• Eine Nacht, die wir nie vergessen werden

    6 февраля, Норвегия ⋅ 🌬 -2 °C

    Tanz der Lichter

    Der Himmel ist grau verhangen, Schnee rieselt leise herab. Keine Nordlichter in Sicht. Laut Wetterbericht soll es gegen Mitternacht aufklaren – ein Hoffnungsschimmer. Doch schlafen? Unmöglich. Immer wieder spähen wir nach draussen, unser Blick sucht das Firmament. Dann, kurz vor Mitternacht, passiert es: Ein erster zaghafter Schimmer. Sekunden später breiten sich grüne Bänder über den Himmel aus, als hätte jemand mit einem leuchtenden Pinsel Schwünge in die Nacht gemalt. Also warm einpacken und raus.

    Fasziniert beobachten wir das Spektakel, das immer intensiver wird. Die Lichter tanzen, wirbeln über uns hinweg, huschen mit atemberaubender Geschwindigkeit von einer Seite des Himmels zur anderen. Ich lege mich auf den Boden, den Blick direkt nach oben, um sie in ihrer vollen Pracht zu bestaunen. Rolf steht mit der Kamera daneben, flüstert immer wieder „Unfassbar. So stark. So einmalig!“ Seine Fotos fangen den Zauber ein, doch nichts kann dieses Live-Erlebnis ersetzen. Erst gegen 2 Uhr finden wir uns müde, aber glücklich, im Bett wieder.

    Durch den Schnee auf neuen Wegen

    Der Morgen überrascht uns mit einem wolkenlosen Himmel. Perfekt für ein kleines Abenteuer! Schneeschuhe an, Drohne eingepackt, und los geht’s. Keine vorgetretenen Pfade, nur wir und der knietiefe Schnee. Jeder Schritt ist mühsam, aber die Landschaft belohnt uns tausendfach: glitzernde Weiten, absolute Stille – bis auf unser eigenes Keuchen. Die Anstrengung verschwindet im Anblick der unberührten Schönheit.

    Zurück im Knutschi steuern wir Karasjok an. Ein Zwischenstopp im Sami-Spezialitätenshop bringt uns handgefertigte Schätze, dann gönnen wir uns ein gemütliches Frühstück auf einem Rastplatz. Die Stille, das frische Brot – ein perfekter Moment.

    Der Himmel verdunkelt sich langsam, der Wind nimmt zu. Die weiten Hochebenen und die karge Tundra mit ihren wenigen Bäumen lassen ihn ungehindert über die Strasse fegen – Schneeverwehungen setzen ein. Ein klares Zeichen, dass es Zeit wird, Unterschlupf zu suchen. Also steuern wir Kautokeino an – einen Ort, der mit seiner schlichten, rauen Schönheit fasziniert.

    Schon bei der Einfahrt fällt uns auf: Hier gibt es mehr Rentiere als Menschen. Kautokeino ist das Herz der samischen Kultur, und das spürt man überall.

    Während draussen der Wind heult, richten wir uns auf dem Campingplatz Duottar gemütlich ein. Knutschi steht fest verankert in der verschneiten Landschaft, während wir uns drinnen aufwärmen.

    Morgen vielleicht ein Besuch bei Juhl’s Silver Gallery? Oder ein Treffen mit Rentierzüchtern? Kautokeino fühlt sich an wie das Ende der Welt – und doch pulsiert hier eine ganz eigene, tiefe Kultur, die sich der Kälte und Einsamkeit widersetzt. Wir kuscheln uns in unsere Decken, lauschen dem Wind und freuen uns auf den nächsten Tag in dieser besonderen Ecke der Welt.
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