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  • Day 9

    Santiago de Compostela-San Mamede A Pena

    September 5, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute wird ein ein wundervoller Tag. Das haben wir uns immer wieder gesagt, seit wir gestern Abend den Wetterbericht für heute engmaschig verfolgten. In der Nacht regnete es teils heftig und am Morgen waren Wellen von teils kräftigem Regen bis Nieselregen zu beobachten. Denn mehr machten wir anfangs nicht und beobachteten draußen das Wetter fertig angezogen und Rucksäcke gepackt neben uns und wir liegend auf dem Bett Richtung Fenster blickend.

    Es nutzte nichts, wir mussten los. Olaf überlegte ernsthaft entweder mit dem Bus oder Taxi zur nächsten Unterkunft zu fahren. Ließ sich von mir dann aber doch zum Aufbruch motivieren - zumal der Bus eh gerade weg war und nur zweimal am Tag fuhr.

    Wir gingen los und standen dann noch ca. 20 Minuten an der Eingangstür zu unserer Herberge. Es war eine Doppel-Tür die in der Mitte quer geteilt ist und nur der untere Bereich geschlossen war. Wir schauten wie zwei ängstliche Hengste aus diesem Tor, unschlüssig was wir tun sollten. Wir zogen unsere dünnen 1€ Ponchos an und gingen Richtung Kathedrale. Dort am Platz mussten wir uns wegen stärker werdenden Regen erneut unterstellen. Die Ponchos waren zu dünn. Dann zogen wir dort unsere „echten“ Ponchos über und damit fühlte es sich schon „besser“ an - auch für Olaf, der in ein Stimmungstief geriet und getröstet werden musste. Hier warteten wir knapp eine Stunde, da es derart stark zu regnen begann und es somit dumm war jetzt loszugehen.

    Der Regen ließ etwas nach und frisch motiviert mit aufmunternden Worten, gingen wir Stadtauswärts. Immer wieder kam eine Welle stärkeren Regens aber es ging irgendwie mit den „besseren“ Ponchos. Straße überquert, an einen kleinen Park vorbei und dann waren wir auch schon aus Santiago raus.

    Wir kamen zur einer kleine Steinbrücke, die über den „Rio Sarela“ führte. Durch den starken Regen, gab es entsprechend viel Wasser was unter der Brücke durch wollte. Wir gingen darüber und kurz darauf etwas bergauf und hatten von oben einen tollen aber verhangenen Blick auf das regnerische „Santiago“. Von hier an regnete es auch immer mal wieder stärker und mal schwächer. Wir gingen durch einen Eukalyptus-Wald und mussten immer wieder wegen starkem Regen stehen bleiben, damit wir nicht noch schneller in den Schuhen nass wurden. Aber es nutzte nichts. Nach einer Weile quietschte es in unseren Schuhe nur so von Nässe. Aber da mussten wir auch durch und auch weiter. Wenn es stark regnete, stellten wir uns dicht beieinander und lehnten die Köpfe aneinander. So standen wir Minuten regungslos in der Landschaft und warteten darauf, dass der Regen etwas nachließ. Das sah bestimmt irgendwie komisch aus - so ganz ohne eine Bewegung minutenlang dazustehen. Aber es war auch irgendwie schön. Gefrühstückt hatten wir auch noch nichts und wollten das auf dem Wege in einem Café nachholen. Nach zwei Stunden gehen im Regen, ließ dieser nach und wir erreichten das Café „Meson Alto do Vento“. Hier machten wir eine längere Pause und frühstückten wie immer mit Toast und Tomate, Kaffee und frischen Orangensaft. Das war wirklich gut und das Wetter wurde zunehmend besser und sogar sonnig.

    Die Stimmung stieg bei uns beiden und die Ponchos konnten wir dann zusammenfalten und in den Rucksack stopfen. So gingen wir gut gelaunt durch kleine Ortschaften und grüne Wälder, bis wir zur „Ponte Maceira“ kamen. Eine riesige Steinbrücke, die den „Rio Tambre“ überspannte. Das historische Ensemble des Ortes besteht aus den teils mittelalterlichen Gebäuden, einer alten Mühle und ihrem Wehr, einem modernen Gutshaus und der mittelalterlichen Brücke über den Tambre, auf die auch der Ortsname zurückgeht.

    Die Brücke wurde im 13. Jahrhundert über den Fundamenten einer römischen Brücke errichtet. Sie überspannt den Fluss mit fünf großen und zwei kleinen Bögen. Ihre Relevanz ergibt sich aus der Tatsache, dass sie mangels anderer, sicherer Übergänge obligatorischer Durchgangspunkt auf dem Weg von Santiago ans Meer, sowie für den verlängerten Jakobsweg nach Fisterra war.

    Nachdem dieser Camino a Fisterra in den 1990er Jahren wieder markiert wurde, ist die Brücke erneut fester Bestandteil der jakobäischen Route ans Meer.
    (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ponte_Maceira)

    Wir sahen uns in den Ruinen der Gebäude und der Gegend um. Es war einfach ein herrlicher Ort mit einer wunderschöner Aussicht. Unglaublich schön hier. Dann zogen wir weiter und das Wetter blieb stabil mit Sonne und Wind. Erneut durch kleine Orte, unter alten Brücken durch und Wälder mit stark moosbewachsenen Bäumen und Steinen zur rechten und linken Seite. Wunderschön.

    So erreichten wir den Ort „Negreira“, der nur durch hübschen kleinen mittelalterlich wirkenden Kern ansehnlich war. Der Rest war eher - unschön. In einem Supermarkt kauften wir (vegane) Empanadas und aßen diese in einem kleinen Park.

    Wieder frisch gestärkt und noch über die leckeren Empanadas philosophierend, gingen wir weiter und kamen an der „Igrexa de San Xulián de Negreira“. vorbei Einer alten Kirche hinter „Negreira“. Der Weg war ab hier wunderschön. Nicht nur das keine Menschen mehr unterwegs waren, sondern die Natur war atemberaubend schön. Wieder Bäume und Steine mit Moss bewachsen, Eukalyptus-Wälder, weite blühende Wiesen und der Ausblick auf die Berge der Umgebung - unglaublich schön. Mehrfach staunten wir und mussten stehen bleiben, um den Anblick in uns aufzusaugen.

    So langsam stellte sich eine gewisse Erschöpfung ein und wir erreichten gegen 18:00 Uhr unsere heutige Unterkunft in „A Peña“. Die Unterkunft war super. Es gab essen - auch vegetarisch - und am nächsten Morgen Frühstück. Was will man mehr. Glücklich und zufrieden, aber auch ein wenig erschöpft gingen wir auf das Zimmer.

    Wir haben in der Herberge das Pilgermenü bestellt und zwar vegetarisch. Gegen 19:30 Uhr gingen wir zum 50m entfernten Café, die mit der Herberge zusammenarbeiten. Wir trafen in dem Speiseraum auf so manche bekannte Gesichter. Da war der Portugiese mit seinem Sohn, der von „Santiago“ nach „Finesterre“ seine erste Pilgerreise unternahm. Die tolle Gisa aus Deutschland kannten wir auch schon von unterwegs. Dann zwei Belgier, noch ein Deutscher, zwei Italiener und zwei Frauen - wo wir nicht mehr wissen woher sie kamen. Als Vorspeise gab es Linsensuppe - mega lecker und für uns vegetarisch. Für die anderen mit Chorizo. Als Hauptgang gab es Makkaroni mit Tomatensoße überbacken, für die anderen mit Fleisch - mega lecker und zum Abschluss einen Zitronenkuchen - wieder mega lecker. Und natürlich Wein und Wasser so viel man möchte. Das alles für 10€. Der Hammer 🤩

    Wir quatschten alle in unserer Sprache durcheinander und verstanden uns doch irgendwie. Natürlich immer die drei Hauptfragen: Wo gestartet, wie lange und warum man auf den Jakobsweg geht. Nach dem Essen ein „Buen camino“ und gute Nacht. Es war ein wunderschöner geselliger Abend. Die Sozialphobie blieb draußen vor der Tür.

    Etappenlänge: 30km
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