Satellite
Show on map
  • Day 2

    Immer an der Isar entlang

    August 30, 2021 in Germany ⋅ 🌧 12 °C

    Wenn wir nachts wach wurden , horchte jeder für sich, ob es regnete. Der Wetterbericht sagte für den Tag nichts gutes voraus. Es sollte regnen, regnen und regnen. Aber kein Nieselregen, sondern laut weather.com Starkregen mit 20-50l pro m2. Deshalb gab es schon am Abend Überlegungen, ob eventuell die S-Bahn zum Etappenziel „Schäftlarn“ eine Alternative sein konnte. Wie auch immer jeder für sich entscheiden würde, ich gehe auf jedenfalls zu Fuß.

    Als wir aufstanden, nieselte es und der Himmel verriet ein Dauerzustand grauer feuchter Masse. Okay. Erst einmal zum Frühstück. Wir mussten beim Checkin schon ein Timeslot für unsere morgendliche Fressattacke angeben. Am Frühstücksraum mussten wir uns per „Luca-App“ anmelden und hatten 30 Minuten Zeit. Das Frühstück war für Veganer sehr gut sortiert und auch in Bioqualität. Bei der Wurst und dem Käse weiß ich es nicht. Bei den abgepackten Produkten war zumindest ein Biosiegel drauf. Wir nahmen unser Frühstück mit Blick durch das große Fenster nach draußen und sahen den - Regen 🌧. Er war aber nicht stark, sondern fein und nieselig. Die Überlegungen von gestern Abend (S-Bahn) verwarfen wir und wurden pünktlich nach 30 Minuten darauf hingewiesen, das unser Timeslot abgelaufen sei und andere auf unseren Platz zum Frühstücken warten. Wie hoch, eben noch Toilette und dann zur Rezeption. Hier ließ sich einen furchtbar langweiligen Stempel in unser Pilgerheft. Dann gingen wir los.

    Zuerst zum Startpunkt für den Jakobsweg München-Lindau zur Kirche „St. Jakob“. Dort folgten wir Komoot, denn eine entsprechende Markierung für den Weg fanden wir nicht. Erst kurz am Stadtrand fanden wir die erste „Muschel“ und freuten uns riesig darüber und zwar so, dass wir und umarmten. Wir gingen an der „Isar“ entlang, die durch den Regen stark angeschwollen war und ziemlich schnell daher floss. Wir sahen die „Astronomische Uhr“ und einige Wehre. Recht schnell wurden die Menschen immer weniger - was wohl mitunter am Wetter und der Tatsache lag, dass es Montagmorgen war.

    Zu unserem Erstaunen regnete es kaum und manchmal überhaupt nicht. Edith freute sich sehr darüber und gab mehrfach ihre Freude darüber kund. Wir gingen ziemlich nah an der „Isar“ entlang am Ufer und das etwas davon eigentlichen Jakobsweg entfernt. Denn der Weg verlief im Wald am Ufer und wir wollten aber direkt am Fluss entlang gehen. Uns begegneten Menschen mit ihren Hunden, woran wiederum ich viel Freude hatte.

    Nach einigen Kilometern mussten wir dann doch in die Wälder gehen und kamen am Tierpark „Hellerbrunn“ vorbei. Ich dachte an die vielen armen eingesperrten Tiere, die sich von Menschen begaffen lassen mussten und an die Tierquälerei im Streichelzoo. Kurz hinter dem Tierpark überquerten wir die „Isar“ und gingen dann rechts an ihr Flussaufwärts. Von da an kam uns kein Mensch mehr entgegen. Aber wir machten in der „Waldwirtschaft“ - ein gehobenes Restaurant, Pause und das war auch gut so. Denn nach ca. 20 Minuten begann es dann doch stark zu regnen und so freuten wir uns im Trockenen bei Pfifferlingsrahmsuppe für Edith und grossen bunten Marktsalat für mich. Wir warteten den Regen ab und gingen dann weiter. Nach einer Weile kamen wir nach „Pullach“. Ein großes Schild an einer hohen Betonmauer mit Stacheldraht zog unserer Aufmerksamkeit an sich. Hier war der BND und fotografieren mit Androhung von 5000-,€ Strafe war verboten. Wir ließen das mal sein und gingen weiter durch den Ort. Es begann wieder etwas stärker zu regnen - aber immer noch im Rahmen des erträglichen und was der Regenschirm von Edith noch ertragen konnte. Mittlerweile war sie von dem Regenschirm sehr begeistert, weil „Alles“ an ihr trocken blieb. Eventuell wird sie wohl zukünftig nur noch mit Regenschirm wandern gehen.

    Da wir inzwischen oberhalb der „Isar“ waren, mussten wir kurz nach „Pullach“ einigen Stufen hinunter zum Fluss gehen. Dort gingen wir einige Kilometer entlang, bis wir eine Stunde vor unserem Ziel in den Wald einbogen. Dort begegneten uns zum ersten Mal wieder nach Stunden zwei Menschen. Das witzige: der Mann trug schwarz und eine Jacke wie ich. Die Frau hatte ein Regenschirm wie Edith. Wir lachten uns alle an und sagten fat zeitgleich, das wir die einzigen Menschen seit langer Zeit sind. Lustig in einem so stark bevölkerten Gebiet wie Bayern. Das letzte Stück vor „Schäftlarn“ ging immer wieder hoch und runter. Der Regen war dauerhaft mäßig da und wir mussten einige schlammige Stellen überwinden. Auch einen großen umgefallenen Baum mussten wir erklettern. Was ein rutschiges Erlebnis war.

    Wir überquerten eine Straße und gingen später an dieser rechts entlang. Nach einer Weile sahen wir das Kloster von „Schäftlarn“. Zuerst gingen wir zu unserer heutigen Unterkunft im Gasthof „Klosterstübl“. Uns empfing in der Gaststube eine Frau die stark bayrisch sprach. Ich verstand kein Wort. Wir tranken jeweils ein Bier und Edith musste immer übersetzten was die Frau gesagt hat. Danach gingen wir zum Zimmer. Leider konnten wir es um 17:00 Uhr noch nicht belegen, das die Reinigungsarbeiten gerade beendet und es noch feucht im Zimmer war. Also gingen wir erst ins Kloster und holten unsere Stempel ab. Im Kloster sahen wir dann die prachtvolle Ausstattung. Wir waren richtig ergriffen davon. Sah das gut aus. Nach ca. 30 Minuten gingen wir zurück ins Zimmer und es war - immer noch nicht ganz trocken. Egal. Edith duschte und ich auch. In der Gaststube aßen wir gemütlich und gingen danach in Zimmer. Kurz besprachen wir den Folgetag u d das es erneut „nur“ regnen wird. Mit dem heutigen Tag haben wir aber Glück gehabt und waren froh, dass wir uns getraut hatten den Weg zu Fuß zurück zu legen. Es gab unterwegs schöne Momente und gute Ausblicke. Klar, bei Sonnenschein und blauem Himmel sieht vieles toll aus. Aber wir waren auch so froh mit dem was wir gesehen und erlebt haben und auch stolz auf uns.
    Read more