• Сербиен!

    Apr 28–29 in Serbia ⋅ ⛅ 20 °C

    6. Etappe: Baja (HUN) - Sombor (SRB): 81km; 3:58h

    Ja, es holt mich immer wieder ein. Meine mit Erfolg abgeschenkten Russischstunden... Hätte ich in der Schule nur mal besser aufgepasst, dann müsste ich dieses kyrillische Alphabet jetzt nicht noch einmal lernen.

    Aber von Anfang:
    Ich verabschiede mich am morgen diesen Tages von Ilia. Es ist Montag und es stehen meine Arbeitstage an. Ilia wird mit dem Zug weiter fahren um sein Knie zu schonen und ich mache mich auf den Weg in die nächstgrößere Stadt um dort bei einem leckeren Käffchen mit meinen privaten und beruflichen Ta-Da's wieder up-to-date zu kommen.

    Soweit der Plan. Wäre da nicht: die Donau! Die liegt nämlich zwischen mir und meinem Suchtmittel. Verdammt! Ich muss wirklich besser meine Route begutachten, bevor ich starte!
    Zum Glück hat jemand für mich mitgedacht und es fährt eine Fähre von der einen Uferseite zur anderen. Das geht an sich auch recht fix, aber wenn du beim befahren der Fähre im grummeligster Kurzangebundenheit erfährst, dass du dein Ticket nicht auf dem Boot kaufen kannst, sondern beim Ticketverkauf, das aber nirgendwo steht, ich zum Ticketschalter renne und die Fähre trotzdem nicht warten kann und sich bockig von mir abwendet, um wieder Richtung Nordufer zu fahren, bin ich auch bockig. Und auf Kaffee und Kroatien und vor allem Fähre, habe ich nun auch keine Lust mehr!

    Ilia erzählt mir glücklicherweise gestern, dass es noch einen anderen Weg nach Belgrad gebe, direkt über Serbien, ohne erst ein Stück durch Kroatien zu fahren. "Weißte du doofe Fähre, ich brauch dich nicht um nach Belgrad zu kommen!"
    Von meinen gesparten Forint kaufe ich mir stattdessen eine große Schale ungarischer Erdbeeren und kehre der Fähre ebenfalls bockig dem Rücken zu...

    Naja, wie im ersten Abschnitt angedeutet, bin ich eigentlich noch nicht bereit, die EU zu verlassen. Neue Währung, neue Sim-Karte und Worte, die ich nicht einmal mit zwei Promille lesen könnte (dabei sollen sich ja Fremdsprachenkenntnisse unter Alkoholeinfluss stark verbessern. Hätte ich mal mehr Palinka und Fütyülös getrunken!)
    Trotzdem stehe ich eine Stunde später an der serbischen Grenze, werde neugierig beäugt von den Beamten und kann aber doch nach kurzer Passkontrolle direkt weiter fahren. Es ist immer ein richtig wildes Gefühl, mit dem Fahrrad oder zu Fuß über eine Ländergrenze zu fahren...

    Es ändert sich aber erstmal nicht viel. Hier ist genauso tote Hose wie eben noch in der ungarischen Puszta. Die Sonne prasselt inzwischen wahnsinnig intensiv auf meinen neuen Helm (sponsored by meiner Tante und meinem Onkel!! Viielen Dank noch einmal dafür! :)) und ich bin immer froh, wenn ab und an ein paar Bäume oder gar ein Wäldchen meinen Weg kreuzen... Heute habe ich auch wieder Gegenwind. Immer wieder merke ich, was das für ein Endgegner ist.

    Ich erreiche am frühen Nachmittag "Sombor" und bestelle mir endlich meinen Kaffee, auf den ich schon seit heute morgen warte und der mir jetzt eigentlich schon gar nicht mehr wichtig ist. Aber ich brauche eben Internet und Strom zum arbeiten... Nur, sehr lange halte ich es in dem Café nicht aus. Warum?
    Serbische Raucher genießen in ihrem Land nahezu grenzenlose Freiheit. Und so kommt es, dass überall geraucht wird. Draußen, drinnen, in Restaurants und Cafés... Nachdem sich ein älterer Herr direkt neben mich setzt und sich genüsslich eine Zigarette anzündet, ist meine Toleranzschwelle gebrochen. Hier will ich nicht weiterarbeiten. Es ist eh schon recht spät. Ich entscheide mir ein günstiges Zimmer zu buchen (15 € für ein riesiges Einzelzimmer mit Bad und Garten... preislich merke ich einen unglaublichen Unterschied seitdem ich nicht mehr in der EU bin) um dort in Ruhe weiterzuarbeiten.

    Ich sitze im Garten, die Vöglein zwitschern. Wo ich eben noch traurig war, dass ich diese Nacht nicht an der Donau unter freiem Himmel schlafen werde, macht dieser friedvolle Platz alles wieder gut. Und ich bin hier auch wieder up-to-date :)
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