Bis ans Ende der Welt

August - September 2022
Wir setzen unsere Wanderung fort, die wir im September 2020 begonnen haben. Damals wollten wir auf dem Jakobsweg von Porto an der Küste entlang bis nach Santiago de Compostela gehen. Read more
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  • Day 1

    Willkommen zurück in Valença

    August 28, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 28 °C

    Ein früher Flug ist anstrengend. Unser ging in 06:00 Uhr vom BER. Am Tag zuvor haben wir unsere Rucksäcke gepackt, gewogen und nachgedacht, was uns unterwegs wichtig ist und Wert mitgenommen zu werden. Pro Rucksack kamen wir auf ca. 4,8 kg. Gegen 02:00 Uhr wollten wir aufstehen und ehe wir so am Abend zur Ruhe kamen, war es auch schon spät geworden. Es war für uns beide ein unruhiger Schlaf und so standen wir vor dem Klingeln auf. Die Morgenroutine ist bei uns beiden eingespielt und so waren wir pünktlich fertig. Wir prüften die Fenster ob diese verschlossen waren, zogen die Stecker aus der Steckdose und überprüften den Kühlschrank, ob dieser auch richtig verschlossen war. Aus dem Kühlschrank nahm ich noch etwas vorbereitetes Gemüse und die eingepackte Tortilla. Dann gingen wir zur U-Bahn.

    Nachts sind schon recht merkwürdige Menschen unterwegs, stellten wir fest. In Rudow stiegen wir dann in den Bus zum Flughafen. Unterwegs chattete ich mit meiner Kollegin Annett, welche den selben Flug hatte und von Porto in Richtung Santiago de Compostela sich das erste mal auf den Jakobsweg begeben wollte.

    Im Flughafen war es um 03:50 Uhr schon gut gefüllt. Denn zeitgleich mit uns, sollten noch 7(!) andere Maschinen abheben. Ich habe mich gefragt, wie das gleichzeitig gehen soll. In der Sicherheitskontrolle angekommen, war das müde Personal erstaunlich freundlich. Mein Rucksack und Olaf sein kleiner Beutel, wurden beim Durchleuchten vom Computer als „verdächtig“ angesehen und separiert. Beide erhielten einen Abstrich von der Security und wurden manuell gescannt. Danach erhielten wir diese zurück und konnten weiter gehen. An einem Café holten wir frischen Kaffee und warteten auf meine Kollegin. Sie kam gut gelaunt - wie immer - aber etwas müde an. Olaf und sie machten sich bekannt und gemeinsam gingen wir nach dem kleinen Frühstück zum Gate A31. Auch hier problemlos und ohne jegliche Kontrolle des Personalausweises ins Flugzeug gestiegen. Es schien eine kleine Panne zu geben. Durch den verlängerten Einstieg, hat unser Flugzeug seinen „Timeslot“ verloren und starteten dadurch mit 40 Minuten Verspätung.

    Der Flug an sich war ruhig und trotz der Verspätung sind wir pünktlich in Porto angekommen. Dort war es kühler und sehr neblig. Wir gingen zur Metro und kämpften mit dem Fahrkartenautomaten. Nach 30 Minuten hatten wir dann endlich unsere Tickets und fuhren mit der Metro zur Station „Trindade“. Hier gingen wir zum Café „Nolas Kitchen“ und aßen etwas zum Frühstück und tranken leckeren Kaffee. Danach gingen wir in Richtung Kathedrale und wir drei holten uns dort den ersten Stempel für unseren Pilgerausweis. Nach ein paar Fotos verabschiedeten wir uns und meine Kollegin ging weiter. Heute bleibt sie noch in „Porto“ und geht morgen erst auf den Jakobsweg.

    Wir gingen noch etwas einkaufen und dann zum Bahnhof „São Bento“. Ein innen extrem schönes Bahnhofsgebäude mit den typischen bemalten Fliesen, den sogenannten Azulejos, ausgestattet. Auf den Bildern stellte Colaço unter anderem Infante D. Henrique bei der Eroberung Ceutas, die Heirat Joãos I. mit Filipa de Lencastre und die Vorstellung Egas Moniz’ vor dem König Afonso VII von Kastilien und Léon dar. Erste Züge fuhren bereits 1896 bis nach São Bento, das Gebäude selbst ging jedoch 1916 in Betrieb. Der Bahnhof befindet sich auf dem Gelände des früheren Klosters Mosteiro de São Bento de Avé-Maria, heute ist nur noch der Name des Klosters erhalten. Den Bahnhof selbst entwarf der Architekt José Marques da Silva, für die mit zahlreichen Azulejos gestaltete Vorhalle war der Maler Jorge Colaço verantwortlich. Unter dem Platz vor dem Bahnhofsgebäude liegt der von Siza Vieira 1999 entworfene U-Bahnhof São Bento.
    (Wikipedia https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Porto_S…)

    Mit dem Zug fuhren wir ca. 2 Stunden nördlich nach „Valença“. Immer wieder sind wir eingeschlafen, aber wenn wir wach waren, kamen die Erinnerungen von vor 2 Jahren zurück. 2020 wollten wir bereits den Weg von „Porto“ auf dem Jakobsweg nach „Santiago de Compostela“ gehen. Aber wegen Corona war damals die spanische Landesgrenze geschlossen und selbst wenn wir weiter gegangen wären, auch die Hotels und Herbergen hatten geschlossen. Wir kehrten damals um und gingen einen anderen Weg zurück nach „Porto“ und mit dem festen Versprechen, in ein paar Jahren zurück zukommen und unseren Weg fortzusetzen.

    In „Valença“ angekommen, gingen wir zur hiesigen Festung. Dort fand gerade ein mittelalterliches Fest stand und wir sahen uns dort ein wenig um und holten noch einen Stempel, bevor wir dann über die Brück nach Spanien in die Stadt „Tui“ gingen. Hier ging es zunächst etwas durch die Stadt am Parador „San Telmo“ vorbei und am Fluss „Rio Minho“ entlang, bevor wir dann wieder erneut in die Altstadt und zur heutigen Unterkunft „Ideas Peregrinas“ einbogen. Wir kamen an der Kathedrale vorbei, erstatteten ihr einen kleinen Besuch und holten und einen weiteren Stempel. Wir checkten ein und waren doch recht erschöpft.
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  • Day 2

    Von Tui nach O Porriño

    August 29, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 25 °C

    Unser Zimmer lag genau an einer belebten Straße mit vielen Bars und Restaurants. Entsprechend laut war abends die Kulisse, da die Spanier:innen gerne spät gesellig werden. Das störte uns nicht und mit Ohrstöpsel war es still in den Gehörgängen. Wir haben erstaunlich gut geschlafen. Das lag zum einen sicherlich an der Erschöpfung, aber hauptsächlich daran, dass wir uns in dem Zimmer im Pilgerhostel sehr wohl gefühlt haben und die Betten angenehm Hart waren.

    In der Herberge gab es auch ein Café mit veganem Frühstückaangebot und so frühstückten wir zuerst und überlegten, ob wir eventuell doch noch etwas aus dem dazugehörigen Shop gebrauchen könnten. Nein. Wir kauften nichts, denn wir müssen alles selber tragen. So gingen wir nach dem Frühstück zuerst noch einmal etwas durch den alten Kern von „Tui“, bevor wir dann den Ort auf dem Jakobsweg wieder verließen. Wir kamen an einem alten Convent, einem Brunnen und einigen alten Waschhäusern vorbei. Was uns auffiel, es waren viele Pilger:innen unterwegs. Manche „echte“ mit großen Rucksäcken und augenscheinlich auch schon länger unterwegs und andere, nur mit kleinen Taschen auf dem Rücken. Das waren Gruppen, die ihre Rucksäcke durch einen Gepäcktransport in die nächste Unterkunft bringen ließen. Es ist so, 100km vor „Santiago de Compostela“, muss der Weg begonnen werden und man benötigt jeden Tag mindestens 2 Stempel in dem Pilgerausweis, um am Ende die „Credencial“ (Pilgerurkunde) zu erhalten. Manche Arbeitgeber verlangen sogar danach oder es ist besser bei einer Bewerbung, eben solch eine Urkunde vorweisen zu können.

    Kurz hinter „Tui“ kamen wir an das Pilgerdenkmal „Senda da Pedra Santa“ an der alten römischen Brücke gelegen. Aus einem großen Stein wurde innen eine stilisierte Figur eines Pilgers gehauen. Wir gingen ein Stück über die alte Römerbrücke, um ein Gefühl für die damalige Zeit zu bekommen. Der Jakobsweg jedoch ging an der Brücke vorbei, den wir dann wieder folgten. Es ging durch dichte Wälder mit Kiefern und Eukalyptus-Bäumen. Es roch herrlich in diesem Wald. Hin und wieder erneut alte Steinbrücken über kleine Bäche und Moosbedeckte große Steinkreuze am Wegesrand. Wir kamen durch eine Ortschaft, welche aus insgesamt 3 Ansiedlungen bestand- „A Farrapa / A Fonte / A Madalena“. Am ersten Haus ein Café und hier holten wir unseren ersten heutigen Stempel. Weiter durch die Ansiedlungen wieder durch Wald. Dann teile sich der Jakobsweg. Die „alte Route“ führt später durch ein langweiliges Industriegebiet. Die alternative Route aber weiter durch den Wald. Letztere nahmen wir dann auch. Wir kamen durch „A Fernal“ und hier hatte ich die ersten Erinnerungen an den Weg, den ich vor 8 und 7 Jahren schon einmal gegangen bin. Damals regnete es so stark, dass ich mich mit meiner Pilgerfreundin und heute beste Freundin Edith unter Brücken und in Bushaltestellen Schutz suchten. In „Quintenla“ gab es einen Automaten mit Snacks und Getränken. Diese Automaten fanden wir dann später in anderen Unterstellen auch noch. Es gab also auch unterwegs die Möglichkeit, sich Getränke und was zum Essen zu kaufen.

    Leider gingen wir dann vor und nach „Centeáns“ viel an einer immerhin mäßig befahren Straße entlang. Immer wieder trafen wir auf die Pilger von heute morgen. Man sah sich halt immer wieder unterwegs - wenn man Pausen machte und überholt wurden. Dann überholt man eben die anderen, wenn die Pause machten. Ein lustiges Spiel wie ich finde.

    Wir näherten uns unserem heutigen Ziel „O Porriño“. Ein Ort, der mir nicht in Errichtung geblieben ist. Wir gingen zunächst an dem Fluss „Rio Luoro“ entlang, den uns den ganzen Weg über schon begleitet hat und durch die Ortschaft verlief. In der öffentlichen und sehr modern wirkenden Pilgerherberge holten wir uns den zweiten Stempel. Dann durch die immer lauter werdenden Straßen bis zum Restaurant „Paso a Nivel“. Hier sollten wir nach dem Schlüssel zu unserem Apartment fragen - was wir auch machten. Wir wurden sehr freundlich begrüßt und nach der Bestätigung das wir Gäste sind, machte man Fotos von unseren Personalausweisen. Die freundliche weibliche Bedienung ging mit uns ein Stück durch die Stadt, um uns zum Apartment zu begleiten. Sie achtete sehr darauf, dass wir alle zusammen über Zebrastreifen gingen und somit sicher in dem Apartment ankamen. An der Tür musste ein Code eingegeben werden, damit diese sich öffnet. Es war ein großes Apartment, wo viele Zimmer - ebenfalls mit elektrischen Türschloß - abgingen. Zimmer 3 war unseres mit eigenem Bad und leider zur Straße gelegen. Aber egal —> Ohrstöpsel. Sie verabschiedete sich und wir ruhten uns zunächst etwas aus.

    Nach unserer Pause, gingen wir etwas durch die Stadt und schnell wurde mir klar, warum sie bis auf eine kleine Kapelle nicht in Erinnerung geblieben ist. Die Stadt ist einfach unansehnlich. Zwar gibt es einen kleinen Kern als Einkaufsstraße mit dem Rathaus, aber ansonsten nichts bemerkenswertes Wir gingen in dem Restaurant, wo wir unser Zimmer gebucht haben, etwas essen und danach zu Lidl und kaufte was zum Frühstück. Dann gingen wir zu unserem mittlerweile sehr warmen Zimmer zurück.
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  • Day 3

    O Porriño - Redondela

    August 30, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    In Anbetracht der Wärme im Zimmer und dem nahen Verkehr, hätten wir wesentlich schlechter schlafen müssen. Aber dem war nicht so. Wir verabschiedeten uns von der Unterkunft und gingen nochmals durch die unansehnliche Stadt, im Glauben, dass sie am Morgen schöner ist. Dem war aber auch nicht so. In einem Café an der viel befahrenen und lauten Straße, nahmen wir ein doch recht gutes Frühstück zu uns. Leckeren Kaffee, frisch gepressten Orangensaft und Toast mit geriebenen Tomaten und Olivenöl drauf - das war richtig lecker. Gut gestärkt verließen wir „O Porriño“ wie wir es betreten haben - an der Straße entlang.

    Irgendwann ging der Weg dann von der Hauptstraße weg und verlief dann durch teils dicht besiedelte Gebiete. Ab und an gingen wir auch durch kleine Wäldchen. Leider nicht so viel wie gestern. Aber das hatte auch seinen Charme und ich wieder Erinnerungen. Mit Freude erkannte ich Orte, an den ich zum Beispiel Schuhe gefunden und auch getragen hatte. Denn damals waren meine Schuhe überhaupt nicht geeignet und ich war froh, ein paar Schuhe auf dem Weg gefunden zu haben. Dann weitere Momente der Erinnerung. Eine Bushaltestelle, wo Edith und ich wieder Schutz vor dem Regen fanden.

    Wir erreichten das weit zersiedelte „Mos“ mit einem kleinen, aber feinen „alten Kern“. Hier gab es die Herberge, wo ich bereits zweimal geschlafen habe. Einmal alleine und das andere mal mit Edith. In der Nacht schlabberte mir damals ein Labrador von zwei anderen Pilgern ins Gesicht- das war schön 😊. Aber es gab auch ein Restaurant, wo ich damals für mich die besten Pommes gegessen habe. Leider hatte damals mit Edith und auch heute, dieses Restaurant geschlossen. Wir gingen in einen kleinen Pilgershop und kauften zwei paar unterschiedliche Ohrringe mit dem Santiago-Kreuz. Natürlich auch gleich noch einen Stempel im Shop und in der Rezeption von der Herberge geholt. Damit hätten wir eigentlich unser Tagespensum an notwendigen Stempeln erreicht.

    Wir verließen „Mos“ und es blieb auch wie bereits zu Beginn so. Es wechselte sich Landschaft mit Urbanität ab. An einem Rastplatz mit einer neu erbauten kleinen Kapelle, machten wir unsere Rast und stellten erneut fest, wie viele Pilger:innen unterwegs sind. Hier ein Foto und da ein Foto. Das Wetter war heute sehr drückend und bewölkt. Was für Fotos nicht immer gut ist.

    Wir kamen dann an einer weiteren Erinnerung von mir vorbei - eine Bäckerei. Damals vor 8 Jahren war ich sehr früh schon unterwegs und bin gegen 05:30 Uhr einfach durch die offene Tür der Bäckerei gegangen. Warum? Weil es draußen schon so was von lecker gerochen hat, dass ich einfach nicht anders konnte. Natürlich war die Bäckerei noch nicht geöffnet und kleine Lieferwagen holten Brot für den Verkauf ab. Aber ich nutzte die Chance und hatte Glück. Mir wurde damals ein warmes frisches Baguette verkauft und das war sooo mega lecker.

    Wieder ein kleiner Anstieg und durch einen kleinen Wald. Plötzlich hörten wir schon von weiten Dudelsackmusik und wir begegneten einer Dudelsackspielerin. Wir erhielten von ihr einen weiteren Stempel und sie gab uns noch Tipps für den weiteren Weg. Dann kamen auch schon die teilweise recht steilen Abstiege auf der asphaltierten Straße. Das merkte man deutlich in den Knien. Weiter durch den Vorort von „Redondela“ und an der vielbefahrenen Strasse holten wir uns in einem kleinen Laden ein Wasser-Eis. Dann ging es an der Straße nach „Redondela“. Die Stadt ist recht bekannt, wegen zweier Eisenbahn-Viadukte, die hoch über der Stadt verlaufen. Das „Viadukt von Madrid“ ist eine der beiden Eisenbahnbrücken, die das Zentrum der Villapontevedresa de Redondela zusammen mit dem „Viadukt Pontevedra“ durchqueren. Es wurde am 30. Juni 1876 eingeweiht und war mehr als ein Jahrhundert lang auf der Bahnstrecke „Vigo-Ourense“ aktiv. Einer seiner Auftragnehmer versuchte Selbstmord, indem er sich von der Spitze der Brücke warf, weil die Verwaltung nicht für die Arbeit bezahlte. Der spanische Staat gewährte Galicien am 12. Mai 1863 ein eigenes Schienennetz. Erst dreizehn Jahre später, 1876, zirkulierte der erste Konvoi auf der Vigo-Ourense-Route. Die Topographie des Tals, in dem sich die Stadt Redondela befindet, machte es notwendig, ein Viadukt zu bauen, das die Entfernung vom Tal überbrücken würde. Die Brücken sind seit den 1970er Jahren nicht mehr in Gebrauch. Nachdem sich Rost und Farbstoffe von der Konstruktion lösten und nach unten fielen, wurden die Brücken von 2012-2014 restauriert und erhielten nach dem braunen, nun einen grünen Anstrich. Es gibt Überlegungen und wohl ich schon Pläne, diese Brücken für Fußgänger zugänglich zu machen. Das wäre eine echtes Highlight und würde mit Sicherheit eine Menge Touristen anziehen.

    Wir waren zu früh an der Unterkunft und nahmen deshalb in der kleinen Bar nebenan einen Kaffee zu uns. In der Unterkunft wurden wir von einer Frau begrüßt, die kein Englisch konnte und ihr Smartphone (und Google) als Übersetzer benutzte. Das war lustig. In Prinzip ist die Unterkunft eine Wohnung mit abgehenden Zimmern. Insgesamt 3 die vermietet wurden. Die Küche, das Wohnzimmer und das Bad werden gemeinschaftlich genutzt. Das Geld für die Unterkunft sollten wir am nächsten Morgen in die Schublade vom Nachtschrank legen.

    Wir ruhten uns zunächst etwas aus und gingen dann ein wenig spazieren. Vorher haben wir uns dazu schon eine Route am Ufer eines vermeintlichen Flusses ausgesucht und stellten vor Ort fest, dass dieser Weg auf Holzplanken direkt am Ufer entlang verlief und dass es gar kein Fluss ist, sondern ein langgezogener Fjord vom Atlantik aus. Mittlerweile war das Wetter wieder sonnig und nicht allzu warm. Später nahmen wir in einem Pakistanischen Imbiss Dürüm-Falafel und Salat mit Falafel zu uns. Nichts besonderes, aber es hat geschmeckt. Dann saßen wir noch eine ganze Weile in der Sonne am Ufer - das war schön.

    Länge der Etappe 17,3km. Mit Spaziergang vor Ort 26km
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  • Day 4

    Redondela - Pontevedra

    August 31, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 23 °C

    Nach dem Aufstehen aßen wir unser Müsli, wuschen das Geschirr ab und verließen die Wohnung. Die eine Wanderin hatte ihren Rucksack schon an der Tür abgestellt, damit der Transporteur ihn zum nächsten Ort bringt und auf dem Kärtchen stand „Pontevedra“ - nun ja, eventuell sehen wir sie ja wieder. Der Mann aus dem anderen Zimmer sprach kein Wort, grüßte nicht, pinkelte im Stehen und ließ den Klodeckel oben. Den wollten wir nicht wieder sehen.

    Heute wird ein guter Tag - das wussten wir. Zuerst verließen wir die Wohnung, wobei wir noch kurz die Vermieterin trafen. Dann gingen wir ein Stück zurück in die Stadt, um wieder auf dem Jakobsweg zu kommen. Dabei trafen wir erneut andere Wanderer oder Pilgerer. Auf dem Weg aus der Stadt heraus, kamen wir an einem alten zerfallenen galicischen Kornspeicher - Hórreo vorbei. Ein Hórreo ['oreo] (von latein.: horreum und mitunter auch „Hórrero“ geschrieben) ist ein traditioneller Speicherbau für Feldfrüchte (z. B. Mais), wie er vornehmlich in Nordportugal als espigueiro (von portugiesisch espiga = „Ähre“) und in den spanischen Regionen Asturien, Galicien, Kantabrien, Navarra und im Norden der Provinz León zu finden ist. In der Funktion entspricht er dem bayerisch-österreichischen Getreidekasten. Die kleineren Hórreos wurden meist von nur einer oder zwei Familien genutzt; die längeren Exemplare waren jedoch in der Regel dörfliche Gemeinschaftsspeicher. (Quelle: Wikipedia https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hórreo). Aber auch an dem Viadukt Pontevedra kamen wir vorbei, wo wir gestern Abend noch eine Zug haben darauf fahren gesehen - quer über die Stadt. Schon spektakulär

    Auf kaum befahrenen Asphaltstraßen gingen wir durch landschaftliches und urbanes Gebiet. Immer wieder vor und hinter uns Pilger-/Wanderscharen von bunten und Teil laut sprechenden Menschen. Das war uns etwas unangenehm und freuten uns immer, wenn wir den Abstand zu den anderen verringern konnten. Hin und wieder kamen wir auch an Straßenstände vorbei, wo entweder Obst oder Souvenirs vom Jakobsweg verkauft wurden. Es gab auch an diesen Ständen Stempel und so hatten wir schnell 500% der nötigen Tagesstempel zusammen 😂 und natürlich kauften wir auch kleine Pilger-Souvenirs ☺️.

    In der Albergue „A Filla do Mar“ bei „Arcade“, tranken wir einen Kaffee, Orangensaft und aßen Toast mit Tomate. Das war lecker. Dann ging es Richtung „Ponte Medieval de Pontesampaio“ weiter. Dabei handelt es sich um eine alte Steinbrücke. Diese bemerkenswerte Zehn-Bogen-Brücke, die die Gemeinden Pontevedra und Soutomaior verbindet, war der Ort, an dem die letzte Schlacht gegen Napoleons Armee in Galicien ausgetragen wurde. Es geschah während des Unabhängigkeitskrieges, am 7. und 8. Juni 1809, und dann wurde das VI. Korps der Grande Armée unter dem Kommando von Marschall Michel Ney, Herzog von Elchingen, dauerhaft besiegt und damit die französische Besatzung in Galicien beendet. Die Brücke mittelalterlichen Ursprungs gibt der Pfarrei Pontevedra Ponte Sampaio ihren Namen, die sich in der Mündung des Flusses Verdugo in dem Río de Vigo befindet. Der hier ausgetragenen Schlacht gingen der Aufstand in Vigo und die Vertreibung der einfallenden französischen Truppen unter der Führung von General Chalot voraus. (Quelle: https://turismoriasbaixas.com/en/recursopan1?co…)

    Schon auf dem Weg hin zu dieser Brücke, gab es herrlich Ausblicke in die große Bucht. Und wenn man genau am Ufer vor der Brücke steht, erscheint sie schon fast majestätisch. Über ihr fuhren auch noch Autos und das ging immer nur in eine Richtung. So dass sich dann jeweils an der anderen Seite ein paar Autos stauten. Dahinter ging es etwas bergauf durch das Örtchen und dann gleich wieder in einen Wald. Auch in dem Wald gab es Stände mit Verkäufern und bei einem haben wir uns Armbänder gekauft und dort eine Pause gemacht, weil es dort chillig war und der Verkäufer zwei süße Hunde hatte.

    Kurz darauf lichtete sich der Wald und wir kamen an eine Baustelle. Hier wird offenbar eine neue große Straße gebaut und dafür musste viel Wald gerodet und der Boden platt gemacht werden. Dahinter kamen wir in den Ort „Santa Marta“ mit einer kleinen Kapelle und Stempel darin. Die Pilger und Wanderer stauten sich in und vor dem kleinen Gebäude.

    Alsbald gab es erneut zwei Möglichkeiten auf dem Jakobsweg zu gehen und wir entschieden uns für die etwas längere, aber in einen grünen Tal verlaufende Alternative. Die kannte ich auch noch nicht, denn ich bin immer die Strassenvariante gegangen. Durch das Tal und an dem kleinen Bach entlang zu gehen war herrlich und wunderschön. Nach ca. 45 Minuten trafen wir wieder auf den Hauptweg und der Lautstärke der Straße. Wir näherten uns unserem heutigen Ziel „Pontevedra“. Wir kamen an der offiziellen Herberge vorbei, wo ich bereits zweimal genächtigt habe. Dort holten wir uns auch einen Stempel ab. Weiter in die Stadt hinein und es wurde richtig quirlig. Überall wuselten Menschen und Autos herum. Wir kamen an der Kirche „Igrexa da Virxe Peregrina“. Ein (große) Kapelle mit Buntglasfenstern und muschelförmigen Grundriss, die von Pilger:innen auf dem Jakobsweg besucht wird. Auch hier holten wir uns einen Stempel ab. Weiter durch die Altstadt zu unserer Unterkunft „Acolá Rooms“. Wir checkten ein und ruhten uns etwas aus. Dann gingen wir erneut in die Stadt, um uns die Sehenswürdigkeiten anzusehen.

    Zuerst zur Kirche „Iglesia de Santa María la Mayor Real Basílica de Santa María a Maior“, wo wir für 1€ pro Person den Turm besteigen konnten. Die älteren Damen beim Ticketverkauf freuten sich auf uns und waren sehr freundlich in ihrer Art. Oben gab es einen schönen Überblick über „Pontevedra“. Dann kurz um die Ecke, wo wir zu Abend essen wollten. Aber da war noch zu. Dann weiter wieder zurück zur „Muschelkirche“ und auch dort für 1€ nach oben bis unterhalb im Kuppeldach - leider nicht außerhalb darauf. Neben der „Muschelkirche“ war das „Convento e Igrexa de San Francisco“. Auch das sahen wir uns an und was sieht man in diesen Kirchen immer - viel Leid von Jesus und der anderen Heiligen. Das kann einen ganz schön schwermütig machen. Noch eben kurz die „Ruínas de San Domingos“ angeschaut. Nun wurde es aber Zeit und wir gingen zurück, wo wir zu Abend essen wollten. Ein veganes Restaurant. Es hatte geöffnet, aber es war leider alles ausgebucht. Dann eben Plan B. Wir in den Supermarkt, Brot, Oliven, Humus, Tomaten, Gaspazo und Bier gekauft. Im nahegelegenen Park aßen wir zu Abend. Meine Stimmung war mittlerweile nicht mehr so gut, weil wir keinen Platz im veganen Restaurant bekommen haben. Aber trotzdem war es ein schöner Tag gewesen und es werden noch weitere schöne Tage kommen.

    Tagesetappe: 22,5km mit Stadtrundgang 30km
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  • Day 5

    Pontevedra - Caldas de Reis

    September 1, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 22 °C

    Die Unterkunft war gut. Sie war modern ausgestattet und es gab am Morgen sogar Frühstück. Das bestand aus Kaffee (Kapseln), Kakao, Milch (wenn man das mag), Keksen, Saft, Butter und Marmelade. Wir hatten vor Vortag noch ein Brot vom Bäcker und vom Supermarkt Tomaten, Gurke, veganen Käse, Müsli und Haferdrink und Humus. Leider waren die Mitbewohner:innen (scheinbar aus Italien 🇮🇹 kommend), morgens wie auch abends nicht besonders leise. Da gibt es mit den Menschen in Spanien 🇪🇸 wohl eine gewisse Ähnlichkeit. „Rhabarber-Rhabarber“, so klang es für uns. Aber nach einer Weile waren sie auch weg und ließen ihre (großen) Rucksäcke bzw. Koffer!!! für den Transport zurück.

    Nach dem Frühstück stellten wir fest, dass es heute wohl ein bedeckter bis regnerischer Tag werden würde. Und so starteten wir mit unseren Flatter-Ponchos in leichtem Nieselregen. Mir ist schon klar, dass dieser leichte Nieselregen nicht tödlich ist. Aber Olaf schien viele „Tode“ durch das Wasser von oben zu sterben 🙄😂 Die Tage zuvor erzählte er mir, dass er eigentlich eine „Lichtgöttin“ sei und eine „helle Aura“ ausstrahlen“ könne, um „böse Menschen“ fern zu halten. Sie würden dann in seiner Nähe „Puff“ machen und zu Staub zerfallen. Bei Nieselregen funktionierte das offensichtlich nicht und auch nicht bei Menschen - wie ich persönlich feststellen konnte. Blieb es dann doch wohl eher bei der Vorstellung einer Gottheit anzugehören 😂.

    Also gingen die „Lichtgöttin“ und ich über die großen Brücke aus „Pontevedra“ heraus. Und das mit vielen anderen Pilger:innen. Irgendwie werden das von Tag zu Tag gefühlt mehr auf dem Weg, je näher wir „Santiago de Compostela“ kommen.

    In „San Caetano“ kamen wir an einer kleinen Kapelle vorbei. Sie stammt aus dem 17. Jh und hier gab es auch einen Pilgerstempel. Innen drinnen ganz hübsch anzusehen und am Tisch mit dem Pilgerstempel war eine Pilgerin, die ca. 40 Ausweise abstempelte. Die Eigentümer von den Pilgerausweisen waren garantiert nicht in der Kirche. Wir folgten den Weg, der zunächst weiter an einer Straße durch Ortschaften führte. Nach einer Weile wurde es ländlicher und es gab viel Natur zu sehen. Nur hin und wieder kamen eine paar leichte Tropfen von oben und so wurde es langsam zum Sport - sich ständig den Poncho an und wieder auszuziehen. Die „Lichtgöttin“ versuchte weiterhin erfolglos die Regentropfen abperlen zu lassen.

    Wir begegneten wirklich viele Pilger mit unterschiedlichen Kleidungen. Aber auch mitgeführte kleine Hunde mit pinkfarbenen Regenschutz. Insgesamt war jedoch die Stimmung unter den Pilger:innen gut. So trafen wir in „San Amaro“ - einem kleine Ort mit zwei Cafés- auf derart viele Pilger:innen, dass es schon unheimlich war. In der Bar „Meson de Pulpo“ holte ich schnell einen Stempel und dann nichts wie weg da.

    Dann näherten wir uns einen Abzweig, den uns auch die Frau mit dem Dudelsack vor zwei Tagen empfohlen hat. Es ging zum Naturschutzgebiet „Parque da Natureza da Ria de Barosa“ mit ein paar Wasserfällen. Dort holten wir uns erneut einen Stempel und nahmen eine kleine Mahlzeit zu uns. Dann ging es wieder zurück wo wir vom Jakobsweg abgebogen sind. Und weiter im Wechsel Regenponcho an und wieder aus. Die „Lichtgöttin“ stellte fest, dass ihre Aura kaputt war. Das hätte ich ihr auch gleich sagen können.

    Zwischendurch gingen wir durch Weinanbaugebiete und manchmal pflückte die „Lichtgöttin“ ein paar Trauben und grunzte von der Geschmacksexplosion in ihrem inneren. Unbeeindruckt ging ich weiter und erfreute mich an dem leichten Nieselregen.

    Ca. 5 km vor „Caldas de Reis“ machten wir in dem Restaurant „O Cuberto“ Pause und aßen Salat, eine Portion selbstgemachte Pommes und tranken ein Bier. Plötzlich tauchte der Hund der Familie von dem Restaurant auf. Ein gelber Labrador und er schien im Verhalten und aussehen wie unser geliebter „Spooky“ - der letztes Jahr verstorben ist. Ich hatte Pipi in den Augen und konnte ihn nicht mitnehmen. Ach man, war für ein Moment. Das war so schön.

    Eigentlich wollten wir in dem Restaurant uns nur den Stempel abholen, aber die Pommes und der Salat haben dann doch gelockt. Und die Portionen waren groß, so dass wir möglicherweise heute Abend nichts mehr essen müssen. Wir folgten dem Weg weiter bis nach „Caldas del Reis“ und suchten unsere Unterkunft für den heutigen Tag. Das Haus mit dem Apartment haben wir gefunden, aber an der Tür stand, wir sollen uns beim 4-Sterne Hotel „Pousada Rual“ melden. Das war ca. 50m entfernt. Gelesen und ab zum Hotel. Dort eingecheckt und wieder zurück zum Apartment. Wir waren überrascht wie schick das Zimmer war, mit direktem Blick auf die Kirche. Wir ruhten uns zunächst - wie immer - etwas aus, bevor wir in die Stadt gingen.

    Das Wetter klarte inzwischen auf und es war schön sonnig mit blauem Himmel. So wie es sich die Lichtgöttin gewünscht hatte. Wir gingen zunächst noch in die „Igrexa de San Tomé Becket“.

    Thomas Becket (London, 21. Dezember 1118 – Canterbury, 29. Dezember 1170), auch bekannt als Thomas Becket, Thomas von Canterbury, Thomas von Cantorbery, Thomas Canturiense oder Thomas von London, war ein englischer katholischer Adligen, Politiker und religiöser, Erzbischof von Canterbury zwischen 1162 und 1170. Er wurde nach einem Konflikt mit Enrique II zur Verteidigung der Interessen der englischen katholischen Kirche ermordet und gilt damit er als Märtyrer und von den katholischen und anglikanischen Kirchen als Heiliger verehrt, wobei er am 29. Dezember gefeiert wird. Sie wird mit einem Schwert dargestellt, einem Symbol für die Art und Weise, wie er starb, oder mit Elementen eines katholischen Bischofs.

    Danach gingen wir in den „Carballeira de Caldas de Reis“, ein schöner Park zum Erholen. Der Park befindet sich am Ufer des Flusses Umia, mitten im Zentrum von Caldas de Reis. Es handelt sich dabei um einen hundertjährigen botanischen Garten mit etwa sechzig Baum- und Straucharten aus den fünf Kontinenten. Der Park und Carballeira (Eichen), das zum Kulturgut erklärt wurde, besitzt unter seinen Exemplaren vier Bäume, die als Naturdenkmal gelten. Neben den mehr als 200 Eichen, die dem Raum seinen Namen geben, ist „Carballo“ die galizische Bezeichnung für die Eiche, wir finden auch zahlreiche andere Baumarten, von denen viele exotischen Ursprungs sind.

    Dann gingen wir danach noch zur „Ponte romana do río Bermaña“. Sie befindet sich im Zentrum von „Caldas“ und ist eine Steinbrücke römischen Ursprungs (62 v. Chr. - 409 n. Chr.), an der im Mittelalter (16. Jahrhundert) Umbauten vorgenommen wurden und der Fluss Bermaña überquert werden kann.

    Nach dieser Tour gingen wir zurück zum Apartment.

    Etappenlänge: 23km mit Stadttour 29km
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  • Day 6

    Caldas de Reis - Padrón

    September 2, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 23 °C

    Die Unterkunft war wunderbar und Olaf konnte von seinem Bett aus permanent auf den Kirchturm schauen - auch in der Nacht, weil dieser Beleuchtet war (wir vergessen mal kurz, dass wir alle Energie sparen müssen). Nach dem Aufstehen gingen wir zum dazugehörigen Hotel und gaben unsere Schlüsselkarte ab - natürlich wollte ich noch einen Stempel, weil es ein schönes Motiv war. Eben kurz um die Ecke und an der alten Römerbrücke Toast mit Tomate, Kaffee und Orangensaft zu uns genommen. Das Wetter war bedeckt, aber es sollte keinen Regen geben und sogar zum Nachmittag hin aufklaren. Mit diesen Informationen gingen wir los und zunächst raus aus dem Ort durch kleine ruhige und große laute Straßen. Wir unterquerten eine hohe Autobahnbrücke und schmiegten uns in den Pulk der Pilgerer und Wanderer ein. Wie eine Raupe schob sich die Menschenmassen durch die Gegend. Mal machten welche Pausen und wurden überholt, dann machten die Überholten Pause und wurden wieder von den anderen überholt. Das „Spiel“ zog sich die ganze Zeit durch und war mitunter sehr lustig, weil wir uns dann alle immer irgendwie nur zulächelten. Denn das weitläufige „!Hola“ und „!Buen camino“ hatte jeder schon mindestens einmal dem anderen gesagt. Wir trafen auch auf „alte Bekannte“ - so zum Beispiel die mit dem „Regenpocho-Pudel“. Diesmal trug er an jedem Pfötchen einen Schuh und sah sich immer noch ängstlich um.

    Wir gingen abwechselnd durch kleine Gassen, schmale Pfade in der Landschaft oder durch den Wald. Die „Igrexa de Santa Mariña de Carracedo“ ist eine Kirche, an deren Eingang zwei mächtige Palmen stehen. Sehr fotogen die alte Kirche und so machte wieder ein Teil von der „Raupe“ eine Pause zum Fotografieren. Wir gingen nach einem kurzen Stop weiter, überquerten im Verlauf eine Bundesstraße und später erneut die Autobahn - wir nähern uns eben „Santiago“. Kurz vor einem größeren Waldstück, gab es für die mit „kleinem Rucksack“ aus einem Van heraus eine Mahlzeit. Die „Traube“ um den Van herum zappelte und gackerte in rhythmischen Zügen. Dann stoben einige Ausreißer daraus hervor und marschierten energiegeladen weiter - natürlich mit viel „Rhabarber“ in den Wortlauten. Das war lustig.

    In dem Wald sollte es eigentlich eine eine Stelle geben, wo manchmal Polizisten patrouillierten und aus ihrem Auto heraus auch Stempel verteilten. Leider waren sie heute nicht vor Ort - Schade. In „San Miguel“ mit der gleichnamigen Kirche, gab es gleich zwei große Cafés für die erschöpften „Klein-Rucksäckler“. Manche massierten sich gegenseitig ihre Waden, andere telefonierten laut. Überhaupt ist das telefonieren oder besser das Video-telefonieren beim Pilgern sehr beliebt. So können wichtige Personen auch zeitgleich mit dabei sein und ganz viel „Rhabarber“ reden. In einem einfachen Kaffee kauften wir uns ein Stück frisches Brot, was wir unterwegs gegessen haben und natürlich wieder die überholten, die uns zuvor - als wir in dem Café waren - ebenfalls überholt hatten. Habe ich schon erwähnt das es lustig ist?

    Wir kamen unserem heutigen Ziel „Padrón“ immer näher. Wenn wir angekommen waren, wollten wir danach noch eine kleine Tour in der Umgebung machen und zum Kloster „Herbón“ gehen. Unterwegs entschieden wir uns aber, an einer Stelle abzuzweigen und gleich zu dem Kloster zu gehen. Zeit hatten wir genug und so können wir den Besuch des Klosters in einem Zug auf dem Weg erledigen.

    Dann kam der Moment und die Abzweigung. Das war eine Wohltat. Keine Pilger vor uns und keine Pilger hinter uns. Einfach nur herrlich. Wir könnten sogar die Vögel in den Wäldern hören. So gingen wir auf einer kleinen asphaltierten Straße entlang und hielten immer wieder einen Blick in den Himmel. Denn eine Zeit lang schien bereits die Sonne und jetzt waren aber dichte, graue Wolken waren im Anmarsch. Die Lichtgöttin neben mir verdunkelte zusehends und wurde nervös. Wusste sie doch zugut, dass ihre Aura keinen Regen abhalten konnte und dieser sich wie Säure auf ihrer zarten Haut anfühlte. Oh was muss ich nur ertragen 😊

    Es kam eine Brücke über einen Fluss mit kleinen Wasserfällen - schön war es anzusehen. Dahinter kam gleich das Kloster „Herbón“ mit der dazugehörigen Herberge. Bei meinem ersten Besuch in der Gegend vor 8 Jahren, hätte ich hier beinahe geschlafen. Die Herberge wird als Sauber, das Personal als freundlich beschrieben. Die Unterkunft beruht auf Spenden, es gibt ein (kostenloses) Abendbrot und Frühstück. Wir jedoch wollten uns nur das Kloster ansehen und einen Stempel abholen. Wir mussten jedoch 40 Minuten warten, da die Herberge erst gegen 14:00 Uhr öffnete und wir nur dann den Stempel bekamen. Kurz vor 14:00 Uhr kam ein (sehr) alter Mann aus dem Kloster und fragte die Wartenden (Siehe Herberge) woher sie kommen. Dann erhielten sie einen Zettel mit einen Spruch in ihrer Sprache. Uns gab er auch einen und fragte, ob wir frische Äpfel aus dem Klostergarten möchten. Wir sagten ja und da die Lichtgöttin erschöpft ihre Aura pflegte, ging ich mit dem (sehr) alten Mann in den Klostergarten. Dort konnte ich mir Äpfel nehme und er pflückte mir zwei Stauden reifer roter Weintrauben. Dann verabschiedeten wir uns, ein schöner Moment war das. Inzwischen kam noch ein kurzer aber kräftiger Regenschauer und ich holte - da Lichtgöttin noch beim Pflegen war und vor dem Regen Schutz suchte - dann die Stempel ab und siehe da, ihre göttliche Schönheit ähm Hoheit war bereit zu gehen.

    Wir gingen bis zum Abzweig den selben Weg zurück und das diesmal wieder bei sonnigem Wetter. Viele Pilger oder Wanderer kamen uns nicht mehr entgegen. Die Raupe muss wohl schon am Ziel angekommen sein. Etwas unwohl war uns schon. Denn von unserer heutigen Unterkunft haben wir nichts gutes im Internet gelesen. Aber wir wurden freundlich empfangen, das Zimmer war ok und sauber und wir froh.

    Nach einer kurzen Pause, gingen wir zu. Sightseeing in die Stadt. Wir sahen uns den Stein an, an dem das „Steinschiff“ vom heiligen Jakob angelegt hatte. Der Original-Anlegestein, war in der nahen Kirche „Iglesia de Santiago Apóstol de Padrón“ zu bewundern, während ein Replik davon an der Originalstelle (am Ufer) stand. Dann gingen wir zum Brunnen der „heiligen Carmen“ und stiegen die Stufen zur „Ermida do Santiaguiño do Monte“ hinauf. Dann wieder runter und auf dem Vorplatz vom „Convento del Carmen“ hinauf und auf die Stadt geschaut. Danach gingen wir etwas durch die Straßen und frischten meine Erinnerungen auf. In einem Café aßen wir dann (endlich) die „Pimientos de Padrón“ in Padrón und gingen danach in Supermarkt etwas einkaufen, was wir dann an der Uferpromenade zu uns nahmen. Auf einer großen Bühne am Haupt-Platz, probten Musiker - wahrscheinlich für morgen - das klang alles sehr gut und sehr Galizisch. Dann gingen wir zu. Apartment.

    Legende (eine von vielen)

    Nach dem Tod des Apostels Jakobus dem Älteren, nachdem der Kaiser es abgelehnt hatte, Jakobus zu begraben, beschlossen zwei seiner Anhänger, mit seinem Körper zu fliehen. Der Legende des Apostels Jakobus zufolge wurden seine sterblichen Überreste in einem Boot ohne Ruder und ohne Segel transportiert. Sie wurden ausschließlich von den Plänen des heiligen Apostels geleitet.

    In Begleitung seiner treuen Anhänger fuhr das Boot um die iberische Halbinsel herum. Sie erreichten die nordwestliche Küste und setzten ihren Weg auf dem Fluss Ulla fort, bis sie schließlich in Padrón (Galicien) ankamen. Von dort gingen sie nach Santiago de Compostela weiter.
    (Quelle: https://santiagoways.com/de/apostels-jakobus-de…)

    Etappenlänge: 25km mit Spaziergang 32km
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  • Day 7

    Padrón - Santiago de Compostela

    September 3, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Obwohl wir im Vorfeld viel „schlechtes“ über unser Zimmer im „Hostal Flavia“ gelesen haben, war die Ausstattung durchaus gut und auch sauber - gerade bei letzterem gab es die meisten Beschwerden. Aufstehen und losgehen. Am Abend zuvor hatten wir schon eine mögliche Frühstücksquelle ausgemacht. Ein Café an dem Brunnen der heiligen Carmen. Es war sehr frisch und wir beide mussten eine Jacke überziehen, trotzdem saßen wir bei Frühstück draußen. Ich bestellte im Café wir immer den Toast mit Tomaten, frischen Orangensaft und Kaffee americano.

    Gut gestärkt gingen wir über die Steinbrücke an der Kirche vorbei, wo der „heilige Pfosten“ aufbewahrt wird. Der ist deswegen heilig, weil daran das Steinboot mit dem toten Apostel Jakobus angelegt hatte und seine Jünger den Leichnam nach „Santiago de Compostela“ brachten. Der Beiname „Compostela“ bedeutet „Sternenfeld“. Denn an der Stelle, wo vor vielen hundert Jahren die Sterne fielen, entdeckte man das Grab vom Apostel Jakobus. Zunächst noch etwas durch den alten Kern von „Padrón“ und der ist wirklich sehr sehr klein. Dann eine Mischung aus graue Vorstadt und Industrie - herrlich. Aber es gab auch schöne Momente. Schöne Häuser und schöne Gärten. Anfangs dachten wir, „… ach wie schön, kaum Pilger unterwegs…“ - wurden aber nach einer Weiler des besseren belehrt und waren auf einmal Teil der“Pilgerraupe“, die sich erneut durch die Landschaft wälzte.

    In der Ferne schob sich der Nebel über die Berge, was ein gigantischer Anblick war. Bunte Blumen und Sträucher säumten den Weg und auch alte Waschhäuser - teils restauriert - konnten bewundert werden. Dann kamen wir nach „A Escravitude“ und vor der imposanten Kirche, gab es einen Stand mit Churros und auch noch mit Schokolade überzogen. WAHNSINN! Wir kauften welche und aßen zumindest einen Teil von ihnen im Schatten der Kirche. Reingehen konnten wir noch nicht, weil gerade ein Gottesdienst statt fand. Kurze Zeit später und einige Churros weniger, gingen wir in das Innere der Kirche. Hier holten wir uns auch einen Stempel ab und trafen erneut auf den Pudel - ohne Schuhe und Regenpocho. Danach gingen wieder zum Weg zurück.

    Ab da wurde er zunächst (noch) ländlicher und später sogar Natur pur. Dann gingen wir durch sehr kleinen Dörfer mit kleinen Gassen - das hat uns gefallen. Und immer wieder waren diese typischen Kornspeicher zu sehen. In „Ames“ hielten wir für eine Pause an der „Capella Magdalena“ und aßen die letzten Churros. Unnötig zu erwähnen, dass weiterhin viele Pilger unterwegs waren. Aber am meisten haben uns die Fahrradpilger geärgert. Manche fuhren sehr schnell auf den teilweise engen Wegen und klingelten penetrant und einige waren gar mit e-Bikes unterwegs. Das geht (eigentlich) gar nicht. Auf dem Jakobsweg ist eigene Muskelkraft gefragt und die Fahrradfahrer sind eh bei den Pilgern nicht beliebt.

    So langsam näherten wir uns „Santiago de Compostela“, was man am Einzugsgebiet merkte und es zunehmend urbaner wurde. Hier zerflossen die Pilgerströme, trafen aber später wieder erneut zusammen - vor der mächtigen Kathedrale von „Santiago de Compostela“. Die erreichten wir nur schwer, da sich durch die alten Straßen Massen an Menschen schoben. Das war eine Überflutung der Reize. Erst recht, als wir auf dem Platz vor der Kathedrale ankamen. Dort setzten wir uns auf dem Boden und genossen den Moment und die Atmosphäre. Unglaublich was da einen für Gefühle und Gedanken in einem Moment durchströmen. Viele Menschen die sich umarmten, die lachten, die weinten, die tanzten oder einfach nur da standen. Wir sind angekommen und haben es geschafft. Für mich war es das 6. mal, aber für Olaf das erst mal und er war ergriffen.

    Nach einer guten Stunde gingen wir dann zur Registrierung für Pilger, um dort unsere „Credencial“ (Pilgerurkunde) abzuholen. Hier waren bereits viele Menschen und wollten ebenfalls die wichtige Urkunde abholen. Dafür das wir 2022 ein heiliges Jahr haben, waren nach meiner Meinung zu wenig Menschen da. Nicht falsch verstehen, die Stadt war voller Menschen. Aber in „heiligen Jahren“ habe ich am Pilgerbüro andere Szenen erlebt. Nachdem wir uns online registriert und eine Nummer bekommen haben, reihten wir uns in die Schlange der Wartenden ein. Geschafft und nun zu unserer Unterkunft. Dort checkten wir ein und machten dann einen Stadtrundgang. Natürlich stand die Kathedrale an oberster Stelle. Dieses imposante Gebäude ist von 2014 -2020 restauriert worden und entsprechend gut aussehend. Wir gingen sogar unter den Altar, wo sich die Gebeine vom Apostel Jakobus in einer silbernen Truhe befinden sollen. Dann noch in den Shop und in die anderen angrenzenden Geschäfte der Stadt. Natürlich kauften wir wieder viele viele Dinge ein. Dann aßen wir in einer Straße Pizza - die war wirklich lecker und gingen danach zurück in unsere Unterkunft. Für morgen haben wir um 14:00 Uhr noch ein Ticket für die Turmbesteigung der Kathedrale gebucht.

    Etappenlänge: 26km mit Stadtrundgang 34 km
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  • Day 8

    Über den Dächern von Santiago

    September 4, 2022 in Spain ⋅ ☁️ 20 °C

    Boah war das Café neben uns lange geöffnet. Bis ca. 03:00 Uhr schepperte Rockmusik und laute Menschen in der Gasse. Das wussten wir jedoch schon vorher und waren mit einer Geheimwaffe gewappnet - Ohrstöpsel. Die auf Wanderungen unentbehrlichen kleinen Dinger, sind für mich die beste Erfindung und bei jeder Reise dabei.

    Das Wetter soll die Tage etwas abkühlen bei 20 Grad und auch Regen soll möglich sein. Aufgestanden sind wir eigentlich so wie immer und suchten uns in den Gassen ein Café, wo wir wieder Toast mit Tomate bekommen. Schnell wurden wir fündig und stellten fest, dass relativ wenig Menschen am Sonntagmorgen unterwegs sind. Auch Pilger kamen nur vereinzelt an uns vorbei, obwohl wir in der Gasse frühstückten, wo die Pilger:innen vom Camino frances in Santiago ankamen. Nach dem Frühstück sind wir noch in einige Shops gegangen und haben wieder etwas gekauft. Okay - wir werden das alles die kommenden Tage auch tragen müssen. Das ist uns bewusst.

    Nach der Shoppingtour gingen wir zum Zimmer zurück, um die gekauften Dinge dort zu lassen. Und hier wurde unserer Zimmer gerade gereinigt und die Betten gemacht. So viel Umstände wollten wir gar nicht. Das war uns etwas unangenehm. Denn wir wollten gegen 11:00 Uhr zur Kathedrale, um dort an der Pilgermesse teilzunehmen. Erfahrungsgemäß ist die immer sehr voll und wir wussten nicht, ob es ein Personen-Limit gab. So gingen wir durch das seitliche Portal der Kathedrale, welches nur in heiligen Jahren geöffnet ist und automatisch die Eintretenden von allen ihren Sünden befreit. In der Kathedrale fühlten wir uns irgendwie leichter - komisch.

    Nicht nur außen, sondern auch innen war die Kathedrale restauriert worden und strahlte in prächtigen - nicht aufdringlichen Farben und auch die Moderne hielt Einzug. So wurden manche Lichtbögen sehr gut Illuminiert. Die Fenster wurden entweder mal geputzt oder wurden ersetzt - ich tippe auf letzteres. Alles war blitzeblank und der Altar funkelte hauptsächlich in Silber und auch in Gold. Das alles haben wir gestern schon gesehen, beeindruckte uns heute aber wieder. Wir setzten uns, in der Hoffnung im Seitenflügel, den vorbeischwingenden „Botafumeiro“ besser sehen zu können. Der Botafumeiro (aus dem Galicischen bedeutet soviel wie „Feuerkessel“) ist ein etwa 1,60 m großes und 54 kg schweres Weihrauchfass (lat. Thuribulum) und gehört zu den Hauptattraktionen der Kathedrale von Santiago de Compostela. Er hängt an einem etwa 66 m langen Seil und wird zu besonderen Anlässen von acht Männern in Bewegung gesetzt und bis hoch unter die Decke geschwungen. Der Botafumeiro gehört zu den größten seiner Art.

    Etwas zur Geschichte:

    Im Jahre 1554 wurde vermutlich von König Ludwig XI. ein Weihrauchfass gestiftet, das während des Spanischen Unabhängigkeitskriegs 1809 von napoleonischen Truppen geraubt wurde. Bei der Verwendung des Botafumeiro kam es mehrfach zu Unfällen – 1499 stürzte ein Botafumeiro durch die Fenster der Südseite auf die Plaza de las Praterías, auch 1622, 1925 und 1937 kam es zu Unfällen.

    Der Botafumeiro hängt an einem 66 m langen Seil. Am Ende des Hochamtes von acht Männern in Schwung gesetzt, schwingt er mit ca. 65 km/h durch das Querschiff. Am Tiefpunkt der Kreisbahn berührt er beinahe den Boden. Um dem Weihrauchfass nach und nach die notwendige Energie zu geben, verkürzen die Männer das Seil durch Ziehen beim Durchgang durch den Tiefpunkt etwas nach oben, und lassen es bei der maximalen Auslenkung an den Wendepunkten wieder um die gleiche Strecke los, wodurch die tatsächliche Bewegung von einer Kreisbahn geringfügig abweicht und zu einer Ellipsenflanke wird.

    Da bei der Benutzung des Botafumeiro Kosten entstehen, wird er nicht bei jeder Messe gebraucht, sondern lediglich zu besonderen Anlässen sowie gegen Kostenübernahme durch Sponsoren oder Einzelpersonen.
    (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Botafumeiro)

    Leider kam der Botafumeiro bei dieser Messe jedoch nicht zum Einsatz.

    Besonders hervorheben möchten wir, dass, obwohl wir nicht kirchlich sind, sehr ergriffen waren und erst recht, als der Gesang begann. Das wurde so schön durch einen Mann gesungen, dass auch hier einem wieder die Tränen in den Augen standen. Es wurde in vier Sprachen gesprochen. Hauptsprache spanisch, dann englisch, deutsch und französisch.

    Nach der Messe gingen wir kurz ins Zimmer zurück, um mit unseren Regenponchos bei der heutigen Turmbesichtigung gewappnet zu sein. Wir gingen zum Eingang links vom Hauptportal der Kathedrale. Dort wurden wir zu einer Gruppe hinzugefügt, erhielten Audiogeräte - leider nur spanisch und etwas Englisch - für die simultane Übertragung der Worte durch unsere sehr sympathische Führerin. Wir gingen durch einige Räume und nach einigen Treppen standen wir plötzlich auf dem Dach der Kathedrale von Santiago de Compostela. Unglaublich. Damit haben wir nicht gerechnet. Die Führung ging quer über das gesamte Dach der Kathedrale und überall konnte man hingehen. Schon von hier hatte man einen tollen Ausblick auf die Stadt. Aber als wir dann noch den Turm bestiegen (linker Turm der Kathedrale) und dann auf den Platz und die ankommenden Pilger:innen schauten, war das schon ein sehr besonderer Moment. Das habe ich auch hier noch nicht erlebt und mein liebster Schatz war dabei (und die Lichtkönigin auch 😊)

    Dann war die Führung beendet und wir konnten noch den zweiten Teil in dem anderen Museum rechts von der Kathedrale besuchen. Auch hier konnten wir auf die Balustrade nach draußen gehen und auf den großen Vorplatz der Kathedrale schauen und wieder kamen laut jubelnde Pilger:innen an. Nach dem Museumsbesuch gingen wir zu einer kleinen Bäckerei, weil wir dort Spinattaschen kaufen und im nahegelegenen Park essen wollten. Leider gab es diese nicht und wir mussten eine halbe Stunde überbrücken, bis wieder Spinattaschen gebacken waren. Also gingen wir in den Park aus dem 16. Jh. und zur rechten Zeit wieder zur Bäckerei. Die Verkäuferin musste schon lachen, als sie uns dann wieder in der Tür sah. Sie packte die frisch gebackene Spinattaschen, die noch auf dem Blech auskühlten, ein und meinte, dass wir vorsichtig sein sollten - sie sind noch heiß. Dann gingen wir zum großen Platz vor der Kathedrale und aßen genüsslich und vorsichtig die leckeren Spinattaschen. Dabei beobachten wir das Treiben und das Ankommen anderer Pilger:innen.

    Jetzt war erst einmal Pause angedacht und wir gingen zu unserem Zimmer zurück. Am Abend verspürten wir dann doch noch ein wenig Hunger und wollten in ein nahegelegenes Restaurant (vegan) gehen. Leider war dies schon voll und so gingen wir dann zu dem „Italiener“ von gestern Abend. Noch ein kurzer Besuch auf dem Platz vor der Kathedrale und dann wieder zurück in unser Zimmer. Denn wir mussten noch unsere Rucksäcke für morgen packen.

    Stadtrundgang: 15km
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  • Day 9

    Santiago de Compostela-San Mamede A Pena

    September 5, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute wird ein ein wundervoller Tag. Das haben wir uns immer wieder gesagt, seit wir gestern Abend den Wetterbericht für heute engmaschig verfolgten. In der Nacht regnete es teils heftig und am Morgen waren Wellen von teils kräftigem Regen bis Nieselregen zu beobachten. Denn mehr machten wir anfangs nicht und beobachteten draußen das Wetter fertig angezogen und Rucksäcke gepackt neben uns und wir liegend auf dem Bett Richtung Fenster blickend.

    Es nutzte nichts, wir mussten los. Olaf überlegte ernsthaft entweder mit dem Bus oder Taxi zur nächsten Unterkunft zu fahren. Ließ sich von mir dann aber doch zum Aufbruch motivieren - zumal der Bus eh gerade weg war und nur zweimal am Tag fuhr.

    Wir gingen los und standen dann noch ca. 20 Minuten an der Eingangstür zu unserer Herberge. Es war eine Doppel-Tür die in der Mitte quer geteilt ist und nur der untere Bereich geschlossen war. Wir schauten wie zwei ängstliche Hengste aus diesem Tor, unschlüssig was wir tun sollten. Wir zogen unsere dünnen 1€ Ponchos an und gingen Richtung Kathedrale. Dort am Platz mussten wir uns wegen stärker werdenden Regen erneut unterstellen. Die Ponchos waren zu dünn. Dann zogen wir dort unsere „echten“ Ponchos über und damit fühlte es sich schon „besser“ an - auch für Olaf, der in ein Stimmungstief geriet und getröstet werden musste. Hier warteten wir knapp eine Stunde, da es derart stark zu regnen begann und es somit dumm war jetzt loszugehen.

    Der Regen ließ etwas nach und frisch motiviert mit aufmunternden Worten, gingen wir Stadtauswärts. Immer wieder kam eine Welle stärkeren Regens aber es ging irgendwie mit den „besseren“ Ponchos. Straße überquert, an einen kleinen Park vorbei und dann waren wir auch schon aus Santiago raus.

    Wir kamen zur einer kleine Steinbrücke, die über den „Rio Sarela“ führte. Durch den starken Regen, gab es entsprechend viel Wasser was unter der Brücke durch wollte. Wir gingen darüber und kurz darauf etwas bergauf und hatten von oben einen tollen aber verhangenen Blick auf das regnerische „Santiago“. Von hier an regnete es auch immer mal wieder stärker und mal schwächer. Wir gingen durch einen Eukalyptus-Wald und mussten immer wieder wegen starkem Regen stehen bleiben, damit wir nicht noch schneller in den Schuhen nass wurden. Aber es nutzte nichts. Nach einer Weile quietschte es in unseren Schuhe nur so von Nässe. Aber da mussten wir auch durch und auch weiter. Wenn es stark regnete, stellten wir uns dicht beieinander und lehnten die Köpfe aneinander. So standen wir Minuten regungslos in der Landschaft und warteten darauf, dass der Regen etwas nachließ. Das sah bestimmt irgendwie komisch aus - so ganz ohne eine Bewegung minutenlang dazustehen. Aber es war auch irgendwie schön. Gefrühstückt hatten wir auch noch nichts und wollten das auf dem Wege in einem Café nachholen. Nach zwei Stunden gehen im Regen, ließ dieser nach und wir erreichten das Café „Meson Alto do Vento“. Hier machten wir eine längere Pause und frühstückten wie immer mit Toast und Tomate, Kaffee und frischen Orangensaft. Das war wirklich gut und das Wetter wurde zunehmend besser und sogar sonnig.

    Die Stimmung stieg bei uns beiden und die Ponchos konnten wir dann zusammenfalten und in den Rucksack stopfen. So gingen wir gut gelaunt durch kleine Ortschaften und grüne Wälder, bis wir zur „Ponte Maceira“ kamen. Eine riesige Steinbrücke, die den „Rio Tambre“ überspannte. Das historische Ensemble des Ortes besteht aus den teils mittelalterlichen Gebäuden, einer alten Mühle und ihrem Wehr, einem modernen Gutshaus und der mittelalterlichen Brücke über den Tambre, auf die auch der Ortsname zurückgeht.

    Die Brücke wurde im 13. Jahrhundert über den Fundamenten einer römischen Brücke errichtet. Sie überspannt den Fluss mit fünf großen und zwei kleinen Bögen. Ihre Relevanz ergibt sich aus der Tatsache, dass sie mangels anderer, sicherer Übergänge obligatorischer Durchgangspunkt auf dem Weg von Santiago ans Meer, sowie für den verlängerten Jakobsweg nach Fisterra war.

    Nachdem dieser Camino a Fisterra in den 1990er Jahren wieder markiert wurde, ist die Brücke erneut fester Bestandteil der jakobäischen Route ans Meer.
    (Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Ponte_Maceira)

    Wir sahen uns in den Ruinen der Gebäude und der Gegend um. Es war einfach ein herrlicher Ort mit einer wunderschöner Aussicht. Unglaublich schön hier. Dann zogen wir weiter und das Wetter blieb stabil mit Sonne und Wind. Erneut durch kleine Orte, unter alten Brücken durch und Wälder mit stark moosbewachsenen Bäumen und Steinen zur rechten und linken Seite. Wunderschön.

    So erreichten wir den Ort „Negreira“, der nur durch hübschen kleinen mittelalterlich wirkenden Kern ansehnlich war. Der Rest war eher - unschön. In einem Supermarkt kauften wir (vegane) Empanadas und aßen diese in einem kleinen Park.

    Wieder frisch gestärkt und noch über die leckeren Empanadas philosophierend, gingen wir weiter und kamen an der „Igrexa de San Xulián de Negreira“. vorbei Einer alten Kirche hinter „Negreira“. Der Weg war ab hier wunderschön. Nicht nur das keine Menschen mehr unterwegs waren, sondern die Natur war atemberaubend schön. Wieder Bäume und Steine mit Moss bewachsen, Eukalyptus-Wälder, weite blühende Wiesen und der Ausblick auf die Berge der Umgebung - unglaublich schön. Mehrfach staunten wir und mussten stehen bleiben, um den Anblick in uns aufzusaugen.

    So langsam stellte sich eine gewisse Erschöpfung ein und wir erreichten gegen 18:00 Uhr unsere heutige Unterkunft in „A Peña“. Die Unterkunft war super. Es gab essen - auch vegetarisch - und am nächsten Morgen Frühstück. Was will man mehr. Glücklich und zufrieden, aber auch ein wenig erschöpft gingen wir auf das Zimmer.

    Wir haben in der Herberge das Pilgermenü bestellt und zwar vegetarisch. Gegen 19:30 Uhr gingen wir zum 50m entfernten Café, die mit der Herberge zusammenarbeiten. Wir trafen in dem Speiseraum auf so manche bekannte Gesichter. Da war der Portugiese mit seinem Sohn, der von „Santiago“ nach „Finesterre“ seine erste Pilgerreise unternahm. Die tolle Gisa aus Deutschland kannten wir auch schon von unterwegs. Dann zwei Belgier, noch ein Deutscher, zwei Italiener und zwei Frauen - wo wir nicht mehr wissen woher sie kamen. Als Vorspeise gab es Linsensuppe - mega lecker und für uns vegetarisch. Für die anderen mit Chorizo. Als Hauptgang gab es Makkaroni mit Tomatensoße überbacken, für die anderen mit Fleisch - mega lecker und zum Abschluss einen Zitronenkuchen - wieder mega lecker. Und natürlich Wein und Wasser so viel man möchte. Das alles für 10€. Der Hammer 🤩

    Wir quatschten alle in unserer Sprache durcheinander und verstanden uns doch irgendwie. Natürlich immer die drei Hauptfragen: Wo gestartet, wie lange und warum man auf den Jakobsweg geht. Nach dem Essen ein „Buen camino“ und gute Nacht. Es war ein wunderschöner geselliger Abend. Die Sozialphobie blieb draußen vor der Tür.

    Etappenlänge: 30km
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  • Day 10

    San Mamede A Pena - O Logoso

    September 6, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 17 °C

    Etwas Bange war uns schon beim Aufstehen, hatte doch die Pilgertruppe von gestern wettertechnisch nur Regen vorhergesagt. Und es regnete auch, als wir zum Frühstück in die benachbarte Albergue und Café gingen. Dort trafen wir auf einige von gestern Abend. So auch auf Gisa, die heute bis „Olveira“ gehen will und gerade beim Aufbruch war. Wir wünschten ihr einen „Buen camino“ und das wir uns eventuell unterwegs treffen werden. Dann gingen wir zum Frühstück und es gab wieder, wie die letzten Tage auch, Toast mit Tomate, Kaffee und das erste mal keinen frisch gepressten Orangensaft. Aber der Toast mit der Tomate war sehr lecker.

    Danach gingen wir zu unserem Zimmer zurück und holten die Rucksäcke. Was soll ich sagen, es regnete. So zogen wir uns die Ponchos über und gingen los. Zum Glück war der Regen nicht so stark wie gestern, sondern eher Nieselregen. Trotzdem waren wir gut gelaunt, da Olaf gestern am eigene Leib erfahren hat, Regen tötet nicht 😂.

    Meist gingen wir auf kleinen, asphaltierten Straßen durch sehr kleine Orte entlang. Die Orte hatten meist auch keinen Namen und bestanden in der Regel auch nur aus 5-6 Häusern. Was uns auffiel war, dass hier in der Gegend vermehrt Land- und Viehwirtschaft betrieben wird. Besonders letzteres war häufig in der Luft zu riechen. Wir kamen auch an ein paar Kuhställen vorbei, unnötig zu erwähnen, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten wurden. Unser Impulse ALLE Tiere freizulassen, ließen wir beim schnellen vorbeigehen fallen.

    Der Regen kam und ging in seiner Stärke. So gab es Abschnitte, wo kein Regen fiel, wir die Ponchos ausziehen und sogar hin und wieder die Sonne vorbei schaute. Dadurch kamen wir sogar mehrfach in den Genuss, herrliche Regenbögen 🌈 zu bewundern 🥰.

    Eigentlich müsste ich mich an die Gegend erinnern können. Aber ich hatte keinen „A-ha“ Moment. Eventuell lag es daran, dass ich beim ersten Mal hier in der Gegend im Dunkeln unterwegs war und beim zweiten Mal die Sonne schien. Dann sieht die Landschaft auch ganz anders aus.

    Manchmal ähnelte die Landschaft durch den Regen und den Nebel in den Hügeln eher an Irland oder Schottland, als an Spanien. Sogar kam uns in den Sinn, dass könnte so auch im Harz aussehen. Trotzdem war es wunderschön - zumindest wenn die Sonne da war - durch diese Natur zu gehen. Letztendlich waren wir meist mit unseren Ponchos beschäftigt, diese an- oder auszuziehen - oder zu lüften, damit die innere Feuchtigkeit entweichen kann. Was uns noch auffiel war, dass sehr viel Deutsche unterwegs sind. Zwei uns überholende Männer sprachen (sehr) laut über die „Frau im Manne“ und was passieren würde, wenn sie (die Männer) die Weiblichkeit in sich akzeptieren würden. Angeblich stünde das wohl auch so in der Bibel. Beim Überholen meinten wir, „… da habt ihr aber ein interessantes Thema…“. Sie meinten, dass wir gerne mit diskutieren könnten, wenn wir mit ihrem Tempo mithalten können - Ähm… was für Armleuchter dachten wir uns. Sie kamen von Dialekt her aus Süddeutschland (Bayern?).

    Wir erreichten unspektakulär den Ort „Olveiroa“ und haben bis hier hin auch nicht die Gisa getroffen. Möglicherweise ist sie ein Stück mit dem Taxi gefahren oder unterwegs eingekehrt und wir haben sie unbemerkt dadurch überholt. In dem Ort machten wir kurz Rast und hier konnte ich auch erstmalig meine Erinnerung auffrischen. Das erste Mal hatte ich hier in der Pilgerunterkunft in der privaten Albergue „Casa Loncho“ übernachtet und beim zweiten Mal ein Doppelzimmer mit Edith geteilt. Die Unterkunft mit den anderen Pilgern habe ich als schrecklich in Erinnerung, die mit Edith hingegen als sehr positiv.

    Wir gingen weiter und mussten unsere Ponchos überziehen, da es erneut stärker zu regnen begann. Es ging bergauf und mit jedem Schritt nahm gefühlt auch der Regen und der Wind zu. Eine Möglichkeit sich unterzustellen gab es nicht. So wurden auch wieder unsere Schuhe innen nass und das so kurz vor dem Ziel. Egal - da müssen wir durch und wie Olaf erfahren hat, tötet uns der Regen nicht und Olaf hielt sich wacker und bekam nicht mal schlechte Laune.

    So erreichten wir mit nachlassender Feuchtigkeit von oben unser heutiges Ziel, die abseits und somit ruhig gelegene Albergue „O Logoso“. Wir checkten ein und im Zimmer gab es leider kein Fön, um damit die Schuhe zu trocknen. Die stopften wir stattdessen mit (sauberen) Klopapier aus, in der Hoffnung, dass morgen die Schuhe etwas trockener sind. Eine Pause später gingen wir zum Essen. Es gab wieder Pilgermenü, wo man Vor- und Hauptspeisen aus jeweils drei Varianten auswählen konnte. Für uns kamen nur sämtliche 3 Vorspeisen in Frage, weil es sonst nur Huhn, Rind und Fisch gab. Die Verständigung, dass wir nur die Vorspeisen möchten, gestaltete sich etwas schwierig aber es klappte. Zwei deutsche Frauen am Nebentisch fragten uns später wie wir das gemacht haben. Denn bei ihnen hat es nicht funktioniert. Wir beschrieben, wie man das Pilgermenü zusammen stellen muss. Dadurch kam es eben zu der Schwierigkeit, dass man (eigentlich) nicht nur sämtliche Vorspeisen als „Pilgermenü“ nehmen kann. Wie lachten alle und es war gut, das wir das Rätsel über die schwierige Bestellung lösen konnten. Eine Stadt- oder Ortsbesichtigung mit 5 Häusern erschien uns nicht praktisch zu sein, da wir bereits alles gesehen haben und gingen nach dem Essen auf unserer Zimmer zurück.
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