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  • Day 234

    Aloha kakahiaka, ko punani!

    June 18, 2017 in the United States ⋅ ☁️ 22 °C

    Hawaii war innerhalb unseres Trips stets als Verschnaufpause nach dem USA-Festlanddurchmarsch gedacht. Und in der Tat, wir haben ein wenig Erholung gebraucht. Immerhin sind wir in den letzten fünf Wochen mit Ausnahme von Kanab und San Francisco in keinem Ort länger als zwei Tage geblieben, und unsere Tage waren proppenvoll mit irgendwelchen Unternehmungen, die nicht selten körperlich recht anstrengend waren (vor allem für mich). Auf Hawaii wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen. Aus dem Grund entschieden wir uns auch für Rental Houses und Sternfahrten anstatt Hotels und Roadtrip; es ist wesentlich entspannter, nur eine Bleibe zu haben, und die überschaubare Größe der Inseln ließ es auch zu, von einem Standort aus verschiedene Touren zu unternehmen.

    Die Wahl der Inseln war da schon etwas diffiziler. Immerhin gibt es auf Hawaii fünf Hauptinseln und zahlreiche kleinere Nebeninseln. Letztere sind aber entweder nicht wirklich touristisch erschlossen, oder in privater Hand, oder schon zu alt und fast schon wieder verschwunden...denn die Inselgruppe umfasst eigentlich über 130 Inseln oder Inselreste. Immer neue Inseln tauchten im Laufe der Jahrmillionen oberhalb des Hotspots aus dem Meer auf, um anschließend von Wind und Wellen zerfressen weitere Millionen Jahre später wieder zu verschwinden. In geologischen Zeitdimensionen gedacht ist Hawaii somit immer nur eine Momentaufnahme von Inseln, die inmitten des Pazifiks ständig entstehen und wieder untergehen und sich dabei unentwegt Richtung Nordwesten bewegen.

    Wir entschieden uns letztendlich für die Jüngste, Hawaii, die auch zur Namensgeberin der gesamten Inselgruppe wurde und auch als Big Island bekannt ist, und die Älteste, Kauai. (Für die Klugscheißer unter euch: eigentlich ist Lo'ihi, 35km südwestlich vor Big Island, die jüngste Insel. Sie ist zwar schon gut 3000m hoch, aber trotzdem noch knapp einen Kilometer unter der Wasseroberfläche. Und natürlich sind die Nordwestlichen Hawaii-Inseln älter, aber nicht touristisch erschlossen.) Und warum gerade diese zwei? Die Älteste, weil die Elemente genug Zeit hatten, um aus ihr ein Wunder der Natur zu gestalten...und wegen der Strände. Die Jüngste, weil der Schaffungsprozess bei ihr noch im vollen Gange ist und sie Tag für Tag weiter wächst; zwei der insgesamt drei aktiven Vulkane der Inselgruppe befinden sich auf Big Island (...und Nummer drei ist wie gesagt unter Wasser).

    Unser Haus auf Big Island wählten wir auch aus diesem Grunde recht nah am Vulcano Nationalpark, keine 10km davon entfernt und wunderschön inmitten des sich dort befindlichen Regenwaldes. Ja, das mit dem Regenwald ist uns auch leider zu spät (nämlich erst als wir hier waren) aufgefallen: es gibt eine ganz bestimmten Grund, warum das Ding so heißt. Im Regenwald regnet es nämlich recht oft.
    Die ersten beiden Tage hat uns der Regen gar nicht groß gestört; wir waren recht froh, ein wenig Pause aufgezwungen zu bekommen und genossen die Zeit in unserem Dschungelhäuschen. Als es allerdings auch am dritten Tag (und eigentlich allen darauffolgenden Tagen) nicht wesentlich besser wurde, beschlossen wir dann doch, ein wenig die etwas entfernteren Gegenden der Insel zu erkunden, um festzustellen, dass es wirklich immer nur hauptsächlich bei uns wolkig und regnerisch war. So hatten wir aber die Möglichkeit, nicht nur die zahlreichen Wanderungen innerhalb des Volcano National Parks zu unternehmen (meistens bei Regen), sondern auch regenärmere Orte kennen zu lernen, wie den Mauna Kea mit über 4.100m Höhe (kein Regen, da über den Wolken!) oder das tropisch bewachsene Waipio-Tal. Es ist wirklich unglaublich, was Mutter Natur mit einem bisschen Wärme und viel Regen aus einem erstarrten Lavabrocken alles so machen kann!

    Was allerdings ein bisschen schade ist: um den Kilauea, einer der beiden noch aktiven Vulkane auf der Insel, wurde aufgrund sehr hoher SO2-Konzentrationen in der Luft ein recht großer Sicherheitsperimeter eingerichtet, sodass man die Eruptionen eigentlich nur noch bei Nacht vernünftig sehen kann, da man sich recht weit davon entfernt aufhalten muss und tagsüber der Rauch alles verdeckt. Einheimische haben uns erzählt, früher konnte man so nah an die Lavaströme ran, dass einem die Turnschuhsohlen weggeschmolzen sind (das könnte übrigens auch einer der Gründe sein, warum man mittlerweile nicht mehr so nah ran darf).

    Morgen fliegen wir weiter nach Kauai. Der Regen hat tatsächlich ein wenig genervt, aber dieser teilweise extrem abrupte Wechsel aus unglaublichem Wachstum und sehr karger Landschaft, wo die Lavaströme entlangflossen, ist sehr reizvoll. Hier bekommt man ein tieferes Verständnis dafür, welch unglaublichen Kräfte im Laufe der letzten Jahrmillionen zur Entstehung dieser einzigartigen Inselgruppe inmitten des Pazifiks gewirkt haben - und immer noch wirken.
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