte ich eigentlich zum aufwärmen in eine Bar gehen. Aber erstaunlicherweise hatte keine geöffnet. So ein Mist. Der erste Ort wirkte auch etwas unheimlich. Bevor ich diesen erreichte, kam ich an einem Sportplatz vorbei. Sehr neu, mit automatischer Bewässerung (welche trotz Regen an war), mit Glaswand umrandeter Tennisplatz und eine Basketballplatz. Aber irgendwie in den Dimensionen geteilt durch zwei. Und der "Fußballplatz" hatte sogar eine Tribüne. Das Szenario wirkte auch deshalb so merkwürdig, weil niemand zu sehen war. Mitten im Feld diese Plätze. Nach ca. 1km kam dann erst dieser Ort. Darin eine wirklich echt grosse offene Halle - ohne erkennbaren Nutzen. Dann die Bushaltestelle mitten auf dem Weg. Alles wirkte so künstlich - ein wenig unheimlich. Auch im nächsten Ort, wo sich auch ein Albergue befand, war keine Bar offen. Aber immerhin Pilger kamen aus der Herberge und wir begrüßten uns. Weiter ging es für mich, denn ich wollte wegen der Kälte nicht stehen bleiben.

    Über einen Feldweg verließ ich den Ort. In einem kleinen Unterstand, könnte man bei "Kasse des Vertrauens" sich Organen und Wasser nehmen und sich an der Werbung für eine private Albergue erfreuen - "Casa Saso". Wieder an zurück bei meiner Freundin der Autobahn. In der Ferne sah ich zwei Pilger, welche ich grüßender Weise später überholte und mich einer Autobahnbrücke näherte. Diese überquerte einen kleinen Fluss. Im Sommer könnte man diesen dann durchqueren. Aber es war wohl noch Winter und so musste ich eine 1km längere Variante wählen. Später kam man an eine kleine Urbanisation vorbei und der schon vorher mit Werbung bespriesenen privaten Albergue mit allem Komfort - sogar Pool. Praktisch immer Hand in Hand mir meiner Freundin der Autobahn, Hund es durch leicht wellige Landschaften. Mittlerweile kam auch die Sonne kräftiger heraus und die Kälte verzog sich. Neben der Autobahn war zunächst kleiner, später dann größer eine Moderne Haftanstalt zu sehen. Laut Wanderführer holen sich auch dort Sammelwütige Pilger ihre Stempel ab. Ich unterlag dieser Leidenschaft nicht. Ich will immer nur einen Stempel haben und zwar den, wo ich genächtigt habe.

    Meine neue Freundin und ich begannen uns zu streiten und so trennten sich unsere Wege. Sie zog gelangweilt weiter rechts dahin und ich in freudiger Erregung bald das Ziel zu erreichen nach links. Ich erreichte die Ortschaft "El Cubo de la Tierra del Vino" - was für ein Name und ging gleich zur Herberge. Hier konnte man wieder unter einigen Herbergen wählen. Der Hospitaliero empfing mich sehr freundlich. In seiner modern eingerichteten Herberge gab es viele Fotos von glücklichen Pilgern vor der Albergue zu sehen. Mal sehen ob ich morgen auch so glücklich bin wie diese. Er bot mir sogleich etwas zu trinken an - kostenlos eine Dose Bier, nahm mich in seine Bücher auf und erklärte mir, das es morgen auf dem Weg nach Zamora kein Restaurant und keine Einkaufsmöglichkeit gibt. Ich solle also vorsorgen. Hier im Ort gebe es wohl einen Supermercado. Aber ich weiß nich ob ich den benötige. Denn eigentlich wollte ich in die Bar gehen und ein paar Patatas fritas und einen Salat essen. In Zamora kann ich morgen einkaufen gehen. Es gab mehrere Räume mit jeweils zwei Doppelstockbetten. Die sahen neu und stabil aus und es gab neue Steppdecken. Erneut brauchte ich meine. Schlafsack für die Nacht nicht auspacken. Zunächst ruhte ich mich etwas aus. Ab und an tauchten ein paar Pilger auf. Aber Completo scheint die Herberge nicht zu werden. Aber ich fühle mich hier richtig wohl. Die Bettwäsche riecht angenehm frisch.

    Ich war nicht in der Bar Patatas fritas essen. Stattdessen war ich in dem kleinen Supermercado und hab mir eine Dose Mischgemüse und ein kleines Brot geholt. Das habe ich dann am Spielplatz in der Sonne zu mir genommen und dabei gedacht, wie kalt es wieder morgen früh sein wird. Auf dem Weg zum Supermercado habe ich den Katalanen wieder getroffen und er hatte eine Jacke an. Er berichtete, dass er den Morgen in Fuenterroble im 06:00 Uhr losgegangen sei und da ja seine Jacke verloren hatte, Nähe er sehr gefroren. Deshalb wollte er in die nächste Bar. Aber nichts hatte auf. Nach 3 Stunden habe er dann an einem Haus geklopft und nach einer Bar gefragt und wahrscheinlich dabei sehr gezittert. Die Hausdame schenkte ihm daraufhin eine rote Fliesjacke. Darüber hat er sich sehr gefreut. Da kann der Katalane mal sehen, dass die restlichen Spanier sehr nett sein können. Übrigens traf ich auch den älteren, mit schwere aussprechendem Vornamen Spanier wieder. Er saß mit den Füßen in einer Schüssel auf der Dorfstraße vor der Albergue und palpierte mit zwei Damen in seinem Alter. Offensichtlich fühlte er sich dabei sehr wohl.

    Fazit des Tages: Autobahnen sind keine Menschen
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