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  • Day 83

    Knivskjellodden und Nordkap 🌐

    July 22, 2021 in Norway ⋅ ☁️ 7 °C

    Augen zu und durch. Das Wetter hier im Norden wird merklich kühler, nasser und grauer. Daher haben wir uns entschlossen, einen Spurt Richtung Norden zu machen. Dazu mussten wir die Grenze nach Norwegen passieren. Gegen 23.00 überquerten wir den Fluss Anarjohka bei Karigasniemi, der Finnland und Norwegen trennt. Nach dem wir schon dachten, wir wären drüben tauchten auf einmal Verkehrshütchen und Schilder auf. Plötzlich trat ein Polizist aus einem Container heraus und erklärte uns, dass die Grenze geschlossen sei und wir am nächsten Tag ab 8.00 MESZ es noch einmal probieren sollen. Wir drehten um und verbrachten eine weitere Nacht in Finnland an einem der nächstgelegenen Parkbuchten an der Straße, von der aus wir gekommen waren. Streng nach dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“ fuhren wir am nächsten Vormittag zur Grenze. Vor uns waren noch andere deutsche Camper unterwegs. Bei uns war alles in Ordnung, daher konnten wir zügig weiter fahren. Das Wetter war zwar nicht viel besser, als bei unserem ersten Grenzübertritt, aber zumindest war unser Ziel nicht mehr ganz so weit weg: Das Nordkap.
    Das Nordkap ist der nördlichste Punkt in Europa, den man mit einem Wohnmobil erreichen könnte, ohne eine Fähre zu benutzen. Es liegt zwar auf der Insel Magerøya, aber diese ist mit einem 7 km langen Tunnel mit dem Festland verbunden. Hinter dem Tunnel gibt es einen Rastplatz, auf dem wir nächtigten. Es ist sehr stürmisch geworden und es regnete kräftigt. Unser Wohnmobil wurde in dieser Nacht ziemlich durchgeschüttelt und wir mussten zeitweise auch die Heizung anmachen. Das erste Mal auf der Reise. Aber sie funktionierte gut. Bisher hat uns Kermit(🚐) nicht im Stich gelassen. Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter nur leicht gebessert und wir fuhren weiter, bis wir ca. 9 km vorm eigentlichen Nordkap auf einem Wanderparkplatz Halt machten. Von hier aus kann man nämlich das „wahre Nordkap“ am besten erreichen. Und zwar zu Fuß! Auf geht’s nach Knivskjellodden!
    Knivskjellodden ist nämlich der eigentlich nördlichste Punkt von Magerøya. Da er aber für den einfachen Busreisenden nicht so einfach zu erreichen ist, hat dieser Ort auch nicht so ein gutes Marketing. Während das Nordkap bei einer geographischen Breite vo N 71° 10′ 21″ liegt, liegt Knivskjellodden 1400 m weiter nördlich bei 71° 11′08′. Dadurch das Magerøya eine Insel ist, ist der nördlichste Punkt des europäischen Festlandes übrigens Kinnarodden welches südöstlich liegt aber schwer zu erreichen ist.
    Gegen 16:00 entschlossen wir uns loszuwandern. Bei gefühlten -2°C machten wir uns in unserem Zwiebelkostüm ins raue Ödland von Magerøy und kämpften gegen Regenschauer und starken Wind zwischen 5 und 7 Bft. Über Steinhaufen und Gebirgsbäche wanderten wir durch die Hügellanschaft, die an Landschaften aus den "Herr der Ringe"- Filmen oder der "Game of Thrones"- Serie erinnern. Zwischendurch kamen uns ein paar Wanderer entgegen, die den Weg zur nördlichen Spitze schon geschafft haben. Der Weg führte weiter bis runter zur Küste. 300 Höhenmeter liegen hinter uns, von den wir wussten, dass wir sie auf dem Rückweg wieder hochstiefeln müssen. Der steinige Untergrund verlangte hohe Konzentration, damit man nicht umknickt. Wir waren froh, gute Wanderstiefel mitgenommen zu haben. Kaum auszumalen, wenn man sich hier die Knöchel verstaucht. Der letzte Kilometer vor dem Ziel führte am felsigen Fuße der hochragenden Klippen entlang. Es begann wieder stärker an zu regnen und der Wind wurde deutlich stärker. Auf Grund des Westwindes wirkten die Klippen wie eine Düse, die den Wind beschleunigen, so dass es nicht mehr einfach war, gerade zu stehen. Über die schrägen Felsen floss das Wasser, was diese zu einer rutschigen Angelegenheit machten. Zudem fanden wir keinen weiterführenden Wegpunkt. Vor uns lag eine Felsspalte. Andere Wanderer waren auch nicht mehr in Sicht. Der bisherige Weg hat bereits an unseren Nerven gezerrt. Macht es bei den Gegebenheiten noch Sinn weiterzuwandern? Wir waren bereits 2,5 h unterwegs und trotz Polartags wurde es dunkler. Jetzt aufgeben? So kurz vorm Ziel? Zumindest waren wir schon nördlicher als das Nordkap. Aber das Ziel ist doch so nah!
    Gegenseitig motivierten wir uns und fanden schließlich nach ein paar Versuchen doch den richtigen Weg durch die Felsspalte und watschelten im geduckten Gang über die nassen Felsen um nicht weggeweht zu werden. Der weitere Weg verbesserte sich dann wieder und auch der Wind ließ nach. Nach ca. 3h Wanderung erreichten wir endlich das Ziel und trugen uns in das Besucherbuch ein und genossen die unendliche Sicht in Richtung Norden und zu den hunderte Meter hohen Klippen des Nordkaps in südöstlicher Richtung. Dann machten wir uns wieder auf den Rückweg. Nur noch wenige Wanderer waren hinter uns. Gegen 22.00 erblickten wir erschöpft aber überglücklich unseren Kermit und erholten uns erst einmal von der Wanderung.
    Später entschieden wir uns dann noch zum „Touristen“-Nordkap zu fahren und parkten auf dem nördlichsten Wohnmobilparkplatz Europas. Den Gang zur Weltkugel ließen wir uns dann doch nicht entgehen.
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