• Elchsichtung

    February 24 in Norway ⋅ ⛅ 1 °C

    Früh aufstehen ist ja normalerweise nicht unser Ding, aber heute machen wir mal eine Ausnahme. Der Grund? Wir haben eine lange, aber wunderschöne Fahrt vor uns! Also raus aus den Federn, Knutschi startklar machen und los geht’s.

    Zuerst geht’s zu Caro, um alles zu bezahlen – Ordnung muss sein. Marcel und Doris sind noch beim Frühstück, wir bringen ihnen einen Flyer von Womoland, dass sie noch etwas anzuschauen haben. Dann verabschieden wir uns herzlich von allen, schwingen uns ins Wohnmobil und fahren weiter Richtung Norwegen.

    Wir starten auf der E12, dem sogenannten Blå vägen, der von Norwegen über Schweden bis nach Russland führt. Die Strasse führt uns durch eine faszinierende Winterlandschaft, entlang endloser Wälder und vereister Seen. In Storuman biegen wir rechts ab und folgen der Route weiter nach Tärnaby. Die E12 ist gut ausgebaut, aber auf den schneebedeckten Abschnitten ist dennoch volle Konzentration gefragt.

    Dann, urplötzlich, steht er da: ein riesiger Elch am Ufer eines zugefrorenen Sees. Natürlich haben wir keinen Fotoapparat bereit, und bis wir auf die Bremse trete, sind wir schon vorbei. Schnell drehen wir um und fahren langsam zurück. Doch der Elch ist verschwunden! Einfach weg! Wo kann so ein riesiges Tier nur so schnell hin sein? Wir drehen nochmals und fahren die Strecke im Schritttempo ab. Nichts. Unglaublich. Dann, wie aus dem Nichts, trottet der Elch keine 15 Meter hinter unserem Knutschi seelenruhig über die Strasse.

    Bis wir die Kamera bereit haben, ist er schon im Wald. Also tun wir das, was jeder Abenteurer tun würde: Wir nehmen die Verfolgung auf! Nach wenigen Metern im tiefen Schnee merken wir jedoch, dass der Elch uns spielend abhängt. Während wir bis zu den Hüften einsinken, trabt er elegant und mühelos weiter. Wir geben auf, lachen über unsere Naivität und schauen ihm zu, bis er zwischen den Bäumen verschwindet. Als würde er uns zeigen wollen: „Wenn ich nicht will, dass ihr mich seht, dann seht ihr mich nicht!“

    Mit diesem Erlebnis im Kopf fahren wir weiter nach Tärnaby – klingt unscheinbar, ist es aber nicht. Hier ist immerhin Ingemar Stenmark aufgewachsen! Der legendäre Skifahrer, der so viele Rennen gewonnen hat, dass man die Pokale kaum noch zählen kann. Ein bisschen Sportler-Flair gefällig? Wir fahren weiter, aber nicht ohne noch schnell einzukaufen.

    Mit gut gefülltem Kühlschrank und voller Vorfreude geht es weiter durch diese atemberaubende Landschaft. Knutschi schnurrt wie ein Kätzchen, und wir freuen uns auf das, was noch vor uns liegt – Norwegen, wir kommen!

    Die unbesetzte Grenze überqueren wir bei Umbukta und halten Ausschau nach einem schönen Schlafplatz. Kaum sind wir in Norwegen, taucht auch schon der erste vielversprechende Spot auf. Doch er liegt im Schatten und hat keinen Handyempfang. Also weiter. Wenige Kilometer später erreichen wir Røssvasshuset – und sind sprachlos.

    Ein Rastplatz mit Blick auf einen zugefrorenen See und die umliegenden Berge. Die letzten Sonnenstrahlen kitzeln den Schnee, und es gibt ein kleines Häuschen. Aber nicht irgendein Häuschen! Drinnen erwartet uns nicht nur ein sauberes WC, sondern auch ein beheizter Aufenthaltsraum mit riesigen Fenstern und sogar einer kleinen Mineralienausstellung! Und das Beste: kein einziger Kratzer an den Wänden, kein Vandalismus. Ein Hüttenbuch liegt bereit, und anstelle von Schmierereien höfliche Einträge. Warum kann das nicht überall so sein?

    Das erinnert uns an die Einkaufswägelis im Norden: keine Pfandsysteme, kein Einsammeln, und trotzdem stehen sie alle schön da, wo sie hingehören. So einfach kann das Leben sein, wenn sich alle an ein paar simple Regeln halten.

    Wir lieben den Norden!
    Read more