• Vom Kopfweh zum Kopfsteinpflaster

    September 16 in France ⋅ 🌬 16 °C

    Wo Radhelden stolpern und Elefanten schweigen

    Heute Morgen weckt mich kein Wecker, sondern ein hämmernder Presslufthammer, der sich als mein eigener Schädel tarnt. 6 Uhr – irgendwer da oben hat definitiv Humor. Zum Glück habe ich meinen persönlichen Barista dabei: mein Liebster stellt mir einen so starken Kaffee hin, dass die Tasse fast von selbst Richtung Küche wandert. Nach dem ersten Schluck falle ich noch einmal für eine Stunde ins Bett – Wunderheilung à la Arabica.

    Doch dann muss ich raus! Die Welt ruft – oder genauer gesagt: das Licht. Dieser Morgen ist so schön, dass ich fast vergesse, dass mein Kopf noch immer rumpelt. Kamera geschnappt, Klick, Klick – eingefrorene Augenblicke.

    Wir brechen früh auf. Ziel: der Wald von Arenberg. Ein 2,3 Kilometer langer, denkmalgeschützter Waldweg in Nordfrankreich. Kopfsteinpflaster, so uneben und unfreundlich, dass jedes Navigationsgerät „ernsthaft?“ fragen würde. Hier werden Helden gemacht und Träume zerschmettert – die berühmteste Passage von Paris–Roubaix.
    Und wer führt mich hier ein? Rolf Järmann, Ex-Profi. Mein Schatz. Er erzählt, erklärt, zeigt mir jede Welle, jede Schramme im Pflaster. Ich könnte platzen vor Stolz.

    Danach ein Abstecher zu den alten Kohleminen. Schwarz, schwer, Geschichte zum Anfassen. Und dann, mitten im Wald, steht er plötzlich: ein Elefant. Kein lebendiger, sondern ein Elefant aus Stahl und Erinnerung. Riesig, mächtig, aber zugleich seltsam still. In seinem Bauch – ein kleiner Kinosaal, ein Herz voller Bilder. Der „Elefant des Gedächtnisses“ nennen sie ihn.

    Ich schwöre, als wir davorstehen, bewegt er sich leise. Nicht mit seinen Beinen, sondern mit einer unsichtbaren Kraft. Als würde er die Stimmen der Vergangenheit atmen – die Lieder der Arbeiter, das Klirren der Schaufeln, das dumpfe Echo der Gruben. Ein Wächter im Wald, ein Riese, der uns anschaut, als wolle er sagen: Vergesst nicht, woher ihr kommt. Vergesst nicht die, die vor euch waren.
    Und doch hat er etwas Tröstliches. Fast, als würde er uns mit seinen großen, unsichtbaren Ohren zuhören, während wir selbst durch die Welt ziehen, auf unserer kleinen Reise.

    Wir rollen weiter, ein kleiner Stopp zum Einkaufen – Knutschi schnurrt zufrieden mit gefülltem Kühlschrank. Um 18 Uhr erreichen wir unser Tagesziel. Und was für eins! Direkt am Meer. Das Wasser wild, der Wind pfeifend, der Himmel groß. Wir stehen da, müde und durchgerüttelt – und fühlen uns einfach nur glücklich.
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