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  • Day 161

    Silleda - Santiago de Compostela

    May 3, 2017 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Gegen 07:00 Uhr ging ich los. Silleda war bereits erwacht und schon recht lebhaft. Es ging zunächst an der Hauptstraße entlang. Der Verkehr war schon etwas belastend. Hin und wieder große LKW, die einen regelrechten Sog hinter sich verbreiteten. Heute muss es eine längere Etappe sein, da ich mich für Santiago entschieden habe. Gestern Abend buchte ich bei Booking.com wieder bei "Roots&Boots" in Santiago. Zwar wieder eine Herberge und etwas teurer, aber sie gefiel mir gut. Für 18,90€ in einem 4-Bett-Zimmer, einen ruhigen Garten und von dort abgehend die Küche und Speiseraum. WLAN und einen alternativen Touch - das mag ich. Es war sauber und das Klientel in Ordnung.

    Also entlang der Straße war nicht schön. Aber nach einer Dreiviertelstunde konnte ich in einem Waldweg einbiegen. Abwechselnd ging es durch Wald und offenes Gelände. Das Wetter war herrlich und schon bald konnte ich meine Jacke und das Sweatshirt ausziehen und im Rucksack verstauen. Auch wollte meine mittlerweile Ex-Freundin die Autobahn wieder unterquert werden. Ich erreichte den Ort "Bandeira" und durchquerte ihn der Länge nach. Abwechseln wieder Waldweg und Piste, zwischendurch mal was asphaltiertes und kleinere Gehöfte mit frei laufenden Tieren. Aber irgendwie merkte ich Sächsin, dass man sich im Einzugsbereich einer großen Stadt befindet. Viel Gewusel, viele verstreut liegende Häuser und weniger Einsamkeit und Ruhe. Aber es gab dann doch die Momente die ich noch gesucht habe. Denn ich wollte mein Frühstück einnehmen und das in Ruhe. Und das war eben "Bandeira". Nach dem Frühstück, was aus Brot, Banane und Schokokuchen bestand, ging ich erneut am Ende des Ortes in einen Wald. Dan kam ich am Weiler "Dornelas" vorbei und auf wiederum einen schönen Waldweg erreichte ich schon die nächste Ortschaft. So ging es weiter und weiter. Danach ging es in ein sehr großes Tal hinab und man konnte die neue und imposante und die dahinter liegende alte Eisenbahnbrücke sehen. Unten im Tal ging es über eine alte Steinbrücke über den "Río Ulla" nach "Puente Ulla". Einem Ort, welcher auch wegen der Nähe zu Santiago gerne von Pilgern heimgesucht wird, um dann am nächsten Tag nach Santiago zu gehen. Der Ort war recht groß und da er mitten in diesem Tal liegt, auch recht bergig. So ging es erst wieder bergauf und ein Stück an der Schnellstraße entlang, bevor es wieder in den Wald ging.

    Oben unterquerte ich durch einen Tunnel die alte Eisenbahnstrecke und kam an einem Weiler vorbei. Inzwischen war die Sonne erneut kräftig dabei, mir auf dem Weg tüchtig einzuheizen. So langsam tat mir wieder der Rücken weh und die Kräfte schwanden. Ich brauchte Pause und Wasser. Beides fand und machte ich an einer öffentlichen Quelle. Dann erreichte ich "Outeiro", das offizielle Ende dieser Etappe. Aber ich ging weiter und es sollten von hier ab noch 16,5km sein. Das sollte in 4 Stunden zu schaffen sein.

    Es ging so weiter wie bisher. Abwechselnd Waldwege und Ortschaften. Zu aufwändig alle aufzuzählen. Manchmal kam ich durch eine Eukalyptus-Wald und das war recht aromatisch. Obwohl der Eukalyptusbaum hier nichts zu suchen hat und vermehrt angepflanzt wurde. In einem Eichenwald war ein alte halbe Eiche zu sehen. Wie eine offene Schale, zeigte sie verschiedene Madonnafiguren, Fotos kreuze und frische Blumen. Es war im Wanderführer nicht heraus zu finden, was dieser Ort für eine Bedeutung hat.

    Wenn man sich umdrehte, sah man den Berg "Pico Sacro". Er gilt in Galicien als Heiliger Berg. Mit ihm ist eng die Legende um die Grablege des Jakobus verbunden. Sie erzählt, dass die beiden Jünger, nachdem Jakobus der Ältere auf Befehl Herodes Agripa im Jahr 42 n. Chr. geköpft worden war, den Leichnam im Boot von Jerusalem nach Galicien überführten. Bei Padrón am Río Sar (ein Zufluss des Ulla, rund 20km westlich von Ponte Ulla) angelangt, baten sie die heidnische Königin Lupa um Erlaubnis, den Apostel beerdigen zu dürfen. Diese schickte die beiden an das Kap Finesterre, wo sie, je nach Version, einen römischen Legaten oder einem heidnischen Priester eingesperrt wurden. Nachdem ihnen die Flucht gelungen war, hieß die hinterlistige Lupa sie am Pico Sacra zwei ochsen für den Transport des Leichnams zu holen. Die ochsen, die tatsächlich wilde Kampfstiere waren, wurden beim Auftauchen der Aposteljünger auf wundersame Weise zahm und brachten den Körper des Jakobus bis zu seiner Grabstätte im heutigen Santiago. Ob derartigen Wunder sei Königin Lupa schließlich zum Christentum übergetreten. Andere sagen auch, der Berg Sica sähe wie ein schlafender Drache aus und deshalb konnte dort Jakobus nicht begraben werden.

    In mir verstärkte sich jetzt der Wunsch endlich anzukommen und auszuruhen. Gestern hatte ich noch mit meiner Pilgerfreundin Edith geschrieben. Denn es sollte sich gestern entscheiden, ob sie heute nach Santiago fliegt und wir die restlichen 3 Etappen bis nach Finesterre gemeinsam gehen. Deshalb musste ich nach Santiago, um sie dann abzupassen. Denn es klappt und wir gehen den Rest des Weges gemeinsam.

    Von weitem waren bereits die Türme der Kathedrale zu sehen und das Kulturzentrum "Cidade da Cultura de Galicia". Eine architektonische Schönheit und niemand weiß was sie bedeutet. Auch seien die Baukosten enorm gestiegen und somit auch noch nicht komplett fertig.

    Aber zuerst musste die Bahnstrecke vom AVE über eine Brücke überquert werden. Genau an dieser Stelle kam es zu einem verheerenden Zugunglück. Am 15. Juni 2013 kamen dabei 78 Menschen ums Leben. In Gedenken der Opfer, war am Geländer der Eisenbahnbrücke Erinnerungen angebracht. Ein Ort der Trauer. Ein sehr bewegender Moment. Die Bilder von dem Unfall habe ich immer noch im Kopf.

    Im Prinzip war nach der Brücke bereits Santiago erreicht und ich ging durch die Vororte. Kaufte mir frische Nektarinen. Schön wenn man wieder etwas kaufen kann. Aber es wurde lauter und viele Menschen liefen umher und erzählten. Ich ging direkt zur Altstadt, um auf dem Platz vor der Kathedrale anzukommen. Einen ergreifenden Moment so wie bei den anderen Male hatte ich aber nicht. Zuerst schaute ich noch beim Office de Peregrinos vorbei um zu sehen, wie lang die Schlange ist, bevor man seine Credentia ins den Händen halten konnte. Sie war sehr lang. Also entschloss ich mich erst zur Herberge zu gehen und einzuchecken. Gesagt getan. Dann geduscht, Wäsche gewaschen und etwas geruht. Dann einkaufen und erneut zum Office. Immer noch eine Schlange. Ach egal. Ich stellte mich an.
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