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  • Day 3

    Mandarinen, Olivenbäume und Steineichen

    January 16, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 4 °C

    Es ist kalt in der Nacht und auch in den Gebäuden. Edith hatte entsprechend viel Klamotten für die Nacht angezogen. Für mich reichte ein Shirt. Gegen 07:50 Uhr, es war noch dunkel draußen, weckte ich mit Geräuschen Edith. Sie hatte etwas besser als die Nacht davor geschlafen. Bei dem Preis von 14€ pro Person, war auch ein Frühstück dabei. Dazu konnte man sich in der Küche selbst bedienen. Es gab Toastbrot, Kekse, abgepackte Kuchenstücke, Margarine, Tomaten, Olivenöl und Kaffee. Edith wollte in einem Café ein Frühstück zu sich nehmen und so machte ich mir Toast mit Olivenöl und dazu einen Kaffee. Auf die Tomaten hatte ich keine Lust. Nach dem Packen der Rucksäcke gingen wir auch schon los. Beinahe hätte Edith ihre neuen Wanderstöcke stehen lassen. Was ein wenig blöd wäre, da man beim Verschließen der Eingangstür sonst nicht mehr in das Haus gekommen wäre. So aber war sie für meinen Hinweis dankbar - es ist schön, mit Dankbarkeit in den Tag zu starten ☺️

    Wir gingen zu einem Café, welches wir gestern Abend schon gesehen haben. Hier holten wir uns frischen Kaffee und für Edith gab es Toast mit Olivenöl und Tomaten (LOL). Nach dem Café überlegten wir oder besser ich überzeugte Edith, den Weg über den Fluss zu nehmen. Das war allerdings nur möglich, wenn der Fluss wenig Wasser führte. Als ich damals vor 6 Jahren hier entlang ging, war es leider nicht möglich und man musste über eine nahe gelegene Autobrücke gehen. Wir hatten Glück. Es war wenig Wasser und so konnten wir dem matschigen Pfad über den Flusslauf nehmen. Eine Stelle war allerdings etwas schwierig, weil man über drei Steine springen musste. Das ist mit Rucksack natürlich etwas schwieriger. Edith entschied sich zurück und über die Brücke zu gehen. Ich hüpfte über die Steine, stieg die Böschung hinauf und folgte dann dem Weg.

    Es war klar, wo wir uns dann treffen. An einer Tankstelle, die gleichzeitig die letzte Einkehrmöglichkeit vor einer 17km langen Etappe ist. Hier holte ich Cola für uns beide. Für mich eine Erfüllung eines Wunsches, wie auch den Fluss zu überqueren. Hier an der Tankstelle hatte ich mir damals etwas zu trinken gekauft und es war sehr heiss. Heute waren die Temperaturen wesentlich erträglicher.

    Nach der Tankstelle ging es durch ein kleines und ziemlich schmutziges Industriegebiet. Kurz dahinter, gingen wir an einer Mandarinen-Plantage entlang. Die kleinen Bäume trugen massig reife Mandarinen - aber wegen eines Zauns, kamen wir nicht daran. Schade. Während rechts die Mandarinen leuchteten, waren links am Weg tragende Olivenbäume. Was für ein schöner Weg. Gekrönt durch weiß und gelb blühende Blümchen - einfach nur herrlich.

    Nach einer Weile endete die Madarinen-Plantage, während links noch die Olivenbäume standen. In der Ferne war eine Ruine zu erkennen, die mir ebenfalls in Erinnerung geblieben ist. Schon damals habe ich mich etwas geärgert, dass ich diese nicht näher betrachtet habe. Aber heute will ich sie sehen. Edith machte Rast und ich ging über das frisch keimende Weizenfeld zur Ruine. Es war über die Ruine leider nichts herauszufinden. Alt konnte sie wegen der verwendeten Baumaterialien und dem Swimmingpool (Reste davon) jedenfalls nicht sein. Ich betrachtete die Innenräume mit den Kaminen und kletterte über einen eiserne Steigleiter 3 Etagen nach oben auf dem Turm. In der Ferne sah ich Edith sitzen. Meinen Rucksack musste ich unten stehen lassen, weil wir beide zusammen nicht in den schmalen Aufstieg passten.

    Zurück zu Edith. Sie hatte mittlerweile Besuch bekommen. Eine Amerikanerin, die in „Sevilla“ lebt, hatte ein paar Freunde auf der „Via“ begleitet und geht nun zurück nach „Sevilla“. Wir waren die einzigen Pilger, denen sie begegnet ist. Wie schön, dann sind die Herbergen auch nicht ausgelastet und wir bekommen ein Bett.

    Die herrliche, von Kork- und Steineichen, zwischen denen Rinder und Pferde weideten, geprägte Landschaft, lässt das Pilgerherz gleich höher schlagen. Sie birgt ein wahres Tier- und Vogelparadies. Zahlreiche Vogelarten, die man in Mitteleuropa kaum noch sieht, sind hier häufig anzutreffen. Wiedehopfe, Bienenfresser, Blauracken, Pirole, Eichelhäher, Rebhühner usw. (Auszug Wanderführer Outdoor). Wir können das bestätigen, da wir kurz innehielten, um den herrlichen Klängen der verschiedenen Vögel zu lauschen.

    Im Prinzip gingen wir durch diese Landschaft auf breiten Wegen. An einer mit mehreren Sprachen ausgeschilderte Wasserstelle, machten wir dahinter kurz Rast. Im Hochsommer ist die Wasserstelle eine Garantie, um an frisches Wasser zu kommen.

    Der Weg war ab hier ein Schotterweg und wir kamen auf eine Landstraße, die später zur Autostraße nach „Castilblanco de los Arroyos“ führte - unser heutiges Ziel. Immer an der Straße entlang, führte etwas abseits davon ein Pfad. Hier gingen wir bis zum Ortseingang und machten an der ersten Möglichkeit eine kleine Pause bei Bier und Pommes. Dann gingen wir weiter durch den Ort und suchten unsere Unterkunft, die wir uns gestern ausgesucht hatten. Es war eine familiär geführte private Herberge in einer Seitenstraße. Freundlich wurden wir von „Dobbie“ dem kleinen Yorkshire Terrier begrüßt. Die Hospitaliera begrüßte uns und holte ihren Sohn, der ein wenig englisch sprach. Sie zeigten uns die Räumlichkeiten und unser Doppelzimmer (30€). Es war kalt in dem Raum und wir duschten erst einmal heiß. Dann ging es in den Ort - denn sonst war nicht viel in dem Zimmer zu machen. Aber es gab sehr schnelles WLAN - hehe.

    In einem Restaurant tranken wir noch etwas und trafen auf einen Pilger, der in der selben Unterkunft wie wir ist. Es ist Franzose und als er vor 20 Jahren das erste mal den Jakobsweg gegangen ist, habe dies sein gesamtes Leben verändert. Er habe seinen Job gekündigt und ist nun freiberuflicher Guide für Menschen, die auf dem Jakobsweg gehen. Das mache er ein halbes Jahr und das andere halbe Jahr geht er für sich alleine. Ich bin begeistert - voll mein Ding. Aber ich möchte nicht von morgens bis abends Menschen um mich haben und die dann auch noch durch die Landschaft begleiten. Das würde mir kein Spaß machen. Aber es gibt mir Input und Ansporn für Ideen 😊

    Etappenlänge: 20,1km
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